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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das Moos gedrückt hatte, was die Blätter über ihr mit einem papierenen Flüstern erzittern ließ.
    Schwer fiel Churrs Hand auf ihre Schulter. Er zischte eine War nung. Sie zeigte auf etwas, und er ruckte den Kopf herum. Eine Dämonengestalt zeichnete sich undeutlich hinter der Barrikade ab.
    Ihre vorstehenden Augen bewegten sich, aufmerksame Blicke streiften über das bewegungslose Gestrüpp und die Nebelbarriere, dann zog sie sich in die Finsternis zurück. Mehrere Minuten lang geschah nichts, dann wurde ein Teil der Barrikade beiseite gezogen, und weitere Dämonen erschienen in der Öffnung. Sie staksten über die Planken herunter, und ihre Köpfe drehten sich wachsam. Zwei der Dämonen trugen von dem Amar und den Leichen gefallener Artgenossen eingesammelte Speere in den langen, schmalen, dreifingrigen Händen ihrer Oberarme. Zwei weitere trugen Sammelbeutel.
    Ihre stummelartigen Fühler zuckten beständig und riefen ein Klappern und Zirpen hervor, das in Rohas Ohren schmerzte. Wieder fuhren ihre Krallen heraus, als ihr beißender, scharfer Geruch ihre Nasenlöcher verstopfte. Sie trotteten über die Lichtung, hielten auf eine Gebüschgruppe zu, die noch den Großteil ihrer Blätter und kleine, saure Früchte trug.
    Churr streckte die Hand aus, berührte Duagin, den Krieger neben sich, an der Schulter, bewegte dann seinen ausgestreckten Finger in einem kurzen Bogen an der Gestrüppreihe entlang, um ihn schließlich in Richtung der Dämonenmeute zu stoßen. Duagin nickte und erhob sich. Lautlos huschte er durch Nebel und Gestrüpp und war darin verschwunden, noch bevor er mehr als ein Dutzend Schritte zurückgelegt hatte.
    Einen Augenblick später brach Duagin aus dem Unterholz hervor, machte drei schnelle Schritte, warf seinen Speer auf einen der nach Nahrung suchenden Dämonen und tauchte sogleich wieder ins Unterholz zurück.
    Churr fluchte verhalten. Einer der Wachdämonen bewegte sich mit überraschender Schnelligkeit, stieß den Speer, den er hielt, in die Bahn des fliegenden Speers und lenkte ihn gerade noch rechtzeitig genug ab, so daß er lediglich an der harten Haut an der Schulter des sammelnden Dämons entlangkratzte. Kurz gab es aufgeregtes Klappern und Zirpen zu hören, dann wandten sich die Dämonen wieder dem Sammeln von Blättern und Früchten zu. Einer der Wächter bückte sich knarrend und hob den abgelenkten Speer mit den Zangen seines unteren Armpaares auf. Mehrere Minuten später nahmen die Dämonen ihre gefüllten Beutel an sich und zogen wachsam zum Ei zurück. Die Barrikade wurde wieder an Ort und Stelle geschoben, und dann kehrte Stille ein.
    Churr erhob sich fluchend und trottete davon, hinter Duagin her.
    Roha blickte ihm nach, setzte sich dann auf, während sich ihre Augen wieder auf die graue Wölbung des Eies konzentrierten. Die Speerzählung war schnell getan. Seit die Dämonen dazu übergegangen waren, sie einzusammeln, verloren die Amar zwei oder drei Speere am Tag.
    Ihre Krallen fuhren aus und gleich darauf wieder zurück, eine Geste, die sich mehrmals wiederholte. Es muß vernichtet werden; das Ei muß vernichtet werden, dachte sie. Sie müssen getötet werden, diese Dämonen.
    Churr kehrte zurück, blieb neben ihr stehen und blickte ebenfalls auf das Ei. Sie konnte die Knoten am Winkel seines Unterkiefers sehen, konnte sehen, wie die Narbe auf seiner Wange abwechselnd blaß und dunkel wurde. Sie wußte, daß sich in ihm die Entschlossenheit verhärtete, diesen Angriff abzubrechen. Als sich ihre Blicke trafen, wußte sie sogar, was er sagen würde, und sie wußte ihrerseits nicht, wie sie ihn darin hindern sollte. Sie wußte sogar, daß er recht hatte, genauso wie auch sie, aber diese beiden verschiedenen richtigen Auffassungen verwirrten und beunruhigten sie. Das Essen war knapp. Die Amar mußten viel von ihrer Zeit und Kraft auf die Jagd verwenden, jeden Tag weiter und weiter in den trügerischen Nebel vordringen. Hier, beim Ei, verschlimmerte dieses ermüdende, vergebliche, endlose Kämpfen den Wahnsinn von Mambila. Ein Amar, Dunun, kauerte auf den Fußballen, den Oberkörper über die Knie gebeugt, starrte den Boden an und murmelte zusammenhanglose Worte. Mehrere andere hatten von Kämpfen mit den eigenen Gefährten Narben und blaue Flecken davongetragen, ein falscher Blick, ein unbedachtes Wort setzte augenblicklich bereits schwelenden Haß frei. Sie blickte von Dunun weg und drückte die Füße fester an ihren Brustkorb.
    Rihon kam aus dem Nebel, drei magere Kissuni

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