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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Hedda sie noch nie gesehen hatte. Auf den ersten Blick unterschieden sie sich, was ihr Aussehen betraf, zwar völlig voneinander, doch sie alle hatten denselben Ausdruck in den Augen – hohl und leer, und unmöglich zu deuten. Es waren ihre eigenen Augen, die eines Raubtiers, die sie zwar schon in einem Spiegel, aber bis heute nie bei einem anderen Menschen gesehen hatte.
    Sie war genauso wie diese Männer …
    Aber sie war einmal etwas anderes gewesen. Chalmers hatte sich standhaft geweigert, ihr mehr über ihr wahres Ich zu verraten, und Hedda hatte begriffen, daß es sinnlos war, ihn zu drängen. Er hielt die Wahrheit als Geisel; sie würde sie nur erfahren, wenn sie auf Devil's Claw die ihr gedachte Rolle spielte.
    Als alle Caretakers eingetroffen waren, begab sich die Gruppe ins Wohnzimmer des großen Hauses, aus dem – abgesehen von einem großen Tisch – alle Möbelstücke entfernt worden waren. Darauf befand sich ein maßstabs- und detailgetreues Modell der Insel. Die fünf Hügelgipfel, die sich über die einzige Ebene erhoben, bestanden aus Ton. Winzige Holzhäuschen stellten eine Kleinstadt komplett mit Straßen und Ampeln dar. Hinter den Häusern, am Rand der Ebene, lag eine gefährlich kurze Start- und Landebahn.
    Die Caretakers versammelten sich um den Tisch. Hedda fragte sich, ob irgendeiner von ihnen mehr über die Wahrheit wußte als sie, glaubte aber nicht daran. Schließlich hatten nur sie und Deerslayer unmittelbar mit Chalmers' Operation zu tun gehabt. Die anderen hatten vielleicht geglaubt, wieder auf irgendeine kaum herausragende Mission geschickt worden zu sein.
    »Wir waren alle … schon einmal … auf dieser Insel«, erklärte Chalmers. »Ihr alle wurdet dort … was ihr jetzt seid. Ich weiß … daß sich keiner von euch … daran erinnert. Es ist … zwei Jahre her … seit ich dort war. Doch wenn einer von uns … überleben will … muß sie vernichtet werden.« Er drehte sich zu ihr um. »Hedda?«
    »Die Hügel«, schlug sie vor, ohne nachdenken zu müssen. »Wir bringen Sprengsätze an und verursachen einen Erdrutsch, der die gesamte Stadt und alle Bewohner unter sich begräbt.«
    Der Caretaker namens Finn fuhr mit den Fingern – Hedda stellte fest, daß sie lang und schlank wie die eines Klavierspielers waren – über die Modellstadt und verharrte dann bei der Landebahn.
    »Dann wäre diese Startbahn unsere einzige Fluchtmöglichkeit. Das heißt, wir müssen die Stadt sichern und ein Flugzeug herunterlotsen, das uns abholen wird, nachdem wir den Sprengstoff scharfgemacht haben.«
    »Wie viele?« fragte der Caretaker namens Bloom, an Chalmers gewandt.
    »Kommt darauf an. Mindestens … mehrere Hundert. Vielleicht sogar … noch mehr.«
    »Wie wir?«
    »Schlimmer. Viel … viel schlimmer.«
    Die Caretakers blickten einander an.
    »Aber wir … schaffen es vielleicht nicht mehr … sie alle zu erwischen.«
    »Wieso?« fragte Hedda.
    »Weil sie vielleicht schon … losgeschickt wurden. Aber er wird … dort sein. Ich weiß es. Er wird … dort sein.«
    »Sicherheitsvorkehrungen?« fragte ein Caretaker namens Marlowe.
    »Nichts, was wir … nicht umgehen könnten.«
    »Aber eine direkte Annäherung über das Meer kommt nicht in Frage.«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann«, sagte Jago, »müssen wir uns zuerst eine Zugangsmöglichkeit verschaffen.«
    »Und danach umgehend die Landebahn und die Umgebung sichern«, fügte Kurtz hinzu, »während wir die Hügel schon mit Sprengstoff spicken.«
    »Dynamit, das beim Straßenbau in unwegsamem Gelände eingesetzt wird«, sagte Fagin. »Damit habe ich schon gearbeitet.«
    »Das Problem ist«, warf Chalmers ein, »daß ich nicht weiß … welche Sicherheitsvorkehrungen … sie in den Hügeln haben. Sobald sie wissen … daß wir dort sind …«
    »Dann zwei Teams«, folgerte Hedda. »Eins übernimmt die Landebahn und sichert die Stadt, während das andere den Sprengstoff anbringt. Wenn das Team in den Hügeln dann in eine Falle geraten sollte, können wir jedem Gegenangriff standhalten.«
    »Das Flugzeug muß über uns kreisen«, sagte Finn. »Eine Beech 1900 kann uns alle aufnehmen und kommt auch mit einer kurzen Landebahn klar. Aber der Treibstoff könnte ein Problem werden, je nachdem, wie lange wir uns dort aufhalten müssen.«
    »Warum sprengen wir die Hügel nicht aus der Luft?«
    »Nein«, erwiderte Fagin. »Wir müssen ja wieder an Bord und brauchen die Landebahn noch …«
    Die ganze Nacht über diskutierten

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