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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Teil der Strecke nach Auburn in Massachusetts beförderte. Dort wartete ein Wagen auf ihn, der ihn über den Purple Heart Highway, der westlich der Route 20 verlief, vorbei an dichten Industriegebieten nach Auburn brachte. Das Krankenhaus selbst lag auf einem Hügel und war von der Straße aus deutlich auszumachen; es lag keineswegs so einsam oder abgeschieden wie die beiden ersten Städte. Tiny Tim hatte sein Werk diesmal in unmittelbarer Nähe eines Highways ausgeführt, wenngleich auch in den frühen Morgenstunden, in denen kaum mehr Verkehr herrschte.
    »Die Patienten …«
    »Wie ich es Ihnen schon am Telefon gesagt habe. Diesmal sind es einhundertsiebenundzwanzig Tote. Ein neuer Rekord.«
    Das Auburn Medical Center war ein vierstöckiges Gebäude, angestrichen in einem ländlichen Hell- und Dunkelbraun, damit es weniger nach einer Klinik aussah. Talley führte Kimberlain durch den weißen Glanz tragbarer Scheinwerfer, die auf dem gepflegten Gelände aufgebaut worden waren, damit die Ermittler auch des Nachts arbeiten konnten.
    »Hier haben wir die Leichen gestern aufgereiht«, erklärte Talley. »In mehreren Reihen. Wir haben sie in Leichensäcke des Krankenhauses gehüllt, an die wir Namensschildchen anbrachten. Sie sahen aus wie Gepäckstücke.«
    Lauren Talley wirkte ausgemergelt und erschöpft. Sie hatte eindeutig keinen Schlaf bekommen, und das Make-up, das sie sich gestern aufgelegt hatte, war schon längst verschwunden. Ohne die Kosmetik sah sie viel jünger und zum erstenmal verletzlich aus. Kimberlain begriff, daß die harte Oberfläche nur eine Fassade war. Darunter zeigte sich nun ihr wahres Ich. Er wollte ihr sagen, daß sie sich alles von der Seele reden sollte, doch bevor er die Gelegenheit dazu hatte, fuhr Talley schon fort.
    »Ich habe das Gebäude räumen lassen. Ich will, daß Sie es ohne jede Ablenkung untersuchen können.«
    »Ich weiß nicht, was Sie sich von mir erhoffen.«
    »Jedenfalls mehr, als die Spurensicherung herausbekommen hat. Sie waren der einzige, der in Daisy wichtige Hinweise gefunden hat, und hier ist noch nicht soviel Zeit vergangen.«
    »Wann ist es passiert?« fragte Kimberlain, als sie an mehreren Verwaltungsangestellten vorbeigingen, die sich in der Nähe des Haupteingangs zusammengedrängt hatten.
    »Gestern, ungefähr zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Der modus operandi ähnelt dem in den beiden Städten. Das Krankenhaus unterhält keine rund um die Uhr geöffnete Unfallstation, so daß er sich über unerwünschte Einlieferungen nicht den Kopf zerbrechen mußte. Ein Arzt, der noch einmal vorbeischaute, um einen Laborbericht abzuholen, hat die Entdeckung gemacht. Es geht ihm nicht sehr gut.«
    »Was hat die Spurensicherung herausgefunden?«
    »Nicht viel. Nur, wo er das Krankenhaus betreten hat, wie er vorging, und wo er es wieder verließ. Er hat eine verdammt große Runde gemacht.«
    Ihre Ausdrucksweise überraschte ihn. »Es scheint Ihnen ja sehr nahe zu gehen, Lauren.«
    »Sie waren ja auch noch nicht in dem Gebäude.«
    »Wenn Sie zulassen, daß es Ihnen gefühlsmäßig derart nahegeht, werden Sie ihn niemals schnappen.«
    »Bislang bin ich ihm noch keinen Schritt näher gekommen.«
    »Das ist nicht Ihre Schuld.«
    Talley legte den Kopf zurück und suchte Kimberlains Blick. »Erzählen Sie das mal den Lamettahengsten der Abteilung Verhaltenswissenschaften. Sobald das Fernsehen Wind von der Sache bekommt, wird sich im ganzen Land kein Mensch mehr sicher fühlen. Vorher waren neunundneunzig Komma neun Prozent der Bevölkerung der Ansicht, ihnen könne nichts passieren, weil sie nicht in das Muster paßten. Der Bursche hatte es auf kleine Kaffs hinter dem hintersten Wald abgesehen. Das ist den Leuten doch scheißegal. Aber jetzt hat er in einem Krankenhaus zugeschlagen. In einem Krankenhaus, gottverdammt! Was kommt als nächstes? Ein Wohnhaus? Vielleicht ein Hotel? Wie wäre es mit einer Schule oder vielleicht einer gottverdammten 747 oder den Gästen in einem Restaurant, denen beim Gedanken an ein Filetto dello Guiseppe gerade das Wasser im Mund zusammenläuft?«
    »Jetzt übertreiben Sie etwas.«
    »Da haben Sie verdammt recht, ich übertreibe. Und was glauben Sie, was die Bürger dieses Landes tun werden? Sie stellen wahrscheinlich Lynchkommandos zusammen, bewaffnen sich bis an die Zähne, kaufen Uzis, Schrotflinten oder basteln im Keller Granaten.«
    »Waffen werden gegen diesen Burschen nicht helfen.«
    »Das hält unsere Bürger aber nicht ab, es

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