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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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geringsten Berührung, zerspringen in Hunderte von winzigen Splittern, jeder mit einem daran hängenden Samenkorn und einigen Tropfen kristallisierten Saftes versehen. Sehr, sehr giftig, trotzdem wirkt es langsamer als das Pfeilgift, das die Amar benutzen.” Sie keuchte in ihrem Eifer und blinzelte immer wieder, da ihr der Schweiß von der Kopfhaut strömte. „Einer der Aasfresser wird daran vorbeistreifen”, hauchte sie und leckte die salzigen Tropfen ab, die sich auf ihrer Oberlippe sammelten. „Die kleinen Explosionen werden sie zusammenfahren lassen, sie werden ein paar Stiche spüren, vielleicht einen kleinen Juckreiz. Sie gehen weiter … fünf, sechs, sieben Schritte. Sie fangen an, sich benommen zu fühlen … Sie kippen um, tot, noch bevor sie auf dem Boden auftreffen. Tot …” Ihre Stimme verlor sich, sie hob den Kopf und lauschte aufmerksam.
    Als die Geräusche entstanden, hätte Aleytys sie fast überhört, aber das Zucken von Drijs Körper alarmierte sie. Über dem Knirschen und Rattern des Transporters hörte sie eine Reihe kleiner Quietscher und hastiges Ausatmen, dann Ausrufe von mehreren Hyänen. Sie riskierte einen schnellen Blick über die Behälter hinweg und ließ sich sofort zurückfallen, als sie sah, wie ein Aasfresser dem tödlichen Strauch einen Tritt versetzte und gleichzeitig in seinem Gesicht kratzte, das dicht mit kleinen, dunklen Splittern übersät war. Die Rum lagen jetzt flach auf dem Boden, und mehrere Hyänen nestelten an ihren Kampfjacken herum oder zogen die Splitter aus Gesichtern und Händen.
    Aleytys hörte ein Peitschenknallen und die Flüche der Treiber, dann schaukelte der Transporter wieder los. Die Aasfresser ließen ab und zu ein verstimmtes Murmeln hören, aber sie schienen den Pfeilbusch höchstens als lästig, nicht jedoch als gefährlich einzuschätzen.
    Aleytys setzte sich auf, lehnte sich gegen die Behälter. Drij blieb liegen, wo sie war, erneut lauschend, den Körper angespannt vor Erwartung.
    Die Sekunden tickten dahin, jede in die Länge gezerrt und endlos.
    Nichts geschah. Nichts … dann sah Aleytys einen Aasfresser - kaum mehr als ein Phantom im Nebel - taumeln und fallen. Gleich darauf kippten weitere um. Die Gefangenen verlangsamten ihren Trott, hielten an, als die anderen Hyänen zu den gestürzten Männern rannten.
    Mehrere von ihnen feuerten auf Schatten im Nebel und verfluchten die schwer zu treffenden Grünies. Drij richtete sich auf, der Glanz war aus ihren Augen verschwunden. „Sie glauben, die Amar hätten es getan”, sagte sie bedächtig. „Sie haben recht, aber nicht so, wie sie denken. Wie … wie viele Tote?” Aleytys ergriff ihre Hände, da sie sie umeinander schlang und die Kälte wegzuwärmen versuchte, die sie darin verspürte. Drij schluchzte, große, trockene, herzzerreißende Krämpfe, die ihren zarten Körper erschütterten. Aleytys drückte sie nach unten, bis das Gesicht der dunkelhaarigen Frau gegen ihre Oberschenkel geschmiegt war. Sie strich die schweißgetränkten Haare aus Drijs Gesicht, tätschelte sanft ihre Wange. „Psst jetzt”, murmelte sie.
    „Es ist nicht so schlimm, nicht so schlimm, nicht so schlimm.” Sie fuhr fort, die erschütterte Frau mit Händen und Worten zu beruhigen, und gab sich alle Mühe, ihren eigenen Zorn, ihre eigene Bestürzung aus ihrer Stimme herauszuhalten, bis der Sturm vorbei war.
    Drij wich zurück und setzte sich wieder hin — ruhiger jetzt. „Ich weiß nicht, warum ich mich so aufgeführt habe.”
    „Die Anspannung.” Aleytys wußte, daß das nur teilweise stimmte, aber es bot Drij etwas, an dem sie Halt finden konnte. „So durch die Gegend zu fahren, Teil und doch nicht Teil des Geschehens, das fällt Leuten wie uns schwer. Wir wollen unser Leben selbst unter Kontrolle haben.” In ihrem Kopf öffneten sich purpurne Augen, blinzelten ihr zu und verschwanden wieder. Aleytys unterdrückte ein dankbares Lächeln. „Wäre besser, wir würden absteigen und zu Fuß gehen …
    Dann würden wir wenigstens etwas tun.”
    Während Drijs nervlicher Krise hatte Aleytys eine zunehmende Unruhe unter den Hyänen bemerkt - jedoch nicht darauf geachtet. Sie wimmelten um die Leichen herum, funkelten die sechs Amar in ihren Geschirren an, murmelten und fluchten, und ihre Worte wurden lauter und selbtsicherer als Quale ausblieb. Die Amar dienten als Brennpunkt ihres Hasses. Wenn sie schon die Eingeborenen draußen im Nebel nicht erwischen konnten, so konnten sie doch wenigstens ihre Frustration

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