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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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wollen Sie wissen?«
    »Hat man Ihre Zöglinge buchstäblich rekrutiert?«
    »Man hat ihnen keine Wahl gelassen. Und mir auch nicht. Man hat es mir einfach befohlen. Und jetzt öffnen Sie die Tür! Hören Sie die Geräusche? Sie haben mich gesehen! Mein Gott, Sie kommen auf mich zu …!«
    Auf dem Bildschirm sah Kimberlain, daß ein Mann, der sich ganze Haarbüschel ausgerissen hatte, auf den Gang getreten war. Dann tat es ihm ein bärtiger Berg von Mann aus der gegenüberliegenden Zelle gleich. Die vier Gefangenen bewegten sich noch immer zögernd, als erwarteten sie, die Welt würde gleich nach ihnen schnappen wie ein wütender Hund, den sie doch nur streicheln wollten. Zwei weitere Gefangene, bei denen es sich um Zwillinge handeln mochte, warfen sich gegenseitig gegen die Wand. Ein unglaublich dürrer Mann, fast schon ein Knochengestell, trat aus seiner Zelle und griff in die Luft, als suche er nach unsichtbaren Mauern.
    »Was ist mit ihnen passiert, nachdem sie hier abgeholt wurden?« fragte Kimberlain.
    »Man hat mich nicht darüber informiert.«
    Rumms!
    Die restlichen Türen an der rechten Gangseite waren nun unversperrt, und die Gefangenen schoben zögernd Hände und Füße hinaus. Mittlerweile näherten sich die ersten vier befreiten Insassen dem Verwaltungschef der Anstalt; sie waren vielleicht noch zehn Meter von ihm entfernt.
    »Na schön, na schön! Soweit ich weiß, sollten sie rekonditioniert werden. Hypnose, neue Medikamente, Gedächtnisblocks. Das Projekt hieß Renaissance.«
    »Wiedergeburt …«
    »Nur zum Teil. Wer auch immer dahintersteckte, sie wollten Menschen haben, die ohne Gewissensbisse oder Bedauern unglaublich brutale Taten begehen konnten. Sie wollten diesen Teil des Verstands ihrer Versuchskaninchen bewahren, während sie gleichzeitig aber imstande waren, denselben Teil völlig zu kontrollieren.«
    »Wer waren ›sie‹, Herr Doktor?«
    »Handlanger, Verbindungsleute … mit anderen habe ich nie zu tun gehabt. So, wie die Dinge geregelt wurden, vermutete ich, daß die Geheimdienstgemeinde dahintersteckte, doch ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Bitte, lassen Sie mich hier raus. Sie müssen mich rauslassen …«
    »Wohin wurden Ihre Gefangenen gebracht?« Vogelhuts Lippen zitterten. Sein Blick richtete sich ängstlich auf die befreiten Insassen.
    »Zwingen Sie mich nicht, mich zu wiederholen, Herr Doktor!«
    »Schon gut! Auf eine Insel vor der Küste von North und South Carolina. Ihren Namen kenne ich nicht. Die Angaben waren nur vage.«
    Der Gang hatte sich mittlerweile gefüllt, und die Verrückten waren Vogelhut immer näher gekommen. Kimberlain öffnete die Tür und riß den Verwaltungschef von den Gefangenen los, die schon an seiner Kleidung zerrten. Der sich schließende Kreis der Verrückten wollte Vogelhut nicht loslassen, doch die Insassen waren zu sehr damit beschäftigt, untereinander zu kämpfen, um den Fährmann daran hindern zu können, den Verwaltungschef in Sicherheit zu bringen. Er zwang die Hände zurück, die durch die Türöffnung griffen, und verriegelte schnell die Tür.
    Vogelhut stützte sich auf den Knien ab. Er schien zusammenzubrechen, als Kimberlain ihn an den Schultern packte und gegen die Kommunikationskonsole schleuderte.
    »Was können Sie mir noch über diese Insel sagen?«
    »Nichts!«
    »Mit wem von der Regierung haben Sie gesprochen? Antworten Sie!«
    »Mit niemandem, nicht direkt. Nur Kontaktmänner, Verbindungsleute, wie ich es Ihnen schon gesagt habe. Einer von ihnen hat die Insel erwähnt. Ich weiß nicht mal, ob er die Wahrheit gesagt hat.«
    »Dann werde ich es wohl herausfinden müssen, nicht wahr?«
    »Ich sage Ihnen, Sie wissen nicht, was Sie tun!«
    »Und Sie wissen nicht, was Sie getan haben, Sie blödes Arschloch!«
    »Ich bin Regierungsangesteller. Ich hatte keine Wahl.«
    »Die Regierung hat nichts damit zu tun, hatte niemals etwas damit zu tun.«
    Vogelhut sah Kimberlain fragend an. »Nein, das kann nicht sein. Ich habe alles genau überprüft.«
    »Na klar. Wahrscheinlich hat man ein paar Beamte an den richtigen Stellen bestochen, gerade so viele, um diese ganze Scharade zu ermöglichen und durchzuziehen.«
    »Was für eine Scharade?«
    »Sie hören mir nicht zu, Herr Doktor. Sie haben mir gerade nicht zugehört und tun es auch jetzt nicht. Sie haben einfach Befehle befolgt, genau wie die Wärter in all den Gefängnissen, in denen verurteilte Mörder den Rest ihres Lebens verbringen sollten.«
    »Es wurden noch andere

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