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Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Titel: Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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jemals eine Wirkung auf ihn. Mit seinem Vater war es genauso. Er weigerte sich, etwas von uns zu lernen. Robert hat es immer wieder versucht, aber er konnte nie zu dem Jungen durchdringen. Aber man kann jemanden nicht bestrafen, weil er keine Zuneigung empfindet, nicht wahr? Man kann ein Kind nicht zwingen, einen zu lieben, nur weil es das eigene Kind ist.
    Da war natürlich Ellen. Die arme, gequälte Ellen. Er war gut zu ihr, das wissen wir beide. Aber irgendwie zu gut, und zuletzt war es gar nicht gut für sie. Er machte eine Gehirnwäsche mit ihr. Er machte sie so von sich abhängig, dass sie es sich zweimal überlegte, bevor sie sich an uns wandte. Er war derjenige, der sie verstand, der ihr Ratschläge gab, der ihre Probleme lösen konnte. Robert und ich waren nicht mehr als Strohmänner. Soweit es die Kinder betraf, existierten wir kaum. Ellen vertraute ihrem Bruder so sehr, dass sie ihm schließlich ihre Seele auslieferte. Ich will nicht sagen, dass er wusste, was er tat, aber ich muss noch mit den Auswirkungen leben. Das Mädchen ist siebenundzwanzig Jahre alt, aber sie benimmt sich, als wäre sie vierzehn – und das auch nur, wenn es ihr gutgeht. Sie ist so verwirrt, so verschreckt. An einem Tag denkt sie, ich bin darauf aus, sie zu zerstören, und am nächsten Tag ruft sie mich dreißigmal an. Dreißigmal. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Ellen ist der Grund dafür, dass er nie eine seiner Arbeiten veröffentlichte, weißt du. Ihretwegen gab er Harvard nach dem zweiten Jahr auf. Er schrieb damals Gedichte, und alle paar Wochen schickte er ihr einen Stoß Manuskripte. Du weißt, was für Gedichte das sind. Beinahe unmöglich zu verstehen. Sehr leidenschaftlich, natürlich, und hochgestochen, aber so unklar, dass man meinen könnte, sie wären in einem Code geschrieben. Ellen tüftelte stundenlang daran herum, so als hinge ihr Leben davon ab, sie betrachtete die Gedichte als geheime Botschaften, als für sie geschriebene Orakel. Ich glaube nicht, dass er eine Ahnung hatte, was da vor sich ging. Ihr Bruder war fort, siehst du, und diese Gedichte waren alles, was ihr noch von ihm geblieben war. Das arme Baby. Sie war damals erst fünfzehn und fiel ohnehin schon auseinander. Sie brütete über diesen Seiten, bis sie ganz zerknittert und schmutzig waren, und schleppte sie überall mit sich herum. Wenn es sie wirklich schlimm erwischte, ging sie im Bus zu wildfremden Leuten und drückte sie ihnen in die Hand. ‹Lesen Sie diese Gedichte›, sagte sie. ‹Sie werden Ihr Leben retten.› Schließlich hatte sie ihren ersten Zusammenbruch. Sie entfernte sich eines Tages im Supermarkt von mir, und bevor ich wusste, was geschah, nahm sie diese großen Krüge mit Apfelsaft von den Regalen und zerschmetterte sie auf dem Boden, einen nach dem anderen, wie in Trance. Sie stand mitten in all dem zerbrochenen Glas, ihre Knöchel bluteten, und der Saft rann überallhin. Es war furchtbar. Sie wurde so wild, dass drei Männer nötig waren, um sie zu bändigen und fortzutragen.
    Ich will nicht sagen, dass ihr Bruder schuld war. Aber diese verdammten Gedichte halfen ihr sicherlich nicht, und zu Recht oder Unrecht machte er sich Vorwürfe. Seit damals versuchte er nie, etwas zu veröffentlichen. Er kam, um Ellen im Krankenhaus zu besuchen, und ich glaube, es war zu viel für ihn, sie so zu sehen, so völlig außer sich, völlig verrückt – sie schrie ihn an und warf ihm vor, sie zu hassen. Es war ein richtiger schizoider Anfall, weißt du, und er konnte damit nicht fertigwerden. Damals legte er das Gelübde ab, nichts zu veröffentlichen. Es war eine Art Buße, glaube ich, und er hielt sich den Rest seines Lebens daran, nicht wahr, er hielt sich daran bis zum Ende auf seine sture, brutale Weise. Ungefähr zwei Monate später bekam ich einen Brief von ihm, in dem er mir mitteilte, dass er das College verlassen habe. Er fragte mich wohlgemerkt nicht um meinen Rat, er sagte mir nur, was er getan hatte. Liebe Mutter und so weiter und so fort, alles sehr edel und eindrucksvoll. Ich verlasse das College, um dich von der finanziellen Last, mich zu unterhalten, zu befreien. Bei Ellens Zustand, den hohen Arztkosten, den verflixten x und y und z und so weiter und so fort. Ich war wütend. Ein Junge wie er wirft für nichts seine Erziehung über Bord. Es war ein Sabotageakt, aber es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Er war schon fort. Ein Freund von ihm in Harvard hatte einen Vater, der irgendeine Verbindung mit der

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