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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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aufwachen, Madame, etwas Furchtbares ist geschehen.«
    Marie blinzelte verwirrt und rappelte sich hoch. »Fanette ... was ist denn los?«
    »Der Comte de Saint-Croix ... er ist tot«, stammelte das Mädchen. »Sie haben ihn im Morgengrauen gefunden. Im Park.«
    »Tot?« Sie versuchte sich zu konzentrieren und ein angemessenes Wort des Bedauerns zu finden, obwohl sie insgeheim dachte, dass sein Ableben keinen großen Verlust für die Menschheit darstellte. »Das ist natürlich traurig, aber warum bist du so aufgeregt?«
    Fanette fasste sich an den Hals. »Sie haben den Chevalier arretiert und sind auf dem Weg nach Narbonne mit ihm.«
    »WAS?« Marie war mit einem Schlag hellwach.
    »Die Männer, die den Comte von Paris her begleiteten, beschuldigen den Chevalier, ihn getötet zu haben. Und man fand ...«, sie brach schluchzend ab.
    »So rede doch«, herrschte Marie sie an.
    »... man fand die Dose mit den Veilchenpastillen unter dem toten Körper des Comte.«
    Marie fühlte sich wie erschlagen. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht wahr sein, verbesserte sie in Gedanken. Niemals würde Tris einen anderen Menschen töten. Nicht aus einem derart lächerlichen Grund. Es musste eine Erklärung geben, und sie würde nicht eher ruhen, bis sie sie gefunden hatte.
    »Hilf mir, mich anzuziehen.« Sie schlug die Decke zurück und trat an die Waschschüssel.
    Keine halbe Stunde später lief sie die Treppe hinunter. Sie war auf der Suche nach Troy, doch sie entdeckte ihn ebenso wenig wie den Herzog de Mariasse. In ihrer Verzweiflung bemerkte sie weder die Blicke der Anwesenden noch deren Getuschel.
    Sie sah nur die Comtesse du Plessis-Fertoc an einem Fenster sitzen und zögerte keinen Moment, zu ihr zu eilen. »Comtesse, wo finde ich Euren Bruder?«, fragte sie ohne Umschweife.
    Die Frau wandte ihr das Gesicht zu. Unter ihren geröteten Augen lagen dunkle Schatten. »Henri ist mit Troy nach Narbonne gefahren. Sie wollen alles versuchen, um zu verhindern, dass Anklage erhoben wird.«
    »Anklage? Aber das ist doch ein unglaublicher Irrtum. Tris ist kein Mörder.«
    »Er ist für sein aufbrausendes Temperament bekannt. Der ganze Saal wurde Zeuge, wie er dem Comte gedroht hat. Und man hat bei dem Toten seine Pastillendose gefunden. Ein bisschen zu viel an Zufall, meint Ihr nicht?«
    »Er hat es nicht getan«, wiederholte Marie voller Überzeugung. »Er ist kein Mörder.«
    »Der Justizintendant von Montpellier war gestern ebenfalls zu Gast auf Belletoile und hat den Disput mitangesehen. Wenn Anklage erhoben wird, lautete sie nicht nur auf Mord, sondern auch auf Hochverrat. Der Comte ist ein Neffe des Königs. Wenn man Tris schuldig spricht, wird er gehängt.« Ghislaines Stimme klang so monoton, als hätte sie zu viel Laudanum eingenommen. Sie wandte den Kopf und sah wieder starr auf den Garten hinaus.
    Marie ballte hilflos die Fäuste. Sie wirbelte herum und bemerkte zum ersten Mal, dass aller Augen auf sie gerichtet waren. Die Geier machten sich zum Flug bereit.
    Mit hocherhobenem Kopf ging sie an ihnen vorbei. Sie würde niemandem die Gelegenheit geben, etwas von ihrem Schmerz zu teilen. Stattdessen machte sie sich auf den Weg zu den Ställen. Sie würde ebenfalls nach Narbonne reiten.
    »Sattle mir ein Pferd«, befahl sie dem ersten Stallknecht, der ihr über den Weg lief. Er nickte und verschwand in den Gebäuden. Kurz darauf kehrte er mit dem Stallmeister zurück. Der Mann verbeugte sich vor ihr.
    »Was ist?«, fragte Marie ungeduldig. »Ich warte auf ein gesatteltes Pferd.«
    »Madame de Rossac, es wurde mir verboten, Euch ein Pferd zu satteln. Ihr sollt auf Belletoile bleiben.«
    »Der Herzog hat mir nichts zu verbieten, und er hat auch nicht zu bestimmen, was ich zu tun habe. Wenn du es nicht tust, dann tue ich es.« Sie wollte an ihm vorbei und rechnete mit seinem Widerstand. Doch er sah sie nur an und sagte ruhig: »Diese Anweisung kam nicht vom Herzog. Der Chevalier de Rossac bittet Euch, hier auf seine Rückkehr zu warten und sich nicht von Belletoile zu entfernen. Er gab mir den Auftrag, Euch diese Nachricht zu übermitteln, ehe man ihn nach Narbonne brachte.«
    Marie blieb stehen. Tris wollte, dass sie hier blieb. Jeder Nerv in ihr verlangte danach, ein Pferd zu besteigen und zu ihm zu reiten. Sie atmete tief ein. »Gut. Ich warte auf meinem Zimmer.«
    Das Warten verlangte ihr einiges an Geduld ab. Troy und der Herzog kehrten erst am Abend des nächsten Tages nach Belletoile zurück. Marie lief ihnen mit bangem

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