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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Tom – mit bestem Dank an David Bowie. Ian Swenson war der Sandman aus dem gleichnamigen Song von America. Und Paula Rebb wurde Eleanor Rigby, die gemeinsam mit ihrem Namen begraben wurde.
    Die Storm Riders nahmen sich ernst. Vielleicht hatte es als Spiel angefangen, aber es endete nicht so. Sie raubten Banken aus, Supermärkte, einmal sogar ein Spielkasino. Ihre Spezialität jedoch war Kidnapping. Zuerst wählten sie ihre Opfer nach politischen Gesichtspunkten aus, doch kurz über lang wich die Politik der Ökonomie. Nur die Fassade politischer Aktivitäten blieb.
    Der Junge war dreizehn Jahre alt gewesen, wie Hedda sich nun erinnerte. Er hieß Ricky Baylor. Sie hatten ihn entführt, während er nach der Schule auf den Bus wartete. Der Sohn eines reichen Anwalts aus Washington, der tatsächlich sogar ein paar harmlosere Aktivisten verteidigt hatte, als die Revolution noch ›in‹ gewesen war. Hedda war einfach zu dem Jungen gegangen, hatte sich ihn geschnappt und ein paar Warnschüsse auf den Bus abgegeben, um zu verhindern, daß jemand unbedingt den Helden spielen wollte.
    Obwohl sie eine Frau war, war sie die größte aller Storm Riders und genauso kräftig wie die Männer. Von Natur aus attraktiv, kämpfte sie verzweifelt gegen ihr gutes Aussehen an, denn den Storm Riders war ihr Äußeres völlig gleichgültig. Mit gutem Aussehen kaufte man sich nur in das System ein. Die Annahme, Produkte von Revlon oder Max Factor könnten das Leben eines Menschen verändern, war doch völliger Blödsinn. Wenn man eine Veränderung bewirken wollte, machte man sich an die Arbeit und tat es, bewirkte die Veränderung selbst.
    Die Storm Riders veränderten eigentlich nicht sehr viel, von sich selbst vielleicht einmal abgesehen. Wenn Webb und Calhoun nicht von allein die sechziger Jahre zurückholen konnten, konnten sie es vielleicht mit der Hilfe des guten, alten LSD. Sie fraßen das Zeug geradezu in sich hinein und sahen überall Tiere, die aus dem Zoo ausgebrochen waren. Paula wurde verrückt auf Sex und vögelte jeden, der ihr unter die Augen kam, einschließlich ihrer .44er Magnum. Sie lud die Waffe einmal mit einer einzigen Kugel und spielte ihre Version von russischem Roulette. Sie drehte die Trommel, steckte das Ding in sich rein, zog den Hammer zurück und drückte ab.
    Klick.
    Später meinte sie, es sei der beste Orgasmus gewesen, den sie je gehabt habe. Ian und Hedda ließen die Finger von den Drogen und dem irren Zeug und verliebten sich – vielleicht gerade deshalb. Sie lagen im Bett und umarmten sich, während Bob im Nebenzimmer wegen eines verrückten Drogentraums ausflippte, bei dem die Welt sich von innen nach außen gedreht und eine ganz neue Farbe angenommen hatte. Und nur er konnte es sehen, während ein Zimmer weiter Paula ihre Ekstase hinausbrüllte, während sie gerade wieder Gott weiß was in sich reinsteckte.
    Alles brach auseinander, doch keiner von ihnen bemerkte es. Sie hatten sich eigene Regeln ausgedacht, und wenn diese Regeln sich änderten, war das auch okay. Mit dem kleinen Baylor würde alles wieder anders werden. Sie mußten verschwinden, untertauchen, die revolutionären Batterien wieder aufladen, die wegen völlig überzogener Aktivitäten ausgetrocknet waren. Mit dieser Sache konnten sie ganz cool eine Million machen, und dann würden sie auf einem namenlosen Pferd in den Sonnenaufgang reiten.
    Doch Bob, der Reaper, verpatzte die Sache. Er wurde identifiziert, als er in einem Supermarkt Lebensmittel kaufte, und sah nicht einmal den FBI-Mann – einer von insgesamt fünfhundert –, der im Großraum Washington, wo man ihren Lieferwagen gefunden hatte, Fotos von ihnen herumzeigte. Der blöde Frank hatte den Wagen in die Luft jagen sollen, doch er hatte den Zünder vergessen und fuhr ihn statt dessen einfach nur in einen Graben.
    »Hier spricht das FBI. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Wir wissen, daß Sie in dem Haus sind, und haben Sie umzingelt.«
    Hedda war die einzige, die die mit dem Megaphon vorgebrachte Aufforderung beim ersten Mal hörte. Ian schlief, Bob und Frank waren auf einem Trip, und Paula massierte gerade Kokain in ihre Scheide ein. Hedda lief zum Fenster, und dann leuchteten auch schon die Scheinwerfer auf, und plötzlich war es taghell im Haus. Sie waren überall, und Hedda sah mehr Waffen als Menschen; die Läufe waren mit Gestalten verbunden, die sich in der Nacht verloren.
    »Was, zum Teufel, ist los?« fragte Bob, als er mit je einer Pistole in der Hand die

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