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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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brachte es wieder in Ordnung, damit der Verstand des Patienten sein Gleichgewicht zurückfand.« Seine Stimme wurde leiser, »ich heiratete eine Amerikanerin und verlegte meine Praxis in die Vereinigten Staaten, wo mein Schaffen gedieh wie nie zuvor. Dann starb meine Frau unter tragischen Umständen, und ich stellte fest, daß ich meiner eigenen Behandlung bedurfte. Wie heißt es doch so schön? Arzt, heile dich selbst! Ich verlor mich in meinem Selbstmitleid, und dann wandte sich jemand mit einer Herausforderung an mich, die mein Leben wieder lebenswert machte.«
    Er hielt inne und räusperte sich. Auf dem Herd begann der Wasserkessel zu klappern.
    »Die Forschungen auf dem Gebiet der Unterdrückung von Erinnerungen waren anerkannt und gut dokumentiert. Doch diese Männer strebten die völlige Unterdrückung der Vergangenheit eines Menschen und ihren Ersatz durch falsche Eindrücke und Erinnerungsbrocken an.«
    »Meine Erinnerungen an … Sie, den Bauernhof, die Friedfertigkeit dort.«
    »Genau. Verstehst du, Hedda, ein Gehirnteil namens Ammonshorn, auch als Hippokampus bekannt, regelt die Bildung von und den Zugriff auf Langzeiterinnerungen. Im Prinzip habe ich lediglich versucht, die Fähigkeit des Hippokampus' kurzzuschließen, Signale an andere Gehirnteile zu senden, die normalerweise Erinnerungen abgerufen hätten. Sobald die Signale empfangen wurden, griffen die falschen Erinnerungen ein, die ich eingepflanzt hatte – die Blocks, sie verhinderten einen Orientierungsverlust und besänftigten das Gehirn.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Ganz im Gegenteil, befürchte ich. Ich wurde beauftragt, Personen zu überstellen, die keine Vergangenheit hatten, nur eine Gegenwart.« Der alte Mann seufzte. »Personen für ein Projekt namens Renaissance.«
    »Versuchsobjekte … wie viele waren es?«
    »Wie viele Caretakers gibt es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber es könnten Hunderte sein. Weitere Psychiater wurden hinzugezogen und mit meiner Forschung vertraut gemacht.«
    »Von wem, Herr Doktor?«
    »Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, daß ich es nicht weiß?«
    »Nein.«
    »Es stimmt aber. Ich hatte natürlich auch meine Vorstellungen. Eine Privatarmee, vielleicht von einer abtrünnigen Fraktion der amerikanischen Geheimdienstgemeinde ins Leben gerufen … Aber das spielt eigentlich gar keine Rolle. Ich tat, was sie von mir verlangten, um meinen eigenen Schmerz zu lindern. Es war mir völlig gleichgültig, wer sie wirklich waren, Hedda. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb ich noch lebe.«
    »Und auch der Grund, weshalb vielleicht Millionen Menschen sterben werden.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Von TD-13, einem transdermalen Gift, über das nun jemand verfügt, der mit den Caretakers zu tun hat. Deerslayer und ich waren Teil der Operation, mit der dieses Gift beschafft wurde. Nachdem diese Gruppe das Gift erst einmal in ihrem Besitz hatte, sollten alle Spuren beseitigt werden.« Plötzlich fiel es Hedda wie Schuppen von den Augen. »Deshalb waren Sie so überrascht, mich zu sehen. Sie haben gewußt, daß Deerslayer tot ist, und hielten mich auch für tot! Das stimmt doch, oder?«
    »Er … hat mich aufgesucht.«
    »Deerslayer? Er kam hierher?«
    »Zweimal. Beim erstenmal, weil seine Blocks sich allmählich auflösten. Er hatte mich zufällig im Park gesehen und verfolgte mich. Er wollte Antworten.«
    »Und Sie haben sie ihm gegeben.«
    »Genau, wie ich sie nun dir zu geben versuche.«
    »Wer war er vor Renaissance? Wer war ich!«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber Sie müssen das doch wissen!«
    Der Wasserkessel begann zu pfeifen. Bevor Hedda sich rühren konnte, rollte der alte Mann zum Herd und nahm ihn von der Platte. »Was weißt du über die ursprünglichen Caretakers?« fragte er.
    »Die ursprünglichen? Sie meinen, es gibt mehr als eine solche Gruppe?«
    August Pomeroy rollte wieder zum Tisch und stellte die beiden Teetassen ab. »Eine Organisation gleichen Namens ging der deinen voraus. Ihre Glanzzeit hatte sie vom Ende des Vietnamkriegs bis zum Anfang der achtziger Jahre, als sie von einem ihrer eigenen Leute zur Strecke gebracht wurde. Jared Kimberlain, bekannt als der Fährmann und der letzte Überlebende der ursprünglichen Mitglieder, wurde von seinen eigenen Leuten betrogen und hat daraufhin die Caretakers auffliegen lassen. Erst vor fünf Jahren baute eine andere interessierte Partei die Organisation wieder auf.«
    »Renaissance …«
    »Aber da ist noch mehr, Hedda. Der

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