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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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der prägende Einfluss des frühen Islam seit der arabisch-muslimischen Expansion, oft im Konflikt mit traditionellen religiösen und politischen Traditionen, insbesondere des althergebrachten Sakralkönigtums. Die Ersten, die von den Reichen südlich der großen Wüste berichten, sind denn auch im 9 . Jahrhundert arabische Quellen. In den ersten Jahrhunderten nach der christlichen Zeitenwende wurde zunächst Nordafrika christianisiert, bis im 7 . Jahrhundert muslimische Araber den Norden des Kontinents eroberten und sich der Islam seit dem 11 . Jahrhundert in Richtung Süden nach Schwarzafrika ausbreitete. Das geschah zunächst durch Handelskontakte, denn arabische Kaufleute waren auf Gold aus. Der wirtschaftliche Kontakt bereitete der Religion Mohammeds vielerorts den Weg, bald wurde er auch militärisch begleitet.

    Auch unser Wissen von Timbuktu, der Oasenstadt am Knie des Niger im heutigen Mali, und ihr Image in der Welt sind stark geprägt vom außerafrikanischen Blick. Für die westliche Welt verbindet sich Timbuktu mit dem Märchenhaften von Afrika, mit sagenhaften Goldkarawanen, die durch die Sahara in Richtung Mittelmeer ziehen, mit unvorstellbar reichen Städten, in denen schwarze Könige prunkvoll Hof halten. Der sehnsuchtsvolle Name der Stadt unterstreicht dieses Image noch einmal ganz gehörig. Timbuktus tatsächliche Vergangenheit ist – wie die Nordafrikas und Äthiopiens – vergleichsweise gut dokumentiert, denn dort wurden Schriften verwendet, gibt es also zeitgenössische Quellen, die jenseits des europäischen Blicks Auskunft geben können.
    Timbuktu liegt an mehreren sich kreuzenden Handelswegen, darunter einer wichtigen Transsahara-Route, die über das nordmalische Taoudenni mit seinen Salzminen in zwei Bögen ins marokkanische Fès führt. Die Stadt war über Jahrhunderte den politischen Turbulenzen der westlichen Sudanregion ausgesetzt und musste sich immer wieder auf neue Machthaber einstellen. Wenn die politischen Gegebenheiten es nicht verhinderten, wiees in der Stadtgeschichte immer wieder vorkam, konnte Timbuktu vom Sahara-Handel enorm profitieren. Berühmt ist die Stadt vor allem wegen des Gold- und Sklavenhandels, aber von ebenfalls großer wirtschaftlicher Bedeutung waren Salz und Getreide sowie andere, weniger schillernde Güter. Nach Norden, durch die Sahara und mittels Mittelmeerhäfen wie Tunis, Algier oder Tanger stand Timbuktu im Kontakt mit Europa und konnte von dort Produkte einführen. Mitte des 15 . Jahrhunderts empfahl ein Venezianer europäischen Händlern Timbuktu ausdrücklich als Handelspartner, weil man dort begierig auf Handelsware aus dem Norden sei. Bedeutend war zudem der Handel auf dem Niger: flussaufwärts über Djenné in Richtung Südwesten, flussabwärts nach Südosten, wo die reichen Goldvorkommen lagen.

    Die Chronik von Timbuktu aus dem 17 . Jahrhundert nennt als Gründer um 1100 Tuareg-Nomaden, vermutlich aber hatten Zaghe oder Massufa schon viel früher und als Erste den Ort an einer Wasserstelle nahe des Niger zumindest als Sommerlager genutzt. Der Platz lag überaus günstig zwischen der knochentrockenen Sahara und dem ungleich üppigeren Flusstal des Niger. Längst kreuzten sich hier mehrere wichtige Karawanenrouten, die den aufstrebenden Königreichen der Sudanregion für den Handel untereinander und mit dem Norden des Kontinents dienten. Diesem Handel verdankte die Stadt ihren Aufstieg vom Rastplatz der Tuareg zur Handelsmetropole, aber dieser Reichtum rief gleichzeitig Begehrlichkeiten auf den Plan – von benachbarten Herrschern über die Sultane von Marokko bis zu den europäischen Kolonialmächten.
    Die früheste Erwähnung Timbuktus findet sich im bis ins 19 . Jahrhundert vergessenen Bericht eines erstaunlich ausdauernden Reisenden des 14 . Jahrhunderts: In Marokko machte sich 1325 der aus Tanger, wo noch heute der Flughafen seinen Namenträgt, gebürtige Ibn Battuta zu einer Pilgerfahrt nach Mekka auf, an die er dann aber noch ein paar Jahrzehnte dranhängte. Auf seiner schließlich über hundertzwanzigtausend Kilometer Strecke umfassenden Reise besuchte er außer Russland, China, Sumatra, Indien und Spanien 1352 / 53 schließlich auch Timbuktu. Kurz darauf ist die Oasenstadt in einem katalanischen Atlas von 1375 verzeichnet.

    Als Ibn Battuta die Karawanenoase besuchte, gehörte sie bereits seit einigen Jahrzehnten zum Königreich von Mali, dem mächtigen Nachfolger des Reichs von Ghana. Es herrschten die Keita, deren Dynastiegründer

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