Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
und beobachtete die Bäume und die bleichen Ausläufer des Dunstes, die vom Rande des Nebellandes herankrochen.
    Nach einigem Durcheinander setzten sich die gefesselten männlichen Eingeborenen in Bewegung, auf das Tor zu, unbeholfen, ruckweise, wobei einer gegen den anderen stolperte, bis der Transporter schließlich nachschaukelnd wieder zum Stehen kam.
    Szor blickte auf Quales Rücken, das runde Gesicht vor Besorgnis gerunzelt, dann zischte er Gollez einen Befehl zu. Der große Mann drehte sich langsam um. Szor zeigte mit seinem Messer auf die gefesselten Hände. „Wir müssen sie losschneiden und dann an diese Querstange binden, damit sie nicht alle übereinanderpurzeln.”
    Gollez wischte sich mit einer vernarbten Hand über das Gesicht.
    „Wir beeilen uns lieber. Er ist nicht allzu guter Laune.”
    Sie schnitten die Handfesseln der Eingeborenen los und banden sie an die Querstange, zwangen sie dann in einen Trab. Vorübergehend durch die Peitschenhiebe eingeschüchtert, legten sich die grünen Männchen ins Geschirr und begannen wirksam genug zu ziehen, um den Transporter ins Rollen zu bringen. Als sie durch das Tor kamen, tippte Aleytys an Drijs Schulter. „Streck dich aus”, murmelte sie. Drij nickte und legte sich flach auf die Ladefläche. Aleytys wartete, bis sie eine halbwegs bequeme Lage gefunden hatte, dann tat sie dasselbe.
    Die Reihen der Aasfresser zu beiden Seiten des Transporters bewegten sich in schnellem Lauf, die Gewehre bereithaltend, nervös und tödlich … keiner von ihnen ließ die stillen Bäume und das verkrüppelte Unterholz und die Nebelwolken vor ihnen aus den Augen. Sie beobachtete sie und hoffte, die Eingeborenen würden nicht angreifen und niedergemetzelt werden, und gleichzeitig fühlte sie sich wegen der bereits Getöteten eigenartig schuldig. Zu viele und bald noch mehr, dachte sie, riß dann ihre Gedanken von den kleinen grünen Leichen los und versuchte sich auf den Grund zu konzentrieren, aus dem heraus sie hier war, darauf, daß nämlich die Vaada auf Duvaks starben, niedersanken wie Blätter im Herbst, weil sie keine Königin hatten, die Königin, die sie ihnen bringen würde.
    Shadiths purpurne Augen öffneten sich in der Dunkelheit in ihrem Kopf. „Und ein Schiff. Dein eigenes Schiff.”
    „Im Moment will ich daran lieber nicht denken.” Der Transporter schaukelte heftig hin und her, Gollez benutzte seine Peitsche, einer der Gefangenen schrie. Aleytys spürte, wie die Gänsehaut über ihren Rücken kroch. „Nicht jetzt.”
    „Sei kein Idiot, Lee.”
    „Des Teufels Advokat?” Sie legte den Kopf auf ihre verschränkten Arme, froh, die umherstreifenden Hyänen aussperren zu können.
    „Hör mit deinen kleinen Lehrstücken in Sachen Moral auf.”
    „In Sachen Perversion. All dies geschieht nur, weil du nichts tust.
    Du hattest Zeit dich aufzuregen.”
    „Shadith!”
    „Na, denk darüber nach.” Die Sängerin schüttelte ihre Strahlenkrone aus rotgoldenen Locken. „Du nimmst dich selbst viel zu ernst.” Sie lächelte. „Armer kleiner Atlas mit dem Universum auf den Schultern.” Ihr Lachen war ein Tanz klarer, reiner Töne. Ihr Gesicht schwand, bis nur mehr die Augen zu sehen waren. Ein Auge zwinkerte, dann war die Vision verschwunden.
    Einen Augenblick später lächelte Aleytys - durch Shadiths Nekken war die Welt wieder in die richtige Perspektive gerückt. Sie setzte sich auf, als der Transporter mit einem Ruck zum Stillstand kam.
    Sie standen am oberen Rand eines weiten Abhangs. Die sechs Gefangenen hatten sich geweigert weiterzugehen, als sie merkten, wohin sie getrieben wurden. Sie kauerten auf ihren Hinterteilen, ihre gefesselten Hände zogen die Deichsel herab, die Spitze grub sich in den steinigen Boden. Aleytys ergriff die Kante der Ladefläche und schloß die Augen, wollte sich den Geräuschen verschließen, von denen sie wußte, daß sie kommen würden. Aber sie konnte das Schnalzen, Zischen und Klatschen der Peitschenschnüre und die heiseren Schreie der Eingeborenen nicht aussperren. Dann neigte sich der Transporter und ratterte den steilen Hang hinunter. Aleytys öffnete die Augen.
    Der grauweiße Nebel verdichete sich um sie her, begrenzte ihr Blickfeld auf einige Meter in alle Richtungen. Der Transporter wurde schneller, und sie fing an, stark zu schwitzen. Sie klammerte sich an dem heftig ruckenden Gefährt fest, und der Schweiß lief in Strömen zwischen ihren Brüsten herunter. Es gab keinen Weg, aber die Vegetation war spärlich und

Weitere Kostenlose Bücher