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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Begriff Renaissance trifft auch auf die Methode zu, nach der die Agenten ausgewählt wurden. Du weißt, was du wiederholt für deine Auftraggeber getan hast. Du weißt, was für Menschen sie für diese Arbeit brauchen.«
    Hedda sagte nichts.
    »Du, Deerslayer, all die anderen – Killer par excellence. Aber sie haben euch nicht zu Killern ausgebildet, sie haben euch nur umgewandelt … umprogrammiert.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Du wirst das nicht hören wollen.«
    »Heraus damit!«
    »Du und die anderen, ihr wurdet ausgewählt, weil ihr schon unter Beweis gestellt hattet, zu welchen Gewalttaten ihr fähig wart. Ihr hattet schon bewiesen, daß ihr den Job ausgezeichnet ausführen konntet … und euren Spaß daran hattet.«
    »Das ist doch Quatsch!«
    »Nein, das ist die Wahrheit. Das habt ihr gewollt, und das habt ihr bekommen. Du und alle anderen Caretakers … man hat euch aus Gefängnissen, Irrenanstalten, Militärgefängnissen aufgelesen. Eure ›Freilassung‹ wurde arrangiert, damit ihr wiedergeboren und in ihrem Sinne instruiert werden konntet. Man hat dich und alle anderen auf eine Insel gebracht, auf der ich auf euch gewartet habe.«
    »Und Sie haben unsere Vergangenheit ausgelöscht.«
    August Pomeroy schüttelte den Kopf. »Ich habe lediglich eure Erinnerungen eliminiert, damit ihr praktisch auf der Stufe Null neu anfangen konntet. Wo früher einmal das Chaos euer aller Leben bestimmt hatte, konnte nun dank meiner Arbeit eine gewisse Ordnung geschaffen werden. Eure Neigungen und Vorlieben habe ich nicht verändert. Genauso wenig eure Fähigkeiten und Talente … ich habe sie nur in andere Bahnen gelenkt. Die Leute, die über euch stehen, wollten skrupellose Killer haben; aber sie wollten sie auch beherrschen können.«
    Hedda spürte, wie ihr Mut sank. »Ich sehe manchmal einen Jungen. Wer ist er? Habe ich ihn getötet?«
    »Man hat mir niemals Einzelheiten mitgeteilt. Keine Details über dich, über Deerslayer, über niemanden.«
    »Wie alt bin ich? Woher komme ich?«
    »Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!«
    »Wie heiße ich?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Warum Hedda?«
    »Wie ich es verstanden habe, wurden die ursprünglichen Caretakers allesamt nach Gestalten der griechischen Mythologie benannt. Die neuen Caretakers, zu denen auch du gehörst, wurden nach berühmten Charakteren aus der Literatur benannt. Du zum Beispiel nach Hedda Gabler.«
    »Und das alles haben Sie dem Wildtöter erzählt …«
    Der Alte nickte. »Ja, als er zum erstenmal kam. Vor vier Tagen.«
    »Was ist mit Ihrer zweiten Begegnung?«
    »Er kam vorgestern noch einmal zurück, um mir eine Nachricht zu überbringen.« Der Blick von Pomeroys rot unterlaufenen Augen hielt dem ihren stand. »Eine Nachricht für dich. Er wußte, daß du zu mir kommen würdest.«
    Der alte Mann rollte zum Kühlschrank, an dem er mit einem Magneten einen weißen Umschlag befestigt hatte. Wie Poes entwendeter Brief war er für alle Augen sichtbar angebracht.
    »Er hat mich gebeten, ihn dir zu geben. Er meinte, du wüßtest, was du nun tun mußt.«
    Hedda nahm den Umschlag. Sein dünner Inhalt bestand lediglich aus einem Zeitungsartikel, der sich mit der dramatischen Auferstehung einer Plastikfabrik in Massachusetts namens PLAS-TECH beschäftigte.
    »Wissen sie, was das zu bedeuten hat?« fragte sie August Pomeroy.
    »Ich habe nicht hineingesehen. Ich wollte es nicht. Deerslayer hat gesagt, es seien keine weiteren Erklärungen nötig.«
    Keine weiteren Erklärungen … Und doch wurden in dem Artikel weder transdermale Gifte noch tödliche Pläne irgendeiner Gruppe erwähnt, die sich der Hilfe der Caretakers bediente. Aber irgendwie mußte PLAS-TECH mit den Umständen zu tun haben, die ihren Tod und den Deerslayers erforderlich gemacht hatten. Soviel hatte er herausgefunden, doch den Rest hatte er ihr überlassen.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte Pomeroy sie.
    »Herausfinden, wer das TD-13 besitzt.«
    »Sie werden dich töten.«
    »Sie werden Hedda töten, meinen Sie. Der Mensch, der ich wirklich bin, ist schon tot … den haben Sie selbst getötet. Die Anderen sind vielleicht die einzigen, die mir sagen können, wer ich war.«
    »Ich habe Medikamente benutzt; die anderen benutzen Kugeln.«
    »Genau wie ich, Doktor Pomeroy.«

 
DIE VIERTE GEWALT
ANDREW HARRISON LEEDS
    Montag, 17. August, 14 Uhr
15
    »Können Sie mich hören, junger Mann?«
    Arthur Whitlow bekam den Frosch nicht aus dem Hals. »Jawohl, Sir«, krächzte er.
    »Ich erwarte Ihren

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