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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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wären, hätten sie fürdie Herkunftsgegend des Goldes noch weiter reisen müssen: ins westafrikanische Voltabecken im heutigen Ghana.
    Im Falle Timbuktus konkurrierten vor allem England und Frankreich um den Titel des Wiederentdeckers der legendären Stadt. Die französische Geographische Gesellschaft hatte für die erfolgreiche Reise nach Timbuktu sogar eine Belohnung von zehntausend Francs ausgelobt.

    Es sollte aber ein Brite sein, der als Erster 1826 in die märchenhaft verklärte Oasenstadt gelangte: der junge Major Alexander Gordon Laing, der sich bereits auf die Suche nach der Quelle des Niger gemacht hatte. Allerdings konnte er nicht mehr viel über seine Ankunft in Timbuktu berichten. Schon der Weg von Tripolis durch die Sahara zu der für Europa verschollenen Stadt war für den frisch Verheirateten und seine Leute überaus beschwerlich: Laing wurde vom Fieber geplagt, überfallen, ausgeraubt und schwer verletzt. Zwar erreichte er Timbuktu trotzdem, wurde jedoch wenige Tage nach seiner Abreise in der Sahara ermordet.
    Der nächste Besucher, der Franzose René Caillié, ein Waise und Bäckerssohn, den schon die zierliche Konstitution nicht gerade als geborenen Abenteurer auswies, der aber seit seiner Kindheit auf ferne Länder aus war, konnte seinen Triumph bereits zwei Jahre darauf etwas längere Zeit auskosten. Caillié ging die Sache grundlegend an: Er lernte Arabisch und studierte die islamischen Gebräuche, gab sich erfolgreich als Moslem aus und schloss sich einer einheimischen Karawane an. Am 20 . April 1828 erreichte er Timbuktu. Im Unterschied zu Laing, der in seinen letzten erhaltenen Zeugnissen die Stadt sichtlich spannender gemacht hat, als sie sich damals darbot, nahm Caillié es in seinem Zeugnis mit der Wahrheit genauer. Denn Timbuktu erwies sich, bei aller persönlichen Befriedigung, das Ziel erreichtzu haben, eben nicht als die reiche Handelsstadt mit Dächern und Minaretten aus schierem Gold, sondern als heruntergekommenes Nest von allenfalls 12 000 Einwohnern, irgendwo im Nirgendwo. Schon gar nicht war vom Goldhandel etwas zu sehen. Die Stadt hatte ihre große Zeit gehabt, aber davon war nicht viel übrig geblieben.
    Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde Caillié hoch geehrt, strich das Preisgeld der Geographischen Gesellschaft ein und konnte vom Ruhm seiner Entdeckung noch zehn Jahre zehren, bevor er an einer Krankheit starb, die er vermutlich aus Afrika mitgebracht hatte.
    Möglicherweise gebührt der Titel des Wiederentdeckers Timbuktus aber einem Amerikaner: dem schiffbrüchigen Matrosen Robert Adams, der in seinen 1816 veröffentlichten Erlebnissen behauptete, in Timbuktu gewesen zu sein. Aufgrund farbenprächtiger Ausschmückungen, wie sie in vergleichbaren Berichten damals gang und gäbe waren, wurde Adams’ Timbuktu-Aufenthalt allerdings zumeist angezweifelt. Bleibt anzumerken, dass die Stadt ja nicht aus Afrika verschwunden, sondern für den Rest der Welt außer Sichtweite geraten war. Daher ist Timbuktu besser als jeder andere Ort geeignet als Symbol für den Außenblick auf den Kontinent Afrika, der mehr über den Betrachter aussagt als über das, was er unbefangen zu betrachten glaubt.

    Selbst nachdem Europa Timbuktu auf den Landkarten als gesichert und mit der korrekten Lage (nördl. Breite 16 ° 46 ’, westl. Länge 3 ° 01 ’) verzeichnen konnte, blieb die Stadt legendär, Folie märchenhafter Sehnsüchte und Inbegriff des Nichtexistenten. Das viktorianische England kannte die Redewendung »from here to Timbuktu«, was so viel bedeutete wie »so weit weg wie nur vorstellbar«. In den alten Donald-Duck-Geschichten Carl Barks’ taucht meist dann der Name Timbuktu auf, wenn dergebeutelte Antiheld Donald verzweifelt ins Nirgendwo rennt, in das ein Schild mit dem Namen der westafrikanischen Stadt weist. In Paul Austers ergreifendem Roman Timbuktu schließlich steht die Stadt für das Paradies, das einem Hund von seinem sterbenden Herrchen als Zuflucht verheißen wird.

OSTERINSEL, PAZIFIK/CHILE

    Wohl kein Eiland des Erdballs ist abgelegener als die Osterinsel im Südpazifik. Nicht zu verwechseln mit den weniger abgelegenen, aber auch deutlich weniger berühmten, zumal unbewohnten Osterinseln viele Dutzend Breitengrade weiter westlich jenseits Australiens, liegt sie dreitausendsechshundert Kilometer westlich vor dem chilenischen Festland. Selbst von der nächsten bewohnten Insel Pitcairn ist die Osterinsel, von ihren Einwohnern heute Rapa Nui genannt, noch mehr als

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