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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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irgendwelchen Gespenstern den Kragen umdreht. Auch kein Wachpersonal für das Schloss. Was wir suchen, ist ein Lehrer für unsere Schüler.“
    „Autsch. Keine Geister, Mann?“
    Keine, mit denen du fertigwerden würdest, Mann , dachte Margarete.
    Salvatore hob die Hände beschwichtigend, als Anders von seinem Stuhl aufstand. „Moment. Bitte gehen Sie noch nicht. Betrachten wir das ganze doch einmal von einer anderen Seite. Denken Sie, dass Sie in der Lage sind, die Kunst, die Sie ausüben … äh, an unsere Studenten weiterzugeben?“
    „Wenn sie keine Angst im Dunkeln haben und bereit sind, Dreck zu fressen und zu schwitzen wie die Schweine, dann können sie bestimmt das eine oder andere von mir lernen. Warum nicht?“
    „Und wie hätten wir uns diese Ausbildung in etwa vorzustellen? Können Sie uns ein Beispiel geben?“
    Anders blinzelte und schürzte die Lippen. Er nahm seine Sonnenbrille ab, zog ein Taschentuch aus seiner Manteltasche, rieb die Gläser. Margarete fing einen Blick aus himmelblauen Augen auf und wandte sich ab, damit er keinen Schaden bei ihr anrichten konnte. Kevin C. Anders setzte sich die Brille auf die Nase und bleckte die Zähne.
    „Okay“, sagte er. „Ein Poltergeist. Ein Mädchen in der Pubertät, erste Periode, viel Stress, alles psychisch, klar? Der ganze Druck muss irgendwohin, in die Umwelt. Zuerst sind es nur ein paar Geräusche – dagegen können wir nichts ausrichten. Also erst mal entspannen. Tief durchatmen. Pfffff – haaaa … pffffff – haaaa … Den Puls unter sechzig drücken. Wir sind nicht nervös, hören uns um. Unsere Aufmerksamkeit ist wichtig. Die Ruhe vor dem Sturm. Gefahren lokalisieren. An den Wänden klopft es, die Dielen knarren, und irgendwo klirrt eine Fensterscheibe. Jetzt wird es ernst. Da!“
    Sein rechter Arm schoss blitzartig vor, wies auf einen imaginären Punkt an der Decke. „Die Deckenlampe schwingt hin und her – jetzt fällt sie, und!“ Er platzierte ansatzlos einen Karateschlag ins Leere, machte einen Schritt zurück, bei dem er gleichzeitig eine Vierteldrehung vollführte. „Mehr davon! Und! Und!“ In einem strengen Rhythmus zerschlug er zwei Dutzend unsichtbare herabfallende Lampen. Er tanzte dabei durch den Raum, und er tat es so gut, dass Margarete das irritierende Gefühl hatte, tatsächlich Glas splittern zu hören.
    „Bis jetzt alles mit der rechten Hand – gesehen? Und jetzt fliegen Bücher aus den Regalen. Und! Und! Wenn wir die Füße hoch kriegen, halten wir die Hände frei. Und! Und!“ Er wirbelte herum, dass sich der schwere Ledermantel wie ein Petticoat drehte. Seine Schuhe schlugen genau getimte Löcher in die Luft, mal eines pro Umdrehung, dann zwei und schließlich vier. „Verdammt! Die Dielen – sie platzen auf!“ Er steppte zur Seite, hin und her, immer schneller nach einem verrückten Muster, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Und er tat noch mehr. Sein Blick schien den Dielenbrettern zu folgen, die aus dem sich zerlegenden Fußboden nach oben schnellten, und er verpasste ihnen mit den Schuhen Tritte, die sie in die vier Ecken des großen Seminarraums fliegen ließen.
    „Die Fenster zersplittern! Heilige Scheiße, da hilft nur noch eines.“ Was er nun tat, war wirklich beeindruckend. Mit merkwürdigen, hüftschwingenden Tanzbewegungen brachte er in Windeseile die langen Schöße seines Mantels dazu, rechts und links von ihm auf und ab zu flattern wie die Flügel eines urzeitlichen Flugsauriers. Der Tanz wurde wilder und wilder, bis die Mantelschöße bis über Kopfhöhe hinauf reichten und er vollkommen dazwischen verborgen war. Man konnte förmlich sehen, wie die heransausenden Glassplitter an dem schwirrenden Leder abprallten.
    Margarete hätte jeden Eid abgelegt, dass es unmöglich war, das feste Leder in solche Bewegungen zu versetzen. Als der Mann aus dem Stand einen Meter in die Luft sprang und in einer imposanten Haltung breitbeinig aufkam, die Arme hart vor der Brust gekreuzt, brandete ihm der aufrichtige, aber insgesamt dünne Applaus der drei Zuschauer entgegen.
    „Großartig!“, keuchte Salvatore. „Und … und was unternehmen Sie gegen den Poltergeist selbst?“
    Anders, der unmittelbar nach der Darbietung weniger außer Atem war als sein Publikum, hob langsam die Schultern. „Ein Poltergeistphänomen endet von alleine. Irgendwann. Nach ein paar Jahren spätestens. Am meisten hilft es den Kids, wenn man dafür sorgt, dass sie zum ersten Mal Sex haben. Das vertreibt die

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