Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
Vom Netzwerk:
Kontinents sei. Wenn es um die Aufnahme islamisch geprägter Länder in die Staatengemeinschaft geht, wird rasch behauptet, Europas Erbe sei vornehmlich christlich bestimmt. Recht eigentlich liegen Europas Wurzeln und seine Prägungen aber im Zusammenspiel von griechischer und römischer Antike mit den drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, die noch dazu gemeinsame Wurzeln besitzen. Unbestreitbar hatsich das Christentum für den Kontinent als besonders prägend erwiesen und sich von Europa aus weltweit verbreitet. Auch sind die fortschrittsorientierte expansive Ideologie des Christentums und die spezifisch geistlich-weltlichen Strukturen mit ihrem konfliktreichen Zusammenspiel im lateinischen Mittelalter zu den vielen Faktoren für den jahrhundertelangen Entwicklungsvorsprung Europas zu rechnen. Aber weder hat das Christentum allein hervorgebracht, was Europa ausmacht, noch war es zu allen Zeiten unangefochten. Zwar expandierte es unablässig in der westlichen Welt, seit es sich im Römischen Reich von einer obskuren Sekte zur Staatsreligion gemausert hatte, aber über die Jahrhunderte musste es sich verschiedener Angriffe erwehren, bevor die Säkularisierung und der Kapitalismus, beide auch aus dem Geist des Christentums, entstanden, Religion an sich in ihre Grenzen verwiesen. Solche Angriffe mobilisierten die Verteidigungsbereitschaft der europäischen Staaten, die ihre Völker ideologisch in Stellung brachten – ein Ergebnis dessen sind heutige Vorbehalte gegen den Islam, wenn sie über einen dumpfen, unzeitgemäßen fundamentalistischen Fanatismus hinaus in Bausch und Bogen die Religion Mohammeds an sich verteufeln.

    Zu den Angriffen auf das christliche Europa gehören neben dem Mongolensturm im 13 . Jahrhundert sowie den osmanischen Eroberungen, die im Fall von Konstantinopel 1453 gipfelten, die mehrere Jahrhunderte währende Epoche der Maurenherrschaft auf der Iberischen Halbinsel, als ein Großteil Spaniens muslimisch war. Denn nicht nur das Christentum hatte sich als ungemein expansionistisch und machtorientiert erwiesen. Ebenso verbreitete sich der Islam in Windeseile, wenn auch ohne den missionarischen Furor, den die Christen im Auftrag Jesu an den Tag legten. Wie Jesus anfangs als bloßer Unruhestifter wahrgenommen, überzeugte der Prophet Mohammed im 7 . Jahrhundert die arabische Welt von seiner neuartigen, weil monotheistischen Religion. Nach Mohammeds Tod verbreitete sich seine Lehre und mit dem Kalifat eine islamische Reichsidee trotz heftiger innerislamischer Konflikte mit militärischer Hilfe schier unaufhaltsam: von der Arabischen Halbinsel nach Norden bis zum Schwarzen und zum Kaspischen Meer, nach Osten bis zum Indus, nach Westen zunächst bis Ägypten und im 8 . Jahrhundert, unter den Omaijaden, weiter nach Gibraltar – im Jahr 711 gar über die Meerenge nach Spanien. Erst die Schlacht bei Tours und Poitiers im Frankenreich setzte dem Eroberungsdrang der islamischen Heere 732 eine Grenze.
    Während die Zeit der Omaijaden-Herrschaft in der restlichen islamischen Welt Mitte des 8 . Jahrhunderts endete, regierte die Herrscherdynastie den muslimisch gewordenen Teil Spaniens noch bis 1031 . Als das maurische Spanien, al-Andalus genannt, im 10 . Jahrhundert seine größte Blüte erlebte, war Córdoba längst Hauptstadt und wichtigstes kulturelles Zentrum der islamischen Welt im Südwesten Europas. Von Rang und Größe war sie den Metropolen Bagdad und Konstantinopel ebenbürtig; man stand im Austausch mit den christlichen Herrschern des Römischen und des Byzantinischen Reiches.
    Künstlerisch und architektonisch ist die Hinterlassenschaft von al-Andalus unverkennbar islamisch, aber ebenso unverkennbar zeigt sich der Einfluss des christlichen Mittelalters und der umfänglichen jüdischen Minderheit in Spanien. Diese gegenseitige Beeinflussung geht weit über bauliche Zeugnisse hinaus und ist wesentlich für die Geschichte des Islam auf der Iberischen Halbinsel und ihren Beitrag für Europa. Wichtige mus-limische, christliche und jüdische Gelehrte und Künstler arbeiteten in dieser Zeit in al-Andalus und unterhielten rege Kontakte über Glaubensgrenzen hinweg.
    Das bedeutsame antike Erbe, von dem die Welt noch heute zehrt, wurde zu großen Teilen vom Islam bewahrt und überwiegend im kulturellen Austausch auf der Iberischen Halbinsel ans christliche Europa weitergegeben. Zahlreiche Werke zu Medizin und Philosophie, Geographie, Mathematik und Astronomie, Chemie und

Weitere Kostenlose Bücher