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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Sundiata Keita das Reich nach der siegreichen Schlacht von Kirina errichtet hatte.
    Die islamischen Herrscher Malis unternahmen nach Möglichkeit die obligatorische Pilgerreise nach Mekka, und die des zehnten Königs Mansa Musa 1324 erlangte besondere Berühmtheit: Der Herrscher führte nämlich so viel Gold mit sich – und gab es mit beiden Händen aus –, dass daraufhin in Kairo der Goldpreis drastisch in den Keller rutschte. Seine Kauflaune machte die Rückreise für den hohen Herrn daher erheblich teurer. Diese schlagzeilenträchtige Geschichte verbreitete sich, eifrig ausgeschmückt, im ganzen Morgen- und Abendland und trug ganz erheblich zum Image der Region als Goldtresor des afrikanischen Kontinents bei. Die weitgereisten Berichte über den sagenhaften Reichtum sind aber Legion, so dass offenbar jedermann klar war, dass hier die größten aller Schätze zu holen waren. Auch ein Mann namens Leo Africanus trug zu diesem Mythos bei – aus Granada gebürtig, war er im 16 . Jahrhundert vom Islam zum Christentum übergetreten (Papst Leo X. höchstpersönlich bekehrte ihn) und schrieb ein seinerzeit viel gelesenes Buch über Afrika, aus dem im Wesentlichen die christliche Welt ihre Kenntnisse über den Schwarzen Kontinent bezog.
    In Mekka traf König Mansa Musa auf einen andalusischen Gelehrten und Architekten aus Granada namens al-Sahilı und überredete ihn, ihn nach Mali zu begleiten. Auf der Rückreise kamen sie durch Timbuktu, wo der Andalusier sowohl eine Residenz für den König als auch die Große Moschee der Stadt errichtete. Einige Jahre später, nachdem die Stadt von feindlichen Truppen vorübergehend erobert worden war, ließ der König außerdem Wehranlagen errichten und stationierte zum Schutz Timbuktus ständige Truppen vor Ort.
    Ibn Battuta war jedoch nicht übermäßig beeindruckt von Timbuktu und dem, was Mansa Musa und seine Reisebekanntschaft aus Granada daraus gemacht hatten: Er reiste alsbald wieder ab. Immerhin berichtete er noch, dass dort vor allem Masufa lebten, die zum Berber-Verbund der Sanhadja gehörten. Und er nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass die Bewohner Timbuktus und des Landes insgesamt eifrige Gläubige waren, die ihre Gebetspflicht und die Lektüre des Korans ernst nahmen. Er vergaß aber auch die Ausreißer nicht – wie den, dass völlig unstatthaft nackte Sklavinnen ihre Herren bedienen mussten. Ibn Battutas ungnädiges Urteil über Timbuktu mag mit seinen reichhaltigen Reiseerfahrungen zusammenhängen – wohl aber auch damit, dass Timbuktu zur Zeit seiner Reise trotz der ersten Blüte unter Mansa Musa in der Tat noch ein eher unscheinbarer Flecken war.

    Timbuktu war aber nicht nur eine Handelsstadt, sondern wuchs auch zu einem der wichtigsten Zentren islamischer Gelehrsamkeit im westafrikanischen Raum heran. Mit dem Bau der Djinger-ber-Moschee hatte Mansa Musa einen Ort für Islamstudien und damit eine Tradition für Timbuktu als Ort der Gelehrsamkeit begründet. Auf diese erste große Moschee folgten zwei weitere Gotteshäuser, in denen nicht nur gebetet, sondern auch gelehrt und gelernt wurde. Seit dem 14 . Jahrhundert kamen Koranschüler aus der ganzen islamischen Welt nach Timbuktu, weil die Stadt unter Muslimen vor allem den Ruf einer Gelehrtenmetropole erlangt hatte. Offenbar musste die Sankóre-Universität von Timbuktu spätestens Mitte des 15 . Jahrhunderts den Vergleich mit der im marokkanischen Fès nicht scheuen, und die Schriften der Korangelehrten von Timbuktu wurden selbst in Kairo gelesen.
    Die Koranstudien wurden nicht nur in den Moscheen betrieben, sondern auch in den Privathäusern der Lehrer, die eigene Bibliotheken besaßen. Um 1600 soll der berühmteste Gelehrte der Stadt, Ahmad Baba, tausendsechshundert Schriften sein Eigen genannt haben – nach eigener Aussage jedenfalls. Aber er wies bescheiden darauf hin, dass andere seiner Familie noch sehr viel mehr Bücher besäßen. Und der Handel der Stadt beschränkte sich keineswegs nur auf Gold und Salz und Sklaven – auch viele Bücher brachten die Karawanen mit oder teures Papier aus Europa für Abschriften. Denn zudem gab es Kopierstuben in Timbuktu, wo wie in den abendländischen Klöstern Handschriften abgeschrieben wurden.
    Zahlreiche Bücher aus rund zwanzig Privatbibliotheken haben die Zeiten überlebt, deren älteste Stücke aus dem frühen 15 . Jahrhundert stammen. Um ihre Erhaltung machen sich neben der UNESCO zahlreiche islamische Stiftungen verdient.
    Das christliche Europa aber

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