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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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anstehen kann“, gab Salvatore zu bedenken. „Genau das meinte ich, als ich sagte, wir sollten ihnen eine Chance geben. Jeder Mensch wächst an seiner Aufgabe.“
    Margarete zog ein finsteres Gesicht. „Bitten wir lieber die dunkle Gunkel herein“, knurrte sie grimmig.
    Salvatore erhob sich. Als er an Margarete vorbeiging, ließ er es sich nicht nehmen, kurz beruhigend ihre Schulter zu tätscheln. Er lief zur Tür und trat hinaus.
    „Nanu“, murmelte er und sah sich um. Die Tür des großen Seminarraums führte direkt in die Eingangshalle, und die drei Bewerber für die Stelle des Dozenten hatte man an einen der Tische vor dem Kamin gesetzt, an denen die Studenten dreimal täglich ihre Mahlzeiten einnahmen.
    Kevin C. Anders saß jetzt allerdings alleine dort. Er ignorierte die Zeitschriften und Bücher, die man ihm zur Zerstreuung hingelegt hatte, und starrte gelangweilt Löcher in die Luft. Von Ute Schikorski und der dritten Bewerberin, Traude Gunkel, war keine Spur.
    Hatte der Kerl die Frauen etwa hinausgeekelt?
    Der Professor näherte sich dem Sitzenden. „Sagen Sie, Sie wissen nicht zufällig, wo Frau Gunkel hingegangen ist?“
    Anders blickte ihn gähnend an. „Ist das die junge oder die alte?“
    „Ich meine die ältere Dame, die eben noch …“
    „Die hat gesagt, sie sieht sich die Bibliothek an. Na ja, ich nehme an, sie wollte aufs Klo und traute es sich nicht zu sagen. In ihrem Alter muss man ja ständig aufs Klo. Ich meine – was sollte es in einer Bibliothek schon zu sehen geben? Außer Büchern natürlich, und Bücher liegen hier immerhin auch ein paar rum. Meine Lieblingsschriftsteller sind übrigens nicht dabei.“ Er nahm ein Taschenbuch zur Hand, ohne hinzusehen, und ließ die Seiten durch seine Finger rascheln.
    „In der Bibliothek also. Und wo ist Frau Schikorski – Madame Spectre?“
    „Die Mieze? War schon nicht mehr hier, als ich rauskam. Das bricht einem das Herz, nicht wahr? Meines ist in tausend funkelnden Splittern, und Ihres ist auch nicht ganz frei von Sprüngen, hab ich recht, Chef? Werden wir sie je wiedersehen? Das ist doch jetzt die Frage. Haben Sie sie abgelehnt, oder kriegt sie die Stelle?“
    „Wir … haben noch keine Entscheidung getroffen.“
    „Hören Sie meinen Rat: Falls Sie ohnehin vorhaben, sie einzustellen, sollten Sie es ihr nicht gleich auf die Nase binden. Bringen Sie sie vorher dazu, mit Ihnen zu schlafen. Frauen tun so etwas, ohne mit der Wimper zu zucken, ehrlich!“
    Während Kevin C. Anders seine wertvollen Lebensweisheiten von sich gab, kamen Margarete und Werner mit fragenden Gesichtern aus dem Seminarraum. Offenbar hatten sie sich gewundert, wo er so lange blieb.
    „Frau Gaukeley, äh, Gunkel sieht sich die Bibliothek an“, gab Salvatore Auskunft. Er hatte einen beachtlichen Teil seiner Ruhe eingebüßt und wusste nicht einmal genau, warum.
    „Die Bibliothek?“, echote der Rektor. „Wer hat sie dorthin eingeladen?“
    „Sie selbst, wie es aussieht“, sagte Salvatore.
    Margarete spitzte die Lippen. „Eine Büchernärrin, wie Sir Darren.“
    „Und nicht gerade die Schüchternheit in Person.“
    „Das ist schon die zweite Übereinstimmung“, meinte Margarete und verdrehte die Augen. „Gruselig.“

4
    Die drei durchquerten die Halle. Als sie die Tür zur Bibliothek öffnen wollten, kam ihnen jemand zuvor. Die Tür schwang auf, und aus dem Zimmer traten mit eiligen Schritten zwei Studentinnen heraus. Es sah ein bisschen aus, als würden sie aus der Bibliothek fliehen . Isabel Holzapfel, die blasse Gruftie-Frau, hatte gerötete Wangen, wie man sie bei ihr noch nie gesehen hatte, und Sanjay Munda, die Halbinderin, war im Gegenteil totenblass geworden. Isabel verzog die Lippen. „Geht lieber nicht da rein“, sagte sie knapp.
    Margarete ergriff das Mädchen an den Oberarmen. „Was ist los? Gibt es ein Problem?“
    „Ein Mode-Problem“, antwortete Sanjay an Isabels Stelle. „Wir tragen die falschen Klamotten.“
    „Und wir schminken uns falsch“, fügte die Schwarzgekleidete hinzu.
    „Enene ist noch drin“, erklärte Sanjay. „An ihm scheint sie nichts auszusetzen zu haben. Vielleicht liegt es daran, dass er ein Ma…“
    In diesem Moment wurden die beiden jungen Frauen, die noch immer direkt vor der Tür standen, von zwei dunklen Händen auseinandergedrückt, sanft zunächst, doch dann, als sie nicht gleich Platz machten, fast schon gewaltsam. Da war noch jemand auf der Flucht.
    Der Afrikaner hob die Schultern. „Falsche Frisur“,

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