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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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modrigen Geruchs wehten auf die Lichtung heraus, als ein plötzlicher Windwechsel die umherschleichenden Nebelländer traf, bevor sie reagieren konnten. Keiner der Amar hatte zu schlafen versucht, obgleich die Wachen auf der Hut waren und um das Lager herumstreiften. Die Spannung war dicht genug, um sie mit dem Nebel einatmen zu können. Die Schwebenden Geister schwärmten aus, doch die Amar hatten keine Angst mehr vor ihnen, waren lediglich vorsichtig und hielten biegsame Gerten bereit, damit sie all jene Geister zerschlagen konnten, die miteinander zu verschmelzen versuchten.
    Ohne Vorwarnung wurden Steine auf die Lichtung herausgeschleudert, dichter als Hagel und sehr viel härter geworfen. Churr stieß Roha zu Boden, fiel neben sie. Rihon warf sich über seine Schwester, um sie vor den Steinen zu beschützen. Die Nebelländer folgten den Steinen, schwärmten aus, über die Amar, jaulend und spuckend, und stürzten sich auf die Krieger. Außer ihren einfachen Schleudern trugen sie keine Waffen, aber sie waren größer als die Amar, mit schrecklichen Reißzähnen und gekrümmten Krallen an ihren vier Fingern. Sie tobten mit einer solchen Grausamkeit über die Lichtung, daß sie die Amar in einem engen Kreis zusammentrieben.
    Die Krieger, die noch Speere hatten, hielten dem wilden Ansturm stand und stachen auf die Angreifer ein. Unterhalb der Speerhöhe bewegten sich andere Amar auf Händen und Knien umher und stachen nach Kniesehnen und anderen dargebotenen Zielen.
    Der Angriff brach so unvermittelt wieder ab, wie er begonnen hatte. Die Nebelländer, die sich noch bewegen konnten, zogen sich in die Nebel zurück.
    Churr brach aus dem Kreis aus und ging zwischen den gefallenen Nebelländern umher und tötete all jene, die sich noch rührten oder atmeten. Pitic stieß einen Zeh in die Rippengegend eines gefallenen Gegners und drehte ihn mit dem Fuß um. Ein großes, hageres Ungetüm mit sechs statt vier Gliedmaßen, einem kleinen, kugelförmi gen Schädel, der auf schmalen Oberschultern saß, lag vor ihnen. Aus einer schwarzen Oberlippe wuchsen zwei gekrümmte Reißzähne, die in eine Rille im Unterkiefer paßte. Große, schwarze Augen starrten blicklos in den Nebel empor. Er war vollständig mit starrem, weißem Fell bedeckt.
    Pitic rümpfte die Nase über ihren Gestank, ergriff ein Handgelenk und zerrte den Körper von der Lichtung. Mit einem angewiderten Schnauben packte sich Fulz einen anderen. „Schaffen wir diese Leichen von hier weg, bevor die stinkenden Kin-Kin zurück kommen.”
    Sie schleiften die toten Nebelländer zu einer windgeschützten Stelle außerhalb des Lagerbereiches, häuften Feuerstrauch dar über, setzten den Stapel in Brand und zogen sich eilig zurück, als den ekelerregenden Gerüchen, von denen die Leichen umweht wurden, der furchtbare Gestank von verbrannten Haaren hinzugefügt wurde. Roha starrte in die Flammen, ignorierte den Geruch, war sich gar nicht bewußt, daß sie allein zurückblieb. Die Flammen tanzten rings um sie her, kreisten sie mit schlangengleichen Bewegungen ein. Sie keuchte, als eine Hand ihren Arm berührte, für den kürzest möglichen Augenblick versengte die Hand ihre Haut, dann war das Brennen verschwunden.
    Rihon zog sie mit sich. „Komm schon. Du kannst nicht allein hierbleiben. Sie werden dich umbringen.”
    Roha blinzelte in das Feuer und trotzte Rihons Ziehen. „Feuer”, murmelte sie.
    „Ja”, erwiderte er geduldig. „Es ist Feuer, Roha. Komm jetzt endlich.” Ein Stein zischte an Rohas Kopf vorbei, unterstrich Ri hons Drängen und schreckte sie aus ihrer Betäubung auf. Mit einem entsetzten Laut rannte sie zum Lager zurück, Rihon dicht neben sich.
    Die Nacht verging langsam, und mit einschläfernder Regelmä
    ßigkeit prasselten Steine auf die Amar nieder. Als die Dämmerung den Nebel erhellte und die Sonne ihn so weit erwärmte, daß er zurückwich, stand Churr behutsam auf, streckte sich, während sein Blicke die umliegenden Büsche absuchten. Die müden Amar krochen aus ihren schützenden Ledern, steif und mit verkrusteten Augen. Er wartete, bis alle Unverletzten um ihn versammelt waren.
    „Kein Jagen heute morgen. Wir gehen hungrig. Haben das schon früher gemacht. Pitic, du erkundest den Weg. Laß dein Riechorgan arbeiten, um uns vor den Nebelländern zu warnen. Ihr übrigen achtet auf die Steine. Diese stinkenden Ungeheuer sind verdammt gut mit ihren Schleudern.”
    Roha drängte sich durch die Amar und hielt vor Churr an, die Hände auf ihren

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