Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
merkwürdige Periode, in der er ab und zu für einen Filmproduzenten arbeitete und Treatments revidierte, übersetzte und Zusammenfassungen von Drehbüchern anfertigte. Obwohl es nur wenige autobiographische Anspielungen in Fanshawes Werken gibt, glaube ich, dass gewisse Dinge und Ereignisse in Niemalsland auf diese letzte Erfahrung zurückgeführt werden können (Montags Haus im siebenten, Floods Traum im dreißigsten Kapitel). «Das Seltsame an diesem Mann», schreibt Fanshawe (in einem seiner Briefe über den Filmproduzenten), «ist, dass er, obwohl seine finanziellen Machenschaften mit den Reichen ans Verbrecherische grenzen (Halsabschneidertaktiken, direkte Lügen), sehr gütig mit denen umgeht, die eine Pechsträhne haben. Menschen, die ihm Geld schulden, werden nur selten verklagt oder vor Gericht gebracht – sondern sie erhalten die Gelegenheit, ihre Schulden abzuarbeiten, indem sie ihm Dienste leisten. Sein Chauffeur, zum Beispiel, ist ein mittelloser Marquis, der in einem weißen Mercedes herumfährt. Es gibt einen alten Baron, der nur Papiere fotokopiert. Jedes Mal, wenn ich ihn in seiner Wohnung besuche, um meine Arbeit abzuliefern, steht ein neuer Lakai in der Ecke, ein altersschwacher Adeliger versteckt sich hinter den Vorhängen, ein eleganter Finanzmann entpuppt sich als Botenjunge. Es wird auch nichts verschwendet. Als der ehemalige Regisseur, der im Dienstmädchenzimmer im fünften Stock wohnte, letzten Monat Selbstmord beging, erbte ich seinen Mantel – und ich trage ihn seither. Ein langes schwarzes Ding, das mir beinahe bis zu den Knöcheln reicht. Ich sehe darin aus wie ein Spion.»
Was Fanshawes Privatleben betrifft, gibt es nur vage Andeutungen. Eine Abendgesellschaft wird erwähnt, ein Maleratelier wird beschrieben, der Name Anne schleicht sich ein- oder zweimal ein – aber die Art dieser Beziehung bleibt im Ungewissen. Das war jedoch gerade das, was ich brauchte. Ich stellte mir vor, dass es mir schließlich gelingen würde, einige dieser Leute aufzuspüren, wenn ich die nötige Beinarbeit leistete und umherging und genug Fragen stellte.
Abgesehen von einer dreiwöchigen Reise nach Irland (Dublin, Cork, Limerick, Sligo), scheint Fanshawe mehr oder weniger am selben Ort geblieben zu sein. Die endgültige Fassung von Blackouts wurde irgendwann während seines zweiten Jahres in Paris beendet. Wunder wurde während des dritten Jahres geschrieben, zusammen mit vierzig oder fünfzig kurzen Gedichten. All das lässt sich ziemlich leicht bestimmen – denn um diese Zeit entwickelte Fanshawe die Gewohnheit, seine Arbeiten zu datieren. Noch unklar ist der genaue Zeitpunkt, wann er Paris verließ und aufs Land ging, aber ich glaube, es war irgendwann zwischen Juni und September 1971. Die Briefe wurden gerade um diese Zeit spärlich, und auch die Notizbücher enthalten nicht mehr als eine Liste der Bücher, die er las (Raleighs Weltgeschichte , die Reisen von Cabeza de Vaca). Doch sobald er sich im Landhaus niedergelassen hatte, gab er einen ziemlich ausführlichen Bericht darüber, wie er dorthin gelangt war. Die Einzelheiten sind an sich unwichtig, aber etwas Entscheidendes zeigt sich nun: Während er in Frankreich lebte, verbarg Fanshawe nicht die Tatsache, dass er Schriftsteller war. Seine Freunde wussten von seiner Arbeit, und wenn er je ein Geheimnis daraus machte, so nur vor seiner Familie. Einmal unterläuft ihm ein eindeutiger Fehler – das einzige Mal in allen seinen Briefen, dass er sich verriet: «Die Dedmons, ein amerikanisches Ehepaar, das ich in Paris kenne», schrieb er, «können ihr Landhaus im nächsten Jahr nicht besuchen (sie reisen nach Japan). Da in dem Haus ein- oder zweimal eingebrochen wurde, wollen sie es nicht leer stehen lassen – und haben mir die Stelle eines Hauswarts angeboten. Ich bekomme es nicht nur ohne Miete, sondern darf auch einen Wagen benutzen und beziehe ein kleines Gehalt (genug, um davon zu leben, wenn ich sehr sparsam bin). Das ist ein Glücksfall. Sie sagten, sie würden lieber mich dafür bezahlen, dass ich ein Jahr in diesem Haus sitze und schreibe, als es an Fremde vermieten. Ein kleiner Hinweis vielleicht nur, aber als ich in dem Brief darauf stieß, fühlte ich mich ermutigt. Fanshawe hatte für einen Moment seine Deckung aufgegeben – und wenn das einmal geschah, gab es keinen Grund anzunehmen, dass es nicht noch einmal geschehen konnte.
Die Briefe vom Lande übertreffen alle anderen in stilistischer Hinsicht. Fanshawes Auge ist nun
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