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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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vorbeimurmeln fühlte und die verbliebenen Saftflecken abschrubbte.
    Mit einem Gähnen und einem letzten Strecken watete sie zum Ufer hin, wobei sie fühlte, wie das Gewicht ihres Körpers zurückkehrte und mit diesem Gewicht auch etwas von der Unruhe in ihrem Geist.
    Sie legte sich auf einen flachen Stein, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Schließlich ergab sie sich einer knochentiefen Müdigkeit und schlief ein.
    Als sie erwachte, stand die Sonne tief im Westen, ließ eine Kräuselung explodierender Farben im Netz funkeln, die sie blendeten. Sie sprang auf und verschränkte die Arme vor ihrem flachen, schmalen Brustkorb. Die Gischt des Wasserfalls wehte an ihr vorüber, ließ sich in großen Perlen auf ihrer Haut nieder. Noch immer müde, spürte sie, wie sich die Euphorie der früheren Stunden dieses Tages auflöste; sie knotete den Lendenschurz wieder um die Hüfte, die Blicke zum Netz erhoben, und fragte sich, welche neuen Ärgernisse die kommende Nacht bringen würde.
    Das dunkle Samenkorn fiel aus der Sonne und schnitt einen großen Bogen über den Himmel. Es spie eine Lichtspur aus, die sich für wenige Sekunden im Schimmer des Netzes verlor und dann verschwunden war. Weiße Blumenkelche, drei davon, erblühten hinter ihm. Sie fingen den Wind und sanken langsam herunter, große Fäuste voller Luft, bis sie in ihren Wölbungen hielten, während das schwarze Samenkorn unter ihnen schwankte. Roha starrte darauf, bis es nahe genug war und den Bäumen entgegenschwebte, wo die anderen Feuersamen spitze Nasen zum Himmel reckten.
    Tief in ihrer Kehle knurrend, floh Roha den Berghang hinunter, und abermals rannte sie unbekümmert und ohne einen Gedanken an Fußhalt oder andere Gefahren zu verschenken. Das Geräusch des aufschlagenden Samenkorns erschütterte die Luft rings um sie her. Sie unterbrach ihren jagenden Lauf am Rande der neugeschaffenen Lichtung, prallte gegen einen Mat-Izar, einen Gewürzbaum, und hielt sich daran fest.
    Der schlanke, silbergraue Baum erzitterte unter der Gewalt ihres Ansturms, ließ einen Nebel aus bleichen Pollen herunterregnen, um sie mit feinen, goldenen Körnchen zu bedecken. Sie wischte ungeduldig über ihr Gesicht und kniff bei dem überwältigenden Gestank der Würze ihre Nasenschlitze zusammen, um seinen Traum-Ruf abzuwehren. Gegen die glatte Rinde gepreßt, blickte sie durch die Glockenkrümmung der hängenden Äste auf das große, runde Samenkorn hinaus, das in der Asche seines Feuersturzes ruhte, in aufgeworfener Erde halb begraben, behängt mit den steifen Falten der Kelche, die seinen Sturz verlangsamt hatten.
    Mehrere Minuten lang geschah nichts, dann platzte ein Stück der Seite ab, und eine Gestalt wand sich aus dem kleinen, entstandenen Loch. Rohas Krallen kamen heraus. „Dämon”, zischte sie und preßte dann die Lippen zusammen.
    Das Wesen war groß und hatte einen plumpen Körper, schwer zu erkennen gegen den Hintergrund aus Fels und Vegetation. Es streckte sich - seltsam wie ein frisch duich die Schale gebrochener Schlüpfling. Roha umarmte den Stamm ihres schützenden Baumes, fröstelte vor Angst und Zorn und einer heftigen Neugier, die sie hier festhielt, sie aufmerksam zusehen ließ, wie sich der Dämon herumzubewegen begann.
    Er griff nach oben, hantierte an der Haut auf seinem Kopf und zog sie dann ab. Roha unterdrückte ein Keuchen, als sie feststellte, das die starre, gräuliche Substanz keine Haut, sondern Kleidung war. Er warf die Kopfbedeckung in das Loch zurück, schob dann fünffingrige Hände wie die der Nafa durch langes, dichtes Haar von der Farbe des Feuers, langes Haar und bis auf die Farbe dem der Nafa ähnlich. Der Dämon hatte eine spitze Nase und einen breiten, weichen Mund …
    alles wie die Nafa. Roha schloß die Augen, benommen von den Gewürzdüften und dieser Vermutung, daß die Nafa vom Himmel gefallen war wie die anderen Dämonen. Nein, dachte sie, und ihre Krallen streckten sich und zogen sich wieder zusammen, während sie mit dem Gefühl zurechtzukommen versuchte, das sie noch immer für die Nafa hegte.
    Sie ist nicht wie sie, dachte sie. Sie hat niemals versucht, uns etwas anzutun. Sie ist nicht wie die anderen Dämonen … aber dieser sieht aus wie sie …
    Ein Crevla-Schwarm flatterte auf die Lichtung hinaus und kreiste über dem Kopf des Dämons. Er blickte erschrocken auf. Dann fühlte Roha eine furchtbare Gewalt gegen sich prallen, an sich zerren, die Seele aus ihrem Körper heraussaugen … Als sie wieder klar sehen

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