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Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Titel: Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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sprach, konnte er vorgeben, sie nicht zu beachten.)
    Ungefähr ein Jahr lang befassen sich die Briefe beinahe ausschließlich mit Objektbeschreibungen (von Gebäuden, Straßen, Paris); sie liefern peinlich genaue Aufzählungen von Dingen, die er gesehen und gehört hat, aber Fanshawe selbst teilt sich kaum mit. Dann beginnen wir allmählich einigen seiner Bekannten zu begegnen, eine allmählich wachsende Neigung zur Anekdote zu spüren – aber die Geschichten sind aus jedem Zusammenhang herausgerissen, was ihnen etwas Schwebendes, Körperloses verleiht. Wir sehen, zum Beispiel, einen alten russischen Komponisten namens Ivan Wyshnegradsky, der nun beinahe achtzig ist – verarmt, ein Witwer, der allein in einer schäbigen Wohnung in der Rue Mademoiselle lebt. «Ich sehe diesen Mann häufiger als sonst jemanden», erklärt Fanshawe. Aber dann kein Wort über ihre Freundschaft, keinen Hinweis darauf, worüber sie miteinander sprechen. Stattdessen beschreibt er langatmig das Viertelton-Piano in der Wohnung mit seinem enormen Umfang und den verschiedenen Klaviaturen (es wurde vor beinahe fünfzig Jahren für Wyshnegradsky in Prag gebaut und ist eines von nur drei Viertelton-Pianos in Europa), und dann erzählt er, ohne weiter auf die Karriere des Komponisten einzugehen, die Geschichte, wie er dem alten Mann einen Kühlschrank schenkte. «Ich zog letzten Monat in eine andere Wohnung», schreibt Fanshawe. «Da sie einen neuen Kühlschrank hat, beschloss ich, Ivan den alten zu schenken. Wie viele Leute in Paris hatte er nie einen Kühlschrank gehabt und seine Lebensmittel in einem kleinen Schrank in der Wand seiner Küche aufbewahrt. Er schien sich über mein Angebot sehr zu freuen, und ich traf alle Vorbereitungen für die Anlieferung. Mit Hilfe des Mannes, der den Lkw fuhr, trug ich den Kühlschrank die Treppe hinauf. Ivan begrüßte die Ankunft dieser Maschine als wichtiges Ereignis in seinem Leben – er schwatzte aufgeregt wie ein kleines Kind –, und doch war er argwöhnisch, das konnte ich sehen, sogar ein wenig eingeschüchtert, nicht ganz sicher, was er von diesem fremden Objekt halten sollte. ‹Er ist so groß›, sagte er immer wieder, als wir ihn aufstellten, und dann, als wir ihn anschlossen und der Motor anlief – ‹so viel Lärm›. Ich versicherte ihm, dass er sich daran gewöhnen werde, und wies auf alle Vorteile dieser modernen Annehmlichkeit hin, auf die vielen Verbesserungen, die sie ihm bringen würde. Ich fühlte mich wie ein Missionar: der große Prophet, der das Leben dieses Steinzeitmenschen rettete, indem er ihm die wahre Religion brachte. Eine Woche oder so verging, und Ivan rief mich beinahe jeden Tag an, um mir zu sagen, wie glücklich er mit dem Kühlschrank sei, und er beschrieb mir all die neuen Lebensmittel, die er nun kaufen und in seinem Haus aufbewahren konnte. Dann kam die Katastrophe. ‹Ich glaube, er ist kaputt›, sagte er mir eines Tages und klang sehr zerknirscht. Das kleine Kühlfach oben hatte sich offenbar mit Eis gefüllt, und da er nicht gewusst hatte, wie er es beseitigen sollte, hatte er einen Hammer genommen und nicht nur auf das Eis losgeschlagen, sondern auch auf die Kühlschlangen darunter. ‹Mein lieber Freund›, sagte er, ‹es tut mir sehr leid.› Ich sagte ihm, er solle sich nicht grämen, ich würde jemanden finden, der es reparierte. Eine lange Pause am anderen Ende. ‹Ach›, sagte er schließlich, ‹ich denke, es ist vielleicht besser so. Der Lärm, wissen Sie. Er macht es mir sehr schwer, mich zu konzentrieren. Ich habe so lange mit meinem Schrank in der Wand gelebt, ich hänge richtig daran. Mein lieber Freund, seien Sie mir nicht böse. Ich fürchte, mit einem alten Mann wie mir ist nichts mehr anzufangen. Man erreicht einen gewissen Punkt im Leben, und dann ist es zu spät, sich noch zu ändern.›»
    Weitere Briefe dieser Art folgen, es werden einige Namen erwähnt und verschiedene Arbeiten angedeutet. Ich nehme an, dass das Geld, das er auf dem Schiff verdient hatte, ungefähr ein Jahr reichte und dass er sich danach durchschlug, so gut er konnte. Eine Zeitlang übersetzte er eine Reihe von Kunstbüchern; zu einer anderen Zeit gibt es Hinweise darauf, dass er einigen Gymnasiasten Nachhilfestunden in Englisch gab. Dann wieder scheint er einen Sommer lang im Pariser Büro der New York Times in der zweiten Nachtschicht als Telefonist gearbeitet zu haben (was zumindest zeigt, dass er nun fließend Französisch sprach). Und dann kommt eine ziemlich

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