Die Noete des wahren Polizisten
Jungs und ich, sagt er, halten die Stellung. Nach zwei Jahren lernt André auf einem Fest einen Reisenden kennen, der durch das Gebiet in Amerika gekommen ist, in dem sein Vater lebt. Der Reisende hat von ihm gehört: Ein Franzose, umgeben von amerikanischen Burschen, einige wild und gefährlich, der die Autoritäten der Gegend in Schach hielt. Besitzer ausgedehnten Weide- und Ackerlands, von Gärten und Goldminen. Er wohnte, hieß es, genau im Zentrum seiner Besitzungen, in einem großen, ebenerdigen, aus Holz und Lehmziegel erbauten Haus, das einem Labyrinth aus Gängen und Innenhöfen glich. Von den Stiefsöhnen des Franzosen, deren Alter zwischen acht und fünfundzwanzig Jahre betrug, hieß es, dass es viele seien, wahrscheinlich aber nicht mehr als zwanzig, und dass einige schon mehrere Tote auf dem Gewissen hätten. Diese Worte erfreuten und verwirrten André. In dieser Nacht kann er nicht mehr in Erfahrung bringen, aber in den folgenden Tagen gelangt er an die Adresse des Reisenden und besucht ihn. Über Wochen hofiert André den Mann unter den verschiedensten Vorwänden und auf jede erdenkliche Weise mit einer schier grenzenlosen Großzügigkeit, die seinen neuen Freund zu Tränen rührt. Schließlich lädt er ihn ein, einige Tage mit ihm in Carcassonne zu verbringen, im Haus seines Vaters, in dem er seit seiner Ankunft in Frankreich nicht gewesen ist. Der Reisende nimmt die Einladung an. Die Zugreise von Paris nach Carcassonne ist angenehm: Sie sprechen über Philosophie und Oper. Die Strecke von Carcassonne zum väterlichen Haus legen sie in einer klapprigen Kutsche zurück, und André sagt keinen Ton, er ist noch nie dort gewesen, und eine Art irrationaler, gesichtsloser Angst steigt in ihm hoch. Das Haus steht leer, aber ein Nachbar und Knechte erzählen ihnen, dass der alte Herr Maurin da gewesen sei. André begreift, dass sie von seinem Großvater sprechen, den er tot geglaubt hatte. Er bringt den Reisenden im Haus unter und macht sich auf die Suche nach ihm. Als er ihn in einem Dorf in der Nähe von Carcassonne findet, ist der Alte sehr krank. Der Familie zufolge, die ihn beherbergt, wird er sehr bald sterben. André, der kurz vor Beendigung seines Medizinstudiums steht, behandelt und heilt ihn. Eine Woche verbringt er am Bett des Alten und kümmert sich um nichts anderes: In seinem von Krankheit und hartem Leben verwüsteten Gesicht glaubt er die Züge seines Vaters, die unbändige Freude seines Vaters zu erkennen. Als es dem Großvater bessergeht, bringt er ihn trotz seiner Proteste in sein altes Haus. Unterdessen hat der Reisende unter den Nachbarn Freundschaften geschlossen, und bei Andrés Ankunft eröffnet er ihm, dass er weiß, warum er eingeladen wurde. André gesteht, dass er anfänglich aus persönlichem Interesse gehandelt habe, jetzt aber echte Freundschaft für ihn empfinde. Als der Herbst kommt, fährt der Reisende nach Spanien und Nordafrika, während André in Carcassonne bleibt und sich um seinen Großvater kümmert. Eines Nachts träumt er von seinem Vater: Umgeben von mehr als dreißig Kindern, Jugendlichen und jungen Männern, reitet Maurin über eine Blumenwiese. Der Horizont ist unendlich und von einem blendenden Blau. Als er aufwacht, beschließt er, nach Paris zurückzukehren. Die Jahre vergehen. André schließt sein Studium ab und eröffnet in einem eleganten Pariser Viertel eine Praxis. Er heiratet eine hübsche junge Frau aus guter Familie. Sie bekommen eine Tochter. Er wird Professor an der Sorbonne. Man schlägt ihn als Abgeordneten vor. Er kauft Immobilien und spekuliert an der Börse. Sie bekommen eine zweite Tochter. Nach dem Tod des Großvaters – im Alter von neunundneunzig Jahren – lässt er das väterliche Haus renovieren und verbringt die Sommer in Carcassonne. Er hat eine Geliebte. Er bereist den Mittelmeerraum und den Nahen Osten. Eines Abends trifft er im Casino von Montecarlo den Reisenden wieder. Er schreckt vor ihm zurück. Am nächsten Morgen sucht der Reisende ihn im Hotel auf. Er ist ruiniert und bittet ihn im Namen ihrer alten Freundschaft um ein Darlehen. André Maurin stellt ihm wortlos einen mehr als großzügigen Scheck aus. Der Reisende, gerührt und dankbar, sagt, dass er fünf Jahre in Amerika verbracht und seinen Vater gesehen habe. André erwidert, er wolle nichts von ihm wissen. Er rühre nicht einmal mehr das Konto an, das sein Vater Jahr um Jahr aufstockt. Diesmal, sagt der Reisende, habe ich ihn aber persönlich getroffen, habe ihm von
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