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Die Noete des wahren Polizisten

Die Noete des wahren Polizisten

Titel: Die Noete des wahren Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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auf Stöße und Beleidigungen, die von Arcimboldis Freunden resolut dadurch unterbunden wurden, dass sie ihn mit sich fortzogen. Die letzte Begegnung erfolgte im Herbst 1980. Dubillard ging mit seinem Enkel und dem Kindermädchen spazieren, als ihm Arcimboldi über den Weg lief. Dieser erwog, das Kind anzuspucken, besann sich aber eines Besseren und spuckte lediglich auf das Rad des Kinderwagens. Dubillard reagierte nicht. Sie sahen sich nie wieder.
    Raoul Delorme , Portier des Hauses, in dem Arcimboldi von 1959 bis 1962 lebte. Hobbyschriftsteller, Autor von Pferdegedichten und pedantischen Detektivgeschichten, in denen der Mörder nie gefasst wird. Eine Zeitlang setzte sich Arcimboldi bei verschiedenen Zeitschriften dafür ein, dass seine Texte gedruckt wurden. Delorme war womöglich, wie er sagte, ein außerirdischer Pfadfinder, vielleicht auch nur ein Telepath. Bald entwickelte sich zwischen beiden ein ruhiger, gut kanalisierter Hass. Glaubte man Arcimboldi, veranstaltete Delorme in seiner Portiersloge schwarze Messen: Er schiss auf Bücher von Gide, Maupassant, urinierte auf Bücher von Pierre Louÿs, Mendès, Banville, hinterließ seinen Samen auf den Seiten von Barbusse, Hugo, Chateaubriand, alles nur in der Absicht, sein Französisch zu verbessern.
    Marina Libakova , Architektin, Literaturagentin und Dichterin. Ein Monat Leidenschaft und fünf Jahre Groll. Frau Libakova zufolge hatte Arcimboldi eines Abends in ihrem Haus in Thézy-Glimont, wo sie das Wochenende verbrachten, ohne vorherige Provokation oder dergleichen, was sein Verhalten hätte erklären können, dem Kaminfeuer den Packen Gedichte überantwortet, die sie ihm, liebe- und erwartungsvoll, zur Beurteilung gegeben hatte. 1969–1973. Sie räumt ein, dass Arcimboldi sie im Laufe jener fünf Jahre rund dreihundertmal für sein dummes Verhalten um Verzeihung gebeten habe. Die Briefe sind nicht erhalten.

V   
Sonoras Mörder
     

1
     
    Francisco – Pancho – Monje wurde in Villaviciosa geboren, unweit von Santa Teresa, im Bundesstaat Sonora.
    Eines Nachts, er war siebzehn Jahre alt, wurde er geweckt und halb schlafend zur Bar Monte Hebron gebracht, wo Pedro Negrete, Polizeihauptkommissar von Santa Teresa, auf ihn wartete. Er hatte schon von ihm gehört, ihn aber noch nie gesehen. Neben Don Pedro standen zwei alte Frauen und drei alte Männer aus Villaviciosa, ihm gegenüber aufgereiht etwa zehn Burschen, die alle ungefähr in Panchos Alter waren und auf Don Pedros Entscheidung warteten.
    Der Kommissar saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne, der einem Thronsessel glich, allerdings mit zerschlissenem Polster, einzig in seiner Art unter allen Stühlen von Monte Hebron, und trank Whisky aus einer Flasche, die er von zu Hause mitgebracht hatte, denn in Monte Hebron trank niemand Whisky. Hinter dem Kommissar und den Alten stand im Halbdunkel ein Mann, der ebenfalls trank. Aber er trank nicht Whisky, sondern Mezcal »Los Suicidas«, eine seltene Marke, die außer in Villaviciosa nirgends mehr zu finden war. Der Typ, der Mezcal trank, hieß Gumaro und war Don Pedros Chauffeur.
    Eine Weile lang musterte Don Pedro, ohne aufzustehen, die Burschen mit kritischem Blick, während ihm die Alten ab und zu etwas ins Ohr flüsterten. Dann befahl er Pancho zu sich heran.
    Pancho schlief noch halb und verstand den Befehl nicht.
    »Ich?«, fragte er.
    »Ja, du, Trottel, wie heißt du?«
    »Francisco Monje, zu Diensten«, sagte Pancho.
    Einer der Alten flüsterte Don Pedro wieder etwas ins Ohr.
    »Und weiter?«, sagte Don Pedro.
    »Was weiter?«, fragte Pancho.
    »Francisco Monje und weiter, Blödmann?«, fragte Don Pedro.
    »Francisco Monje Expósito«, sagte Pancho.
    Don Pedro sah ihn scharf an, und nach Rücksprache mit den Alten entschied er sich für ihn. Die anderen Jungen gingen zurück nach Hause, und Pancho befahl man, draußen zu warten.
    Der Himmel hing voller Sterne und wirkte taghell. Es war kalt, der Ford von Don Pedro aber noch warm, und Pancho legte die Hände auf die Kühlerhaube. Drinnen im Valle Hebron verteilte Don Pedro etwas Geld und erkundigte sich nach dem Befinden der Leute, ob es der Familie gutgehe, ob jemand gestorben oder jemand verschwunden sei, sagte dann Gute Nacht, Mütterchen, Gute Nacht, Väterchen, und ging, gefolgt von seinem Chauffeur, der zu schlafen schien, eilig nach draußen.
    Pancho und Don Pedro setzten sich auf den Rücksitz, und der Ford rollte langsam durch die dunklen Straßen von Villaviciosa.
    »Verdammt, Gumaro, ich

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