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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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hatte. Sie musterte ihn argwöhnisch und griff dann in den Wagen hinein. Sein Bein war zwischen der zerschmetterten Tür und dem Sitz eingeklemmt. Hedda bog die Tür zurück und half ihm hinaus.
    Sie blickte zur Hauptstraße, die über zweihundert Meter hinter ihnen lag. »Ich höre die Kerle noch nicht, aber sie können nicht weit hinter uns sein. Wir müssen von hier verschwinden.«
    »Mein Lautsprecher«, murmelte der auf dem Boden liegende Librarian.
    Ihn noch immer argwöhnisch musternd, griff Hedda erneut in den Wagen und fand das Gerät auf dem Beifahrersitz. Dann zerrte sie den Mann auf die Füße und schleppte ihn davon. Als offensichtlich wurde, daß er nicht schnell und weit würde laufen können, warf Hedda ihn sich mühelos über die Schulter. Ihre Verletzungen waren nicht schwer, doch es gab unter der langsam trocknenden Bekleidung kein Körperteil, das nicht schmerzte.
    Sie trug Librarian tief genug in den Wald, um etwaige Verfolger abzuschütteln, die den demolierten Wagen gefunden hatten. Aus irgendeinem Grund hatte Librarian ihr zur Flucht verholfen, wenngleich es sich bei den Schützen auf dem Hang vielleicht um dieselben wie damals auf der Brücke über den Litani gehandelt hatte. Sie setzte ihn ab und reichte ihm seinen Lautsprecher.
    »Jetzt werden wir uns unterhalten, Librarian«, sagte sie energisch.
    »Chalmers«, keuchte er.
    »Was?«
    »Mein Name ist … Chalmers«, wiederholte er und griff nach seinem Lautsprecher.
    »Sie haben mir gerade das Leben gerettet.«
    Ein Nicken.
    »Warum? Zuerst versuchen Sie mich umzubringen, und dann retten Sie mich. Warum?«
    Er zog den Lautsprecher hoch und fummelte daran, fand das Ende mit dem Dreifachstecker und drückte ihn an die Kehle, was einen unglaublich obszönen Eindruck auf Hedda machte. Drei Löcher befanden sich in der verfärbten Stelle; sie sahen aus wie Vampirbisse. Chalmers betastete seinen Hals mit den Fingerspitzen und drückte die Stecker dann in die entsprechenden Öffnungen.
    Augenblicklich drang ein Zischen aus dem Lautsprecher, ein nasses Gurgeln wie das eines Mannes, der innerlich verblutet.
    »Nein«, vernahm sie durch das Glucksen.
    »Hören Sie doch auf mit dem Quatsch!«
    »Ich ließ Sie … im Libanon … entkommen.«
    »Ihre Leute haben auf mich geschossen! Den Jungen haben sie getroffen!«
    »Aber Sie haben überlebt … sind entkommen … ich habe gewußt … daß Sie es schaffen würden.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Sie wollten Sie … tot sehen. Ich konnte Sie … aber nicht umbringen. Nicht … nach Deerslayer.«
    »Nein! Sie haben ihn doch töten lassen!«
    Chalmers' Gesicht wirkte gequält. »Es war … als ließe ich … ein Stück von mir selbst … töten.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es … nicht noch einmal tun … Ich kann es Ihnen … nicht mehr antun … und auch nicht … den anderen.«
    »Den Caretakers?«
    Chalmers nickte. »Sie waren … wie meine Kinder … genau wie Sie, Hedda … ich konnte Sie … ihm nicht ausliefern.«
    Hedda verspürte ein Frösteln. »Wem?«
    Chalmers schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte er.
    Hedda packte ihn an den Schultern. »Sagen Sie es mir! Sofort!«
    »Sie sind … noch nicht … bereit dafür. Vertrauen Sie mir.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil … ich Ihnen jetzt schon … zweimal das Leben … gerettet habe.«
    »Aber Sie haben mich belogen. Sie haben Deerslayer belogen. Über den Jungen. Alles Lügen! Sein Vater hat nicht für Aramco gearbeitet, er war Chemiker.« Hedda hielt inne. »Warten Sie mal … warum sollte ich den Jungen zurückholen, wenn Sie doch seine Entführung arrangiert haben?«
    »Tarnung … Vortäuschung falscher Tatsachen … überall … die Araber hielten … den Jungen für uns fest … Aber dann … wollten sie ihn uns … nicht mehr zurückgeben. Wir spürten … sie auf und … schickten Sie los.«
    »Damit Sie ihn töten konnten?«
    »Nein. Nur Sie.«
    Hedda glitt zurück. Plötzlich konnte sie die Nähe dieses Mannes nicht mehr ertragen.
    »Ich hätte … den Jungen … seinem Vater zurückgegeben.«
    »Und Sie erwarten, daß ich das glaube?«
    »Ich habe erwartet … daß Sie tun … was Sie getan haben … Ich wußte, Sie … würden den Jungen retten … ich ließ es zu … weil es … die einzige Möglichkeit war … wie ich Sie … am Leben halten konnte.«
    »Warum diese Mühe?«
    »Weil Sie … die beste sind … deshalb … brauche ich Sie jetzt auch …«
    »Sie brauchen

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