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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Reststaates von al-Andalus, der sich feindlicher Angriffe ausgesetzt sieht und angesichts der christlichen Übermacht auf lange Sicht dem Untergang geweiht ist, der aber gleichzeitig wirtschaftlich und künstlerisch aufblühte – und zwar bei strenger Glaubensauslegung des Islam und einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit, deren Anteil den früherer islamischer Staatengebilde weit übertraf. Möglicherweise war es vor allem Mohammed V ., wichtigster und am längsten regierender Sultan von Granada, der sich mit dem umfassenden Ausbau auf dem Burgberg anlässlich seines zweiten Regierungsantritts 1362 und später der bedeutsamen Abwehr der Christen in Algeciras – beim Übertritt nach Europa 711 die erste Machtbasis des Islam in Spanien – monumental verewigen lassen wollte. Mohammed verlegte sich von der bisherigen Bindung an Aragón auf die an Kastilien und profitierte von Fehden der beiden christlichen Königreiche, die gar in einenKrieg gegeneinander mündeten. Ebenso dehnte er seinen Herrschaftsbereich auf Kosten Kastiliens aus, als dort ein brüder-licher Thronstreit ausbrach. Die lange Phase der Stabilität und der wirtschaftlichen Blüte erlaubte Mohammed die Pflege von Kultur und Wissenschaft sowie die umfangreichen Baumaßnahmen, die der Alhambra ihre heutige Gestalt gaben.

    Der am besten erhaltene Palast der islamischen Geschichte ist ein mächtiger Burgbezirk über der Stadt Granada, umgeben von über zwei Kilometern Wehrmauern. Der Name Alhambra leitet sich ab von der arabischen Bezeichnung Qal’at al-Hamra, die rote Burg – wohl wegen des roten Bodens der Umgegend. Der Burghügel Sabikah bot sich wegen seiner strategisch günstigen Lage zur Verteidigung an, auch wenn es ihm an eigenen Wasserquellen mangelte.
    Seine Siedlungs- und Baugeschichte ist unklar, aber im 11 . Jahrhundert, also nach Jahrhunderten islamischen Einflusses in Spanien und einer verwickelten, nicht selten dramatisch verlaufenden Geschichte der muslimischen Herrschaft auf der Halbinsel wuchs die Bedeutung des Ortes Granada. Die Ziridendynastie nordafrikanischer Berber regierte die Region, und ihr jüdischer Wesir, also die rechte Hand des Kalifen, ließ auf dem Berg eine Palastfestung errichten – wir wissen deshalb davon, weil dem Wesir vorgeworfen wurde, ungehörigerweise prächtiger zu bauen als sein Dienstherr. 1238 eroberte Mohammed ibn Nasr die Stadt und schwang sich auf zum Herrscher über alle den Mauren verbliebenen Gebiete auf der Iberischen Halbinsel. In der Folge entwickelte sich die Alhambra zu einem eigenen Stadtviertel Granadas, 7 40 mal 220 Meter groß, umgeben von Gärten sowie den mächtigen Festungsmauern mit ihren insgesamt 22 Türmen, die nicht nur zur Verteidigung, sondern auch zum Wohnen dienten. Ende des 13 . Jahrhunderts wurde einAquädukt gebaut, um das Viertel mit Wasser zu versorgen. Von der eigentlichen Stadt war die Alhambra abgehoben und autark, gleichzeitig waren ihre Umfassungsmauern mit denen der Stadt verbunden.
    Ins Innere des Burgbezirks gelangt man durch eins von vier Toren, deren wichtigstes auf der Südseite das »Tor der Gerechtigkeit« aus dem Jahr 1348 ist. Seine Säulen tragen das islamische Glaubensbekenntnis: »Es gibt keinen Gott außer Allah, Mohammed ist sein Gesandter«, vielleicht hinweisend auf bestimmte zeremonielle oder symbolische Aufgaben, doch diese Erklärung ist umstritten. Einfacher, aber eindrucksvoller ist das »Tor der sieben Himmel«. Das Eisen- oder Neue Tor an der Nordostseite war von geringerer Bedeutung, während das vierte, das Waffentor im äußersten Nordwesten der länglichen Anlage, die Verbindung zur Stadt Granada darstellte und eindrucksvolle Gewölbe vorweisen kann. Es führt zur Zitadelle mit dem Burgfried Vela und drei kleineren Türmen. Vermutlich überwiegend aus der Zeit vor den Nasriden stammend, dienten sie als Soldatenunterkunft, Zeughaus und wohl auch Gefängnis. Insgesamt war die Königsstadt über Granada mit Funktionsgebäuden gut versorgt, darunter mit Moscheen, Schulen, Bädern und zahlreichen Wohngebäuden.

    Der Königspalast selbst besteht eigentlich aus sieben Palästen, die aus verschiedenen Zeiten datieren: Mehrere kleinere Höfe aus dem 14 . Jahrhundert oder früher an der Westseite des Komplexes führen zum Mechuar – ein Saal, der möglicherweise der Rechtsprechung diente. Weiter östlich liegt der Goldene Hof, einer der bedeutendsten und auch bekanntesten Teile der Alhambra, gleichwohl eine sehr kleine Anlage, deren überaus reich

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