Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
dass er ein wenig enttäuscht ist, keinen Kommentar zu seinem Bericht erhalten zu haben. Wenn man bedenkt, wie hart er daran gearbeitet hat, wäre ihm ein Wort der Anerkennung willkommen gewesen. Die Tatsache, dass das Geld bezahlt wurde, bedeutet, dass White nicht unzufrieden war. Aber dennoch – Schweigen ist keine befriedigende Antwort, ganz gleich, was es bedeutet. Wenn es so ist, sagt sich Blue, dann muss ich mich eben daran gewöhnen.
Die Tage vergehen, und alles wird wieder zur reinen Routine. Black schreibt, liest, kauft in der Nachbarschaft ein, besucht das Postamt, macht gelegentlich einen kleinen Spaziergang. Die Frau erscheint nicht wieder, und Black unternimmt keine weiteren Ausflüge nach Manhattan. Blue stellt sich vor, dass er jeden Tag einen Brief bekommen kann mit der Nachricht, dass der Fall abgeschlossen ist. Die Frau ist fort, überlegt er, und das könnte das Ende sein. Aber nichts dergleichen geschieht. Blues peinlich genaue Beschreibung der Szene im Restaurant löst keine besondere Reaktion bei White aus, und eine Woche nach der anderen treffen pünktlich die Schecks ein. So viel also zum Thema Liebe, sagt sich Blue. Die Frau hat nie etwas bedeutet. Sie war nur ein Ablenkungsmanöver.
In dieser frühen Periode kann Blues Geistesverfassung am besten als ambivalent und konfliktgeladen beschrieben werden. Es gibt Phasen, in denen er sich so vollständig im Einklang mit Black empfindet, so natürlich eins mit dem anderen Mann, dass er nur in sich selbst hineinzuhorchen braucht, um vorauszuahnen, was Black tun wird, um zu wissen, wann er in seinem Zimmer bleiben und wann er ausgehen wird. Ganze Tage vergehen, an denen er sich nicht einmal die Mühe macht, aus dem Fenster zu sehen oder Black auf die Straße zu folgen. Ab und zu gestattet er sich sogar, allein einen Ausflug zu machen, und er weiß, dass sich Black, während er fort ist, nicht von der Stelle rührt. Wie er das weiß, bleibt ein Geheimnis für ihn, aber Tatsache ist, dass er sich nie täuscht, und wenn ihn das Gefühl überkommt, gibt es für ihn keinen Zweifel und kein Zögern. Andererseits ist es nicht immer so. Es gibt Zeiten, in denen er sich Black völlig fern fühlt, auf eine so klare und absolute Weise von ihm abgeschnitten, dass er das Gefühl dafür zu verlieren beginnt, wer er ist. Einsamkeit umgibt ihn, schließt ihn ein, und mit ihr kommt ein Entsetzen, das schlimmer ist als alles, was er je gekannt hat. Es verwirrt ihn, dass er so schnell von einem Zustand zum anderen wechseln kann, und lange pendelt er zwischen den Extremen hin und her und weiß nicht, welches das wahre und welches das falsche ist.
Nach einer Reihe von besonders schlechten Tagen beginnt er, sich nach Gesellschaft zu sehnen. Er setzt sich hin und schreibt Brown einen Brief mit vielen Einzelheiten. Er schildert den Fall und bittet um seinen Rat. Brown hat sich nach Florida zurückgezogen und verbringt die meiste Zeit mit Angeln. Blue weiß, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis er eine Antwort bekommt. Dennoch wartet er, schon einen Tag nachdem er den Brief aufgegeben hat, mit einer Ungeduld auf die Antwort, die sich bald zur Besessenheit steigert. Jeden Morgen, ungefähr eine Stunde bevor die Post zugestellt wird, pflanzt er sich am Fenster auf und wartet darauf, dass der Briefträger um die Ecke kommt, und er setzt all seine Hoffnungen auf das, was Brown ihm raten wird. Was er von diesem Brief erwartet, ist nicht gewiss. Blue stellt sich die Frage nicht einmal, aber sicherlich werden es einige ungeheure, erhellende und außergewöhnliche Worte sein, die ihn in die Welt der Lebenden zurückbringen werden.
Als die Tage und Wochen ohne einen Brief von Brown vergehen, wird Blues Enttäuschung zu einer schmerzenden, irrationalen Verzweiflung. Aber das ist noch nichts, verglichen mit dem, was er fühlt, als der Brief endlich kommt. Denn Brown geht gar nicht auf das ein, was Blue geschrieben hat. Es ist schön, von dir zu hören, beginnt der Brief, und schön zu wissen, dass du so hart arbeitest. Klingt wie ein interessanter Fall. Kann allerdings nicht behaupten, dass ich dergleichen vermisse. Hier führe ich ein angenehmes Leben – stehe früh auf und gehe angeln, verbringe eine Weile mit meiner Frau, lese ein wenig, schlafe in der Sonne; nichts, worüber ich mich beklagen könnte. Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist, warum ich nicht schon vor Jahren hierhergezogen bin.
In diesem Stil geht der Brief mehrere Seiten lang weiter, und nicht ein
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