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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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jene bestimmte Nacht vor einem Jahr erinnert. Ausgerechnet jetzt befanden sie sich wieder unter freiem Himmel, und er entwickelte eine beinahe paranoide Angst davor, sich wieder einen Virus einzufangen. Die Medien sagten bereits eine neue Grippewelle voraus.
    In einer dieser Nächte ereignete sich etwas, das sein Leben verändern würde.
    Die Vorbereitungen waren nach dem üblichen Muster abgelaufen – sie hatten sich den Besuchern präsentiert, sie zu hohen Wetten herausgefordert und sich schließlich am Ring in einer Reihe aufgestellt. Es hatte etwas geschneit, und der Ring war von matschigem Schnee befreit worden. Es war längst nicht so kalt wie in jener mörderischen Nacht. Hanna war eingetroffen, mit ihr einige Dutzend Wettgäste. Während die Wetten angenommen wurden, fiel wieder Schnee, aber er war nass und pappig und Gorgon in Topform.
    Muay Dad wirkte nervöser als sonst, als hätte er eine Vorahnung von etwas Schlimmem. Und obwohl er mit niemandem Streit hatte, wich er den anderen aus. Vor allem aber machte er einen großen Bogen um Stick. Stick zeigte sich heute ausgesprochen aggressiv, schien es kaum erwarten zu können, seine Paarungen zu erfahren. Ein Feuer brannte in seinen Augen, seine Bewegungen wirkten kraftvoll, und seine Wettquoten konnten sich ausnahmsweise einmal sehen lassen. Viele der Besucher schien sein flammender Blick davon überzeugt zu haben, dass der Underdog heute zu einer überragenden Leistung fähig war.
    Der Indianer behielt den Hageren im Auge, skeptisch, wie es schien.
    Gorgon fiel auf, dass Hanna Stick ebenfalls beobachtete. Er hätte gerne ein paar Worte mit ihr gewechselt, doch dazu war es jetzt zu spät. Nach Ablauf der Präsentationszeit durften die Gladiatoren nicht mehr mit den Besuchern reden. Gorgon kniff die Augen zusammen. Hanna hatte nicht mehr in seine Richtung gesehen, seit das Wetten begonnen hatte. Sie würde sich doch nicht etwa für Stick interessieren …
    Die Begegnungen wurden ausgelost, Gorgon traf auf Junk, einen jungen Mischling, Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter. Sie waren gleich als Erste an der Reihe, und auch wenn Gorgon einige Leichtsinnsfehler machte, fand er nach kurzer Zeit zu seinem Kampf zurück und überwältige Junk schließlich mit einigen kraftvollen Schlägen gegen Brust und Kopf. Als er den Ring verließ, fing er einen kurzen Blick von Hanna auf. Immerhin sah sie ihn an. Doch ihr Blick war anders als sonst. Verunsichert. Von dem erotischen Verlangen, das ihre Augen sonst versprühten, war nichts zu erkennen.
    Die nächsten Kämpfe waren hart, aber ohne Überraschungen. Die Favoriten setzten sich durch, wie meist im ersten Durchgang. Als einer der letzten war Stick an der Reihe. Das Los hatte Muay Dad zu seinem Gegner bestimmt. Die beiden waren schon mehrmals gegeneinander angetreten, und normalerweise lagen Muay Dads Siegeschancen gegen diesen Gegner bei 90 Prozent. Stick war zwar flinker als die großen und schweren Kämpfer, aber der Geschwindigkeit und erfahrenen Übersicht des Kickboxers hatte er gewöhnlich wenig entgegenzusetzen.
    Heute lagen die Dinge anders.
    Trotz seiner Hartnäckigkeit spiegelte Sticks Miene vor den Kämpfen stets Furcht wider. Die Aussicht auf eine gehörige Tracht Prügel ließ ihm die Knie weich werden, und niemand konnte es ihm verübeln. Unter den Besuchern waren immer welche, die das Lachen nicht unterdrücken konnten, wenn sie ihn in den Ring gehen sahen, und „Hosenscheißer“-Rufe waren keine Seltenheit.
    Heute lachte niemand, und niemand rief etwas. Stattdessen hielten die Zuschauer die Luft an. Gorgon konnte sich nicht erinnern, wann es zum letzten Mal so vollkommen still um den Ring gewesen war.
    Stick bewegte sich wie eine Raubkatze. Sein Gang war schleichend, sein Kopf lauernd gesenkt, die Augen schienen nicht zu blinzeln, nur auf den Gegner gerichtet zu sein. Muay Dad schluckte zweimal trocken.
    Gorgon entschied, dass Stick unter Drogen stehen musste. Er hatte irgendetwas gegen die Angst genommen, und zwar eine enorme Dosis. Aber dazu hätte er betäubt wirken müssen, wie betrunken oder unter Narkose. Diese Spannung in seinem drahtigen Körper, dieser wache, seinen Gegner durchbohrende Blick … Wenn er etwas eingenommen hatte, dann kein Sedativum, sondern ein Aufputschmittel!
    Es gab manchmal Probleme mit Drogen unter ihnen. Der Indianer tolerierte es, solange man es den Kämpfern nicht ansah.
    Gorgon stellte sich darauf ein, ein einseitiges Duell zu sehen. Unter Drogen

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