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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Augen lagen dunkle Ränder. Sie blickte nervös über die Schulter. „Er ist noch immer da oben. Ist mir dir alles in Ordnung?”
    „Mach dir keine Sorgen.” Aleytys zog ihre Jagdhose an. Die Spinnenseide klebte an ihrem feuchten Körper und war in dem dunstigen Raum unbehaglich warm, aber dies war ihre Arbeitskleidung, und sie gab ihr ein Gefühl der Tauglichkeit und der Beherrschung der Situation. „Du hast recht gehabt mit dieser … dieser Kröte. Ein großer Liebhaber ist er nicht.”
    „Psst!” Drij wandte sich um, die Hände auf ihren Hüften, die Augen geweitet und voller Angst. „Vertraue ihm nicht. Niemals.”
    Aleytys streifte ihr Hemd über den Kopf und zog es über den Rumpf herunter glatt. „Ruhig Blut.” Sie nahm einen Kamm, den Drij auf der Frisierkommode hatte liegen lassen, und bürstete die Knoten aus ihren nassen Haaren. Drij zappelte am Eingang herum. „Ich bin Empathin”, sagte Aleytys ungeduldig. „Ich würde es spüren, wenn er in der Nähe wäre.” Sie blickte finster auf den schimmernden Stoff, den Drij um ihren Körper gewickelt trug. „Hast du keine Arbeitskleidung? Etwas für unterwegs?”
    „Doch, natürlich.” Drij ließ zitternde Finger über den Vorhang gleiten. „Wir gehen ins Nebelland?”
    Aleytys wickelte ihr Haar auf dem Kopf zu einem Knoten zusammen und steckte lange Haarnadeln hinein, um es dort festzuhalten. Sie wandte sich Drij zu. „Was weißt du?”
    Drij blickte zu Boden. „Quale hat mich nicht oft nach oben gelassen …” Sie schüttelte sich. „Ich hörte ein paar Männer reden. Etwas über ein Schiff, das auf dieser Seite der Welt heruntergekommen ist.
    Davor, bevor die Aasfresser gekommen sind, hat mich Roha besucht.”
    Drij sah stirnrunzelnd auf. „Sie ist die weibliche Hälfte eines Zwillingspaares, das zu dem Dorf hier in der Nähe gehört. Sie war der Hysterie nahe. Die Einnahme von Rauschmitteln ist Teil der einheimischen Religion. Dieser Planet ist reich an Halluzinogenen und anderen bewußtseinsverändernden Rauschmitteln … Seit Roha ausgebrütet wurde, hat man sie damit gefüttert. Sie ist so sehr damit vollgestopft, daß es ihr schwerfällt, Halluzination und Wirklichkeit zu unterscheiden. Ihr Zwillingsbruder Rihon ist ein Anker, vorausgesetzt, er ist nicht in ihre Anfälle verstrickt.” Drij hörte auf zu erzählen, da sich Aleytys ungeduldig bewegte. „Tut mir leid, sieht so aus, als könnte ich es einfach nicht lassen, Vorlesungen zu halten. Andererseits hast du gefragt, was ich weiß - erinnerst du dich noch?” Sie lächelte nervös. „Roha ist ein intelligentes kleines Ding, trotz der Rauschmittel - auf eine Art wißbegierig, die sie vom Rest ihres Volkes trennt und sogar von ihrem Bruder. Dieser Wissensdurst stachelte sie an, zu mir zu kommen … Sie hat ihre Angst und ihre kulturelle Kondi-tionierung überwunden. Bevor die Aasfresser hier aufgetaucht sind, waren wir nahe daran, Freunde zu werden. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit ihnen …” Das Flüstern verlor sich, als Drij über ihre Augen rieb. „Ich glaube, sie ist an dem Tag, nachdem das .
    Schiff abgestürzt ist, zu mir gekommen, weil sie sich Beruhigung erhofft hat, und ich habe sie ihr nicht gegeben. Ich habe es versucht
    … Sie sagte, ein brennender Stachel sei vom Himmel in das Nebelland gestürzt, ein böses Ding, das Dämonen in sich trage. Ihr ganzes Denken verlief in den vorbestimmten Bahnen. Ich versuchte, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, zum Wohl derer, die den Absturz überlebt haben könnten. Es war ein Fehler. Sie ist weggelaufen.” Drijs Gesicht war traurig; sie starrte die Wand an.
    Aleytys schwenkte langsam den Fuß über die Fließen. „Hast du Quale von diesem Stachel erzählt?”
    „Bestimmt nicht.” Drij machte eine nervöse, ungeduldige Handbewegung. „Er wäre sofort aufgebrochen, um das Schiff zu suchen, und mich hätte er mitgeschleppt. Selbst die Eingeborenen nehmen sich vor dieser Hölle in acht. Ich war noch nicht bereit zu sterben.”
    Ihre müden Augen blinzelten. „Damals nicht und heute nicht. Aber ich habe wohl keine andere Wahl, nicht wahr?”
    „Fürchte, nein.”
    Drij starrte Aleytys nachdenklich an. „Ich wüßte zu gern, ob du einen Plan hast oder die Gefahr da draußen einfach nicht begreifst.”
    Aleytys ließ ihren herabhängenden Fuß ein wenig schneller hin und her pendeln. „Ich weiß, was ich tue. Ich bin verdammt gut im Überleben, Drij. Du ziehst dich jetzt besser um. Wir werden irgendwann

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