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Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Titel: Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Veränderung mit sich brachten, ist eine andere Geschichte, aber ich neige dazu zu denken, dass alles zählt. Am Ende ist jedes Leben nicht mehr als die Summe von Zufällen, eine Chronologie von unerwarteten Überschneidungen, glücklichen Zufällen, wahllosen Ereignissen, die nichts als ihre eigene Planlosigkeit enthüllen.
    Als Fanshawe sechzehn war, entdeckte man, dass sein Vater Krebs hatte. Anderthalb Jahre sah er zu, wie sein Vater starb, und während dieser Zeit löste sich die Familie langsam auf. Am schwersten traf es vielleicht Fanshawes Mutter. Stoisch wahrte sie den Schein, widmete sich den ärztlichen Konsultationen, den finanziellen Regelungen und versuchte den Haushalt aufrechtzuerhalten, und sie schwankte zwischen großem Optimismus, dass ihr Mann wieder gesund werden würde, und einer Art von lähmender Verzweiflung hin und her. Wie Fanshawe sagte, war sie nie imstande, die eine unentrinnbare Tatsache zu akzeptieren, die ihr ins Gesicht starrte. Sie wusste, was geschehen würde, aber sie hatte nicht die Kraft einzugestehen, dass sie es wusste, und mit der Zeit begann sie zu leben, als hielte sie den Atem an. Ihr Verhalten wurde immer exzentrischer: nächtelanger manischer Hausputz, Angst, allein im Haus zu sein (kombiniert mit plötzlichem Verschwinden, ohne dass sie Bescheid sagte), und eine ganze Reihe eingebildeter Krankheiten (Allergien, hoher Blutdruck, Schwindelanfälle). Gegen Ende begann sie sich für verschiedene verschrobene Theorien über den Einfluss der Sterne, parapsychologische Phänomene, vage spiritistische Vorstellungen von der Seele zu interessieren, bis es nicht mehr möglich war, mit ihr zu sprechen, ohne zum Schweigen gebracht zu werden, während sie Vorträge über die Fäulnis des menschlichen Körpers hielt.
    Die Beziehungen zwischen Fanshawe und seiner Mutter wurden gespannt. Sie klammerte sich an ihn als Stütze und benahm sich so, als gehörte der Schmerz der Familie ihr allein. Fanshawe musste der Starke im Hause sein; er hatte nicht nur für sich selbst zu sorgen, er musste auch noch die Verantwortung für seine Schwester übernehmen, die damals gerade zwölf war. Aber das brachte weitere Probleme mit sich – denn Ellen war ein verwirrtes, labiles Kind, und wegen der fehlenden Präsenz der Eltern, die sich aus der Krankheit ergab, erwartete sie alles von Fanshawe. Er wurde ihr Vater, ihre Mutter, ihr Bollwerk der Weisheit und des Trostes. Fanshawe begriff, wie ungesund ihre Abhängigkeit von ihm war, aber er konnte wenig dagegen tun, ohne sie auf eine nicht wiedergutzumachende Weise zu verletzen. Ich erinnere mich, wie meine eigene Mutter von der «armen Jane» (Mrs. Fanshawe) sprach und davon, wie schrecklich das Ganze für das «Baby» sei. Aber ich wusste, dass es eigentlich Fanshawe war, der am meisten litt. Er hatte nur keine Gelegenheit, es zu zeigen.
    Was Fanshawes Vater angeht, kann ich wenig mit Gewissheit sagen. Er hatte für mich keinerlei Bedeutung; er war ein stiller, geistesabwesender Mann, der Wohlwollen ausstrahlte. Ich lernte ihn nie gut kennen. Während mein Vater viel zu Hause war, besonders an den Wochenenden, war Fanshawes Vater selten zu sehen. Er war ein Anwalt von einigem Ansehen und hatte einmal politische Ambitionen gehabt – aber diese hatten mit einer Reihe von Enttäuschungen geendet. Er arbeitete gewöhnlich bis spät am Abend, und sein Wagen erschien erst um acht oder neun Uhr in der Einfahrt, und oft verbrachte er den Samstag und einen Teil des Sonntags in seinem Büro. Ich bezweifle, dass er je so recht wusste, was er mit seinem Sohn anfangen sollte, denn er schien ein Mann mit wenig Gefühl für Kinder zu sein, jemand, der die Erinnerung daran verloren hatte, dass er selbst einmal ein Kind gewesen war. Mr. Fanshawe war so durch und durch erwachsen, so vollständig von ernsten Angelegenheiten in Anspruch genommen, dass es ihm sicherlich schwerfiel, in uns nicht Wesen aus einer anderen Welt zu sehen.
    Er war noch keine fünfzig, als er starb. Während der letzten sechs Monate seines Lebens, nachdem die Ärzte die Hoffnung aufgegeben hatten, ihn noch retten zu können, lag er in dem Gästeschlafzimmer des Fanshawe’schen Hauses, betrachtete durch das Fenster den Garten, las gelegentlich ein Buch, nahm seine schmerzstillenden Tabletten und döste. Fanshawe verbrachte den größten Teil seiner freien Zeit bei ihm, und obwohl ich nur vermuten kann, was vor sich ging, nehme ich an, dass sich zwischen ihnen etwas änderte. Zumindest weiß

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