Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
der weiße Ball, der blaue Himmel darüber. Jedes Ding unterscheidet sich, ganz für sich und scharf umrissen, von jedem anderen Ding, und die geometrische Einfachheit des Musters beeindruckt Blue mit ihrer Kraft. Während er das Spiel verfolgt, fällt es ihm schwer, den Blick von Robinson abzuwenden, ständig fühlt er sich von der Schwärze seines Gesichts angezogen, und er denkt, es gehört Mut dazu zu tun, was er tut, so allein zu sein vor so vielen Fremden, von denen zweifellos die Hälfte wünscht, er wäre tot. Als das Spiel seinen Lauf nimmt, ertappt sich Blue dabei, dass er zu allem, was Robinson tut, Beifall brüllt, und als der Schwarze im dritten Inning um ein Mal vorrückt, springt er auf, und später, im siebenten, als Robinson einen Zwei-Mal-Lauf macht, schlägt er tatsächlich dem Mann neben ihm vor Freude auf den Rücken. Die Dodgers schaffen es im neunten mit einem Aufopferungsflugball, und als Blue nach Hause fährt, wird ihm bewusst, dass er nicht ein einziges Mal an Black gedacht hat.
Aber Ballspiele sind nur der Anfang. An gewissen Abenden, wenn Blue sicher ist, dass Black nirgendwohin gehen wird, trinkt er ein Bier oder zwei in einer nahegelegenen Bar und genießt die Unterhaltungen mit dem Barmixer, dessen Name Red ist und der Green, dem Barmixer aus dem so weit zurückliegenden Fall Gray, erstaunlich ähnlich sieht. Eine schlampige Nutte namens Violet ist oft dort, und ein- oder zweimal macht Blue sie beschwipst genug, um in ihre Wohnung gleich um die Ecke eingeladen zu werden. Er weiß, dass sie ihn mag, denn sie lässt ihn nie bezahlen, aber er weiß auch, dass es nichts mit Liebe zu tun hat. Sie nennt ihn Liebling, und ihr Fleisch ist weich und füllig, aber immer wenn sie einen Drink zu viel hat, fängt sie an zu weinen, und dann muss Blue sie trösten, und insgeheim fragt er sich, ob es die Mühe wert ist. Seine Schuldgefühle gegenüber der zukünftigen Mrs. Blue sind jedoch nur sehr flüchtig, denn er rechtfertigt seine Besuche bei Violet, indem er sich mit einem Soldaten im Krieg in einem anderen Land vergleicht. Jeder Mann braucht ein wenig Trost, besonders wenn schon morgen seine Stunde schlagen kann. Und außerdem ist er nicht aus Stein, sagt er sich.
Meistens geht Blue jedoch an der Bar vorbei und in das mehrere Häuserblocks entfernte Kino. Nun, da der Sommer kommt und die Hitze in seinem kleinen Zimmer unbehaglich wird, ist es erfrischend, in dem kühlen Kino zu sitzen und Filme anzuschauen. Blue mag Filme, nicht nur wegen der Geschichten und der schönen Frauen, sondern auch wegen der Dunkelheit in den Kinos und weil die Bilder auf der Leinwand irgendwie den Gedanken in seinem Kopf gleichen, wenn er die Augen schließt. Auf die Art der Filme kommt es ihm nicht so sehr an. Es ist ihm mehr oder weniger gleichgültig, ob es sich um Komödien oder Dramen handelt oder ob der Film in Schwarzweiß oder in Farbe gedreht ist, aber er hat eine besondere Schwäche für Filme mit Detektiven, weil da eine natürliche Verbindung besteht, und solche Geschichten fesseln ihn mehr als andere. In diesem Sommer sieht er eine Reihe solcher Filme, und sie gefallen ihm alle: Die Dame im See, Der gefallene Engel, Schwarze Natter, Jagd nach Millionen, Reite auf dem rosa Pferd, Hoffnungslos und so weiter. Doch für Blue gibt es einen Film, der sich vor allen anderen auszeichnet, und er gefällt ihm so gut, dass er am nächsten Abend wieder ins Kino geht, um ihn noch einmal zu sehen.
Er heißt Goldenes Gift , und die Hauptrolle spielt Robert Mitchum als ehemaliger Privatdetektiv, der versucht, sich in einer kleinen Stadt unter einem anderen Namen ein neues Leben aufzubauen. Er hat eine Freundin, ein süßes Mädchen vom Lande namens Ann, und betreibt eine Tankstelle mit Hilfe eines taubstummen Jungen, Jimmy, der ihm treu ergeben ist. Aber die Vergangenheit holt Mitchum ein, und er kann kaum etwas dagegen tun. Vor Jahren bekam er den Auftrag, Jane Greer zu suchen, die Geliebte des Gangsters Kirk Douglas, aber als er sie fand, verliebten sie sich ineinander und flohen, um irgendwo im Verborgenen zu leben. Eins führte zum andern – Geld wurde gestohlen, ein Mord wurde begangen –, und schließlich kam Mitchum wieder zur Besinnung und verließ die Greer, weil er endlich das Ausmaß ihrer Verdorbenheit begriff. Nun wird er von Douglas und der Greer erpresst, ein Verbrechen zu begehen, das aber nur eine abgekartete Sache ist. Er findet heraus, dass sie planen, ihm einen weiteren Mord unterzuschieben.
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