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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Versailles, und je eher wir uns daran gewöhnen, desto besser.« Sie verspürte nicht die geringste Lust, der Köchin oder Fanette zu erzählen, dass sie die längste Zeit ihres Lebens mit Arbeiten wie dieser zugebracht hatte. Zumindest die beiden sollten glauben, dass sie es mit einer Dame von Stand zu tun hatten.
    Bis zum Mittagessen hatten sie den Salon in Ordnung gebracht, so gut es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglich war. Frische Vorhänge und Kissenbezüge auf dem Sofa sowie blank polierte Möbel zeugten von ihren Bemühungen. Für den Nachmittag planten sie, den Teppich ins Freie zu schaffen und den Boden zu schrubben.
    Marie blieb keine Zeit, ihr Kleid, das mittlerweile schmutzig und zerrissen war, vor dem Essen zu wechseln. Deshalb registrierte sie erleichtert, dass die Männer in ihrer Arbeitskleidung am Tisch saßen.
    Ihr Ehemann fehlte wie schon am Abend zuvor. Marie setzte sich Troy gegenüber.
    Er reichte ihr die Schüssel mit dem Gemüseeintopf. »Die Pfirsiche sind dieses Jahr spät gereift, dafür sind sie größer und süßer. Das verspricht gutes Geld. Tris wird begeistert sein.«
    Marie füllte ihren Teller und reichte die Schüssel an Fanette weiter. »Tatsächlich? Es gibt also etwas außer Nachbarschaftspflege, das ihn interessiert?« Ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Ohren larmoyant.
    Troy blickte sie über den Rand seines Glases hinweg an. »La Mimosa ist sein Leben. Wäre es das nicht, wäret Ihr nicht hier.«
    Marie beschloss zu schweigen. Sie hatte keine Lust auf eine Auseinandersetzung und sie hatte auch keine Lust, über Tristan de Rossacs Lebensinhalt zu diskutieren. Sie wässerte ihren Wein und begnügte sich damit, der Unterhaltung zuzuhören, ehe sie sich wieder mit Fanette an die Arbeit machte.
    Als sie schließlich fertig waren, wischte sie sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn und betrachtete zufrieden ihr Werk. Der Raum war nicht bloß sauber, sondern strahlte Behaglichkeit aus. Die Beschläge an den Möbeln glänzten ebenso wie die Kerzenhalter an den Wänden. Fanette hatte wunderschöne Porzellanvasen gefunden und Marie Wiesenblumen vor dem Haus gepflückt, die jetzt auf dem Tisch und der Anrichte thronten.
    Ihr Kleid dagegen hatte sich in zerrissene, schmierige Lumpen verwandelt, die man nur mehr wegwerfen konnte. In ihren Gemächern zog sie es aus, reinigte sich in der Waschschüssel so gut es ging und wählte unter den tief ausgeschnittenen Kleidern eines aus rosarotem Satin, das verschwenderisch mit Bändern, Volants und kleinen Rosenblüten garniert war.
    Obwohl es nicht in diese Umgebung passte, fühlte sich Marie nach den Anstrengungen des Tages wohl darin und genoss die bewundernden Blicke, die Nicolas ihr schenkte, als sie ihm auf dem Weg nach unten begegnete. Sie lächelte ihn an und machte sich auf die Suche nach Troy, den sie wieder im Kaminzimmer antraf. Diesmal war er nicht alleine, wie die zornigen Stimmen verrieten, die ihr entgegenhallten.
    »Ich habe Bestellungen für vier Dutzend Kisten Wein vorgefunden. Hattest du es nicht der Mühe Wert gefunden, dich darum zu kümmern? Oder hattest du Angst, dass nicht genug für dich übrig bleibt?«
    Tristan de Rossac hatte sich vor seinem Bruder aufgebaut, in der Hand hielt er mehrere eng beschriebene Papierseiten, die er ihm anklagend entgegenstreckte.
    Troy griff danach und blätterte sie durch. »Nachdem ich das Siegel der Schreiben nicht einmal geöffnet habe - schließlich, verehrter Bruder, sind sie an dich gerichtet. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mich ermächtigt hast, deine Korrespondenz zu öffnen - woher sollte ich wissen, dass es sich um Bestellungen handelt?«
    »Sie sind von unseren Kunden, sogar du solltest die Namen mittlerweile kennen.«
    »Wo liegt das Problem, Tris? Du bist jetzt da, also schick ihnen die verdammten Kisten, pack eine Entschuldigung für die verspätete Lieferung dazu samt einer Flasche unserer Spezialcuvé als Geschenk, und alle sind glücklich.«
    »Wenn sie in der Zwischenzeit nicht längst woanders bestellt haben.« Tris riss die Papiere an sich, die ihm Troy ungerührt entgegenhielt, und wandte sich zur Tür, wo er Marie stehen sah.
    »Ach, Madame, so früh schon auf den Beinen?«, herrschte er sie an und fuhr fort, ehe Marie etwas entgegnen konnte: »Bei Eurem Anblick fällt mir ein, dass wir eine Gesellschaft geben müssen, um Euch vorzustellen. Ich habe nicht die Absicht, meine Zeit damit zu verplempern, mit Euch im Schlepptau die

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