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Die Noete des wahren Polizisten

Die Noete des wahren Polizisten

Titel: Die Noete des wahren Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Ihnen erzählt, sieben Tage in seinem Haus verbracht, könnte Ihnen tausend Details aus seinem Leben erzählen. André sagt, dass ihn das nicht mehr interessiere. Der Abschied ist frostig. Als er am Abend nach Paris zurückkehrt, träumt André von seinem Vater: Er sieht nur Kinder und Waffen und entsetzte Mienen. Bei der Ankunft in Paris hat er alles vergessen.

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Ein Roman von Arcimboldi, gelesen in vier Tagen.
     
    Die Neger von Fontainebleau (Gallimard 1970, 140 Seiten).
    Ein Maler namens Fontaine kehrt erstmals nach dreißig Jahren in seine Geburtsstadt im Süden Frankreichs zurück. Der erste Teil des Romans besteht in gedrängter Form darin: die Rückkehr im Zug, die Landschaft, die man durchs Fenster sieht, das Schweigen oder die Redseligkeit der Mitreisenden, ihre Gespräche, der Gang vor dem Abteil, der Speisewagen, die Art, wie der Schaffner geht, verschiedene Meinungen: über Politik, über die Liebe, über Weine, übers Vaterland, dann die Nacht im Zug, die nächtlichen Felder und der Vollmond. Der zweite Teil zeigt uns Fontaine zwei Monate später, als er sich am Stadtrand eingerichtet hat, in einem Häuschen mit drei Zimmern unweit eines Flüsschens, wo er sein Leben in Würde und Armut verbringt. Nur ein Freund ist ihm geblieben, Doktor D’Arsonval, den er seit seiner Kindheit kennt. D’Arsonval, dem es wirtschaftlich gutgeht, der Fontaine zudem sehr schätzt, möchte ihm finanziell helfen, was dieser ablehnt. Hier bekommen wir die erste Beschreibung von Fontaine: Er ist klein, ähnelt einem Lämmchen, hat dunkle Augen und kastanienbraunes Haar, einen manchmal in sich gekehrten Ausdruck und linkische Gesten. Während seiner Abwesenheit hat er viele Weltgegenden besucht, spricht aber nicht gern darüber. Seine Erinnerungen an Paris sind glücklich und licht. Er war in jungen Jahren zu einem Maler gereift, von dem man sich große Dinge versprach. Irgendwann damals (erinnert sich D’Arsonval, während er zu Fontaines Häuschen reitet) hatte man ihm unterstellt, er würde Fernand Khnopff kopieren. Es war ein geschickt und böswillig geplantes Manöver. Fontaine verteidigte sich nicht. Er kannte das Werk von Khnopff, zog ihm allerdings einen anderen Belgier vor, Mellery, den sympathischen Xavier Mellery, Sohn eines Gärtners, wie er selbst. Von da an ging es mit seiner Karriere bergab. Drei Jahre später kam D’Arsonval ihn besuchen: Er verbrachte seine Zeit mit der Lektüre von Rosenkreuzerliteratur, Drogen und Freundschaften, die seiner körperlichen und geistigen Gesundheit wenig förderlich waren. Über Wasser hielt er sich mit obskuren Jobs in Kaufhäusern. Er malte fast nicht mehr, obwohl D’Arsonval, der sich mittlerweile als Arzt erneut im Roussillon niedergelassen hatte, einige Male, vermutlich von Fontaine selbst, Einladungen zu Ausstellungen einer »Die Verborgenen« titulierten Künstlergruppe erhielt, die er logischerweise nicht besuchte. Kurz darauf verschwand Fontaine. Der dritte und letzte Teil des Romans spielt im Anschluss an ein langes und opulentes Essen in D’Arsonvals Bibliothek. Die Frau des Hausherrn ist schlafen gegangen, die übrig gebliebenen um D’Arsonval versammelten vier Männer sind Junggesellen: Außer Fontaine sind das der Kaufmann Clouzet, ein schwerreicher Witwer und wie der Gastgeber ein Verehrer von Dichtung, Musik und bildender Kunst; der junge Maler Eustache Pérol, der kurz vor seiner zweiten, definitiven Reise nach Paris steht, wo er sich niederzulassen und, zunächst mit Unterstützung von D’Arsonval und Clouzet, Karriere zu machen gedenkt; und schließlich der Pfarrer des Örtchens, Pater Chaumont, eigenem Geständnis nach unbewandert in Sachen Kunstgenuss. Das Beisammensein währt bis zum frühen Morgen. Alle reden. Manchmal fließt die Unterhaltung ruhig dahin, manchmal schlägt sie Wellen. Chaumont macht sich über D’Arsonval und Clouzet lustig. Eustache Pérol nennt den Pfarrer einen geistigen Wegelagerer. Man erinnert sich an Michelangelo. D’Arsonval und Clouzet haben die Sixtinische Kapelle besucht. Chaumont redet von Aristoteles und dann von Franz von Assisi. Clouzet erinnert an den Moses von Michelangelo und versinkt in etwas, das Wehmut oder stumme Verzweiflung sein könnte. Eustache Pérol redet von Rodin, aber niemand beachtet ihn: Er gedenkt der Bürger von Calais , die er nie gesehen hat, und knirscht mit den Zähnen. D’Arsonval legt Clouzet die Hand auf die Schulter und fragt ihn, ob er sich an Neapel erinnere. Clouzet zitiert

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