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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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interessierte sich entschieden mehr für die Berichte über den Goldreichtum denn für Wissen und Gelehrsamkeit. In der Tat durchliefen zwei Drittel des Goldes, das im 14 . und 15 . Jahrhundert nach Nordafrika gelangte, den Handelsstützpunkt Timbuktu, und davon erreichte ein Großteil Europa, wo nicht zuletzt Münzen daraus geschlagen wurden, mit denen die Handelsmetropolen wiederum weltweit einkauften. In der europäischen Wahrnehmung wurde Timbuktu zum Ursprungsort dieses Goldes und erlangte einen ähnlich verklärten Status wie das sagenhafte Goldland Eldorado, nach dem man in Südamerika unablässig gesucht hatte.

    Thronrivalitäten, Machtverlust und andere klassische Zerfallserscheinungen eines Reiches machten Mali seit dem Ende des 14 . Jahrhunderts zu schaffen, und 1433 ging Timbuktu dem Königreich verloren. Für einige Jahrzehnte herrschte ein Gouverneur der Sanhadja über die Stadt, aber schon 1468 fiel die Karawanenoase an das Reich der Songhai. Diese Zeit bedeutete für Timbuktu Blüte, Wohlstand und einige Autonomie, und sowohl wirtschaftlich als auch intellektuell stiegen Verdienste und Ansehen der Stadt in der islamischen Welt. Aber auch das Songhai-Reich konnte sich nicht halten, vor allem aufgrund erbittert ausgetragener Thronfolgezwiste in der Hauptstadt Gao. Also erhielt auch Timbuktu 1591 wieder neue Herren, diesmal aus Marokko. In der entscheidenden Schlacht bei Tondibi 1591 nutzte den Songhai ihre zahlenmäßige Überlegenheit wenig, denn die Marokkaner besaßen neuerdings Feuerwaffen.
    Vernachlässigt von Marokko, für das sich Kontrolle und Entwicklung des eroberten Gebietes als allzu mühselig erwies, erlebten Timbuktu und der Großteil des früheren Songhai-Reiches wechselhafte Zeiten, bis 1894 die Franzosen einmarschierten. Bis zur Gründung des unabhängigen Staates Mali 1960 stand die Stadt unter französischer Kolonialverwaltung, blieb gleichwohl aber isoliert, nicht zuletzt weil eine geplante Transsahara-Eisenbahn zur kolonialwirtschaftlichen Erschließung Nordafrikas nie gebaut wurde. Auch die Unabhängigkeit änderte wenig an Verfall und Vernachlässigung, zumal als Hauptstadt des nunmehr demokratischen Landes Mali das weiter flussabwärts gelegene Bamako ausgewählt wurde. Nun war es eine Autobahn vom südlichen Bamako in den Norden, die nicht gebaut wurde. Dafür aber kann die Stadt heute einen eigenen Flughafen vorweisen.Seither ist Timbuktu vor allem ein Touristenziel, aber auch ein wichtiges Zentrum der Dokumentation arabischer Kultur in Afrika – aber vor allem eine arme Stadt in einem der ärmsten Länder der Welt.

    Noch heute kann Timbuktu mit einigen der alten Gebäude aufwarten, von denen viele von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die Residenz Mansa Musas existiert nicht mehr, ebenso wenig seine Wehranlagen. Dafür sind die drei alten Moscheen erhalten, die im typischen Stil aus Lehm gebaut sind – die Wände mit Holzstäben wie Igelstacheln übersät, die bei den stets nötigen Reparaturen der Lehmbauten den Handwerkern als Leitern dienen.
    Ganzer Stolz Timbuktus ist die Djinger-ber-Moschee, die der königliche Reisebegleiter aus Granada 1327 erbaute. Sie besitzt zwei Minarette und bietet Platz für zweitausend Gläubige, die zwischen Säulen in Richtung Mekka beten können. Die Sankóre-Moschee sowie die Sidi-Yahia-Moschee, die zusammen die Universität von Timbuktu beherbergen, stammen aus der ersten Hälfte des 15 . Jahrhunderts. Auch die Häuser berühmter Europäer, die nach Timbuktu kamen, wurden markiert.

    Im 19 . Jahrhundert geriet Timbuktu in der westlichen Welt zum Inbegriff eines verwunschenen Ortes ganz weit weg – der Name der Stadt wurde gar synonym für einen Ort verwendet, an den man niemals gelangt. Denn die Stadt war den Europäern zwar geläufig – nur wusste man nicht, wo sie lag. Ein Wettrennen entspann sich, wie es im Zeitalter der Entdeckungen nicht ungewöhnlich war, denn es war nicht nur der Wunsch nach persönlichem Ruhm, der Abenteurer auf den Plan lockte. Auch die aufstrebenden Mächte Europas wollten von solchen Entdeckungen profitieren, so dass sich meist auch private oder staatlicheGeldgeber fanden, die die Expeditionen finanzierten. Und weil Timbuktu weiterhin als der Zugang zu den als unvorstellbar verklärten Goldvorkommen Afrikas galt, machten sich viele Europäer auf den Weg – ihre übergroße Mehrzahl kam allerdings bei der beschwerlichen Passage der Sahara ums Leben. Aber selbst wenn sie bis Timbuktu gekommen

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