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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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zweitausend Kilometer entfernt. Die dreieckige Insel mit ihren drei Vulkanen weist eine Fläche von fast 164 Quadratkilometern auf. Bis die ersten Europäer kamen, besaßen die Menschen der Insel zwarNamen für die verschiedenen Gegenden ihrer überschaubaren Heimat, nicht aber für das Eiland als Ganzes, weil weder sie von dort weggingen, noch Besucher auf die Insel kamen. Für sie bestand also wenig Anlass, ihre Heimat in Abgrenzung zu einer Welt dahinter sprachlich geschlossen zu definieren. Als die ersten Europäer die Insel erreichten, staunten sie nicht schlecht über die kolossalen Steinfiguren, für die die Osterinsel bis heute berühmt ist.

    Angesichts der Lage fernab der Kontinente und auch der polynesischen Inselwelt ist es zuallererst erstaunlich, dass die Osterinsel schon sehr früh besiedelt wurde. Trotz ihrer subtropischen Lage ist die Insel vergleichsweise kühl, sehr windig und das umgebende kalte Meer nicht übermäßig fischreich. Sie besitzt zwar sehr fruchtbaren vulkanischen Boden, allerdings sind im Vergleich zu anderen polynesischen Inseln die jährlichen Niederschlagsmengen eher gering.
    Wie sprachwissenschaftliche, archäologische, genetische und ethnologische Befunde ergeben, wurde die Osterinsel aus Richtung Westen besiedelt, von Polynesien aus. Auch die auf der Insel angebauten Nutzpflanzen stammen überwiegend aus Südostasien. Die polynesische, offenbar planmäßige Siedlung erfolgte um 1200 v. Chr., erstaunlicherweise entgegen der umgekehrt verlaufenden Wind- und Strömungsrichtungen des Südpazifik. Sie ist auch deshalb bemerkenswert, weil selbst die seegeprüften Wikinger an diesen Ausweis nautischen Könnens nicht heranreichen. Die erste Auswanderungswelle reichte nicht weiter als bis zur Insel Samoa, und erst anderthalb Jahrtausende später wurden weiter östlich gelegene Inseln besiedelt. Die Landnahme der Osterinsel selbst geschah vermutlich von den Inseln Mangareva, Henderson oder Pitcairn aus, also aus einer Entfernung von rund zweitausend Kilometern, auch daslässt sich wissenschaftlich untermauern. Wann dies geschah, ist allerdings umstritten; wahrscheinlich ist – eher als eine frühere Annahme für das 4 . nachchristliche Jahrhundert – ein Zeitpunkt um 900 n. Chr. – einige Forscher gehen inzwischen gar erst von 1200 n. Chr. aus.
    Zu ihrer Blütezeit könnte die Osterinsel bis zu dreißigtausend Bewohner gehabt haben. Die Menschen lebten von recht intensiver Landwirtschaft sowie dem damals reichhaltigen Angebot an heimischen Tieren und Pflanzen und hielten Hühner, deren Steinställe noch heute das Bild prägen.
    Die soziale Differenzierung lässt sich nicht nur an den Kolossalköpfen ablesen, für deren Herstellung ja spezialisierte Handwerker vom reinen Nahrungserwerb freigestellt und für deren Transport und Aufstellung eine größere Zahl von Menschen organisiert werden mussten. Auch die Reste früherer Häuser belegen soziale Unterschiede, denn manche sind näher an Küste und Steinköpfen sowie größer und sorgfältiger gebaut; die ärmeren Leute wohnten in einfachen Behausungen weiter landeinwärts. Wie andere polynesische Gesellschaften war die Insel in rund ein Dutzend Sippengebiete aufgeteilt, die aber im Unterschied zu anderen Inseln ein gemeinsames Oberhaupt besaßen, auch wenn sie nicht immer harmonisch miteinander lebten. Dieses relative Auskommen miteinander könnte daher rühren, dass die verschiedenen Gebiete aufeinander angewiesen waren, was beispielsweise die unterschiedlich verteilten »Zutaten« für die Statuen betraf: verschiedene Gesteinsarten sowie Material für das nötige Werkzeug.

    Diesen monolithischen Giganten, die die Insel übersäen, verdankt die Osterinsel ihre Berühmtheit – möglicherweise bis zu tausend riesige Steinskulpturen schufen ihre Bewohner. Die Moais sind bis zu 21 Meter hoch, bis zu zweihundertsiebzigTonnen schwer und machen die abgelegene Insel kulturell zu einer Besonderheit. Die schwerste dieser Steinskulpturen wurde unfertig in einem Steinbruch gefunden – sie wurde nie aufgestellt, und es ist auch entschieden fraglich, wie das hätte bewerkstelligt werden sollen. Die meisten von ihnen sind zwar »nur« rund vier Meter hoch und wiegen nicht mehr als ein Dutzend Tonnen. Aber auch die wollten von ihrem Entstehungs- zum Aufstellungsort transportiert werden. Die Statuen bestehen in der Hauptsache aus einem riesigen Kopf, schon der Oberkörper erscheint demgegenüber geschrumpft, während die Teile lendenabwärts

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