Die Noete des wahren Polizisten
mit geisterhafter Stimme.
Die Polizisten sahen Gumaro und Don Pedro an und machten sich dann über die Erdnüsse her, die die Kellnerin zum Knabbern auf den Tisch gestellt hatte.
»Die heutige Jugend versteht nichts mehr vom Trinken«, sagte Pedro Negrete. »Zu meiner uniformierten Zeit kannte ich einen, der jeden Morgen, bevor er auf Streife ging, eine Flasche Tequila trank. Er hieß Emilio López. Am Ende, klar, wurde ihm der Alkohol zum Verhängnis. Nie durfte er den Streifenwagen fahren, aber er war ein anständiger Kerl, sehr zurückhaltend und verlässlich.«
»Er starb an kaputter Leber«, sagte Gumaro.
»Sicher, das sind die Risiken des Alkohols.«
»Seine Leber war so groß wie eine Pflaume.«
Don Pedro bestellte noch einen Whisky. Die Polizisten akzeptierten eine weitere Runde Bier.
»Habt ihr General Sepúlveda gekannt, Jungs?«
»Nein«, sagte einer der Polizisten. Die anderen schüttelten die Köpfe.
»Natürlich, ihr seid zu jung. Hast du ihn gekannt, Gumaro?«
»Nein«, seufzte Gumaro.
»Als ich gerade in den Polizeidienst eingetreten war, sollte ich sein Haus bewachen. Er wohnte hier in der Straße, die schon damals seinen Namen trug. Er wohnte General Sepúlveda, Ecke Colima. In einem großen Haus mit Swimmingpool und Tennisplatz. Ich stand an der Tür, und meine beiden Kollegen befanden sich auf der Straße, so dass ich niemanden zum Reden hatte und meine Gedanken schweifen ließ. Dann setzte Regen ein, ein feiner, fast unmerklicher Regen, aber für alle Fälle stellte ich mich in einer Gartenlaube unter. Da öffnete sich die Haustür und General Sepúlveda persönlich trat heraus. Er trug einen weinroten Morgenmantel und darunter einen Pyjama, es war das erste Mal, das ich ihn leibhaftig sah, und es kam mir so vor, als sei er neunzig oder hundert, obwohl er sicher viel jünger war. Anfangs bemerkte er mich nicht. Er schaute in den Garten und zum Himmel. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Vielleicht fürchtete er, der Regen könne einige Pflanzen zerstören, aber ich glaube nicht. Als er mich sah, machte er mir ein Zeichen mit der Hand, ich solle zu ihm kommen. Zu Diensten, General, sagte ich. Er sagte kein Wort, sah mich nur an und bedeutete mir mit einer Geste, ihm ins Haus zu folgen. Wie ihr euch denken könnt, lautete mein Befehl, draußen vor dem Haus zu bleiben, für den Fall, dass irgendein Arschloch meine auf der Straße Wache schiebenden Kollegen austrickste, aber mein General war nicht irgendein General, und ich gehorchte anstandslos. War das Haus schon von außen beeindruckend, so von innen atemberaubend, Leute. Es gab alles. Bis zu Gemälden von über zwei Meter Höhe. Wie ein Museum, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Freilich konnte ich mir die Sachen nicht einfach in Ruhe anschauen, weil mein General zügig ausschritt und ich ihm auf dem Fuß folgen musste, wollte ich mich nicht in den endlosen Korridoren verlaufen. Schließlich kamen wir in die Küche, und mein General blieb stehen und bot mir einen Kaffee an. Ich sagte, herzlich gern, natürlich, aber als ich sah, wie seine Hände zitterten, erbot ich mich, ihn zuzubereiten, und da seufzte der Alte, sagte, in Ordnung, nimm du das in die Hand, und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ich erinnere mich, dass ich, während ich den Kaffee machte, ihn hinter mir atmen hörte und mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass da etwas Schlimmes passierte. Ist euch so was schon mal passiert, Jungs?«
Die Polizisten schüttelten den Kopf.
»Nun, ich war gerade dabei, Kaffee zu kochen, als ich hörte, wie mein General atmete, und dachte: Vorsicht, Pedro, nicht dass dir der General Sepúlveda unter den Händen wegstirbt. Und ich wollte den General gerade fragen, ob er sich nicht gut fühle, als der Alte plötzlich mich fragt, wie ich heiße. Und ich: Pedro Negrete, zu Diensten, Herr General. Dann fragt er, wie alt ich sei. Und ich sage: Dreiundzwanzig, Herr General. Inzwischen hatte ich ihm sein Käffchen schon gekocht und vor ihn auf den Tisch gestellt und merke, dass der General mich scharf ansieht, als wollte er mich durchbohren, und denke, dieser Mensch prüft mich, aber warum eigentlich? Und dann sagt der General, dass er sich nicht gut fühle, und ich sage, wenn er wolle, würde ich einen Arzt rufen, Herr General, oder einen Krankenwagen, er muss es mir nur befehlen, aber der General sieht mich von oben bis unten an und lacht. Und nicht irgendein Lachen. Es es ist eins von der Sorte, die dir Schauer über den Rücken
Weitere Kostenlose Bücher