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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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ansonsten die Westorientierung Peters I . fortsetzte, im 18 . Jahrhundert einen neuen Kremlpalast, der aber nicht vollendet wurde. Erst für die Feierlichkeiten zur Krönung Alexanders I . wurden nach jahrzehntelanger Vernachlässigung zu Beginn des 19 . Jahrhunderts wieder größere finanzielle Mittel bereitgestellt.
    Zar Alexander I . musste sich mit einem französischen Macht-rivalen auseinandersetzen, der erst das postrevolutionäre Frankreich dominierte und sich dann aufmachte, Europas Grenzen durcheinanderzubringen und damit die Fürstenschaft des Kontinents aufzuschrecken. 1812 zog Napoleon auf seinem fatalen, weil vergeblichen Russlandfeldzug in das unverteidigte, von den fliehenden Bewohnern noch in Brand gesetzte Moskau ein und residierte standesgemäß, aber wohl missgelaunt einen guten Monat lang im Kreml, den er nach Kräften ausplünderte. Als er mit seinem ausgezehrten Heer Anfang Oktober vor Hunger und Kälte kapitulierte und den Abzug verfügte, wollte er noch den Kreml in die Luft sprengen lassen – wohl weniger als Taktik der verbrannten Erde, die den feindlichen Truppen die Versorgung erschwert, denn als rachsüchtiger Akt des schlechten Verlierers. Die Sprengung konnte verhindert werden – jedenfalls kam es nur zu kleineren Explosiönchen, denn stetiger Regen nässte die gelegten Lunten, ein Übriges erledigte der Widerstand der erbosten Moskowiter. Trotzdem erschütterten Explosionen das Arsenal und wurden drei Kremltürme zerstört. Weitere erlitten Schäden, darunter der mit 81 Metern höchste Bau des Kreml, der Glockenturm Iwan Weliki auf dem Kathedralenplatz aus dem frühen 16 . Jahrhundert. Heute eins der Wahrzeichen des Kreml, diente er mit schließlich 22 Glocken als Glockenturm für die drei benachbarten Kirchen, die keine eigenen besaßen.

    In den folgenden Jahrzehnten wurde der Kreml wiederaufgebaut und erhielt Mitte des 19 . Jahrhunderts unter Alexanders Bruder und Nachfolger Nikolaus I . im Südteil den Großen Kremlpalast, seinerzeit größter Palast überhaupt, heute Sitz des Präsidenten der Russischen Föderation. Den zuvor hier befindlichen barocken Winterpalast ließ der Zar abreißen. An derselben Stelle wohnten seit Anfang des 14 . Jahrhunderts in verschiedenen Vorgängerbauten über Jahrhunderte die Moskauer Großfürsten und russischen Zaren. Der erste größere Steinpalast war unterGroßfürst Iwan III . Ende des 15 . Jahrhunderts begonnen und von seinem Sohn vollendet worden. Von ihm ist heute noch der Facettenpalast erhalten, das älteste Profangebäude Moskaus. Zwölf Jahre dauerte der Neubau des Großen Kremlpalastes durch den russischen Architekten Konstantin Thon, durch den der Palastbereich mit seinen zahlreichen bereits bestehenden Wohn- und Kirchenbauten des Kreml seine endgültige kompositorische Form erhielt.

    In der Russischen Revolution 1917 nahm die Rote Garde den Kreml ein, nach mehrtägigem heftigen Kampf in den Straßen Moskaus, mit vielen Toten und nicht, ohne dem einstigen Machtzentrum wieder einmal Schäden zuzufügen. Bald darauf löste er wieder Sankt Petersburg als Regierungssitz ab, diesmal der Sowjetregierung. Ausschlaggebend für den Umzug von der Ostsee war wohl weniger eine historische Anlehnung an altrussische Zeiten als vielmehr die Angst vor inneren Unruhen und ausländischer Invasion. Da schien die altgediente Festung der sicherste Hafen für das neue Regime.
    Unter der kommunistischen Herrschaft wurden – wie im ganzen Land – die Kirchen geschlossen, einige abgerissen oder wie die Uspenski-Kathedrale in Museen umgewandelt. Auch die beiden Kremlklöster fielen der antiklerikalen Abrissbirne zum Opfer. Bei weiteren Renovierungsarbeiten der kommenden Jahrzehnte wurden 1935 die zaristischen Doppeladler durch den fünfzackigen roten Stern der Sowjetunion mit Hammer und Sichel ersetzt, leuchtende rote Sterne auf den Kremltürmen prägten seither die Ansicht des sowjetischen Machtzentrums. In näheren Augenschein konnte den Kreml aber bis zur Tauwetterperiode der 1950 er-Jahre unter Parteichef Nikita Chruschtschow nur noch nehmen, wer an einen Passierschein gelangte – die Staatsführung der Sowjetunion schottete sich hinter den Kremlmauern ab.Sitz der Sowjetregierung wurde das Senatsgebäude, in dem bis 1923 Staatsgründer Lenin seine Wohnräume und Arbeitszimmer hatte, die nach seinem Tod in ein Museum umgewandelt wurden. Auch das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei kam im Senatsgebäude zu Plenarsitzungen zusammen. Heute arbeitet

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