Die Noete des wahren Polizisten
herausragenden Figur der Revolution werden sollte. Sein aus Hermosillo stammender Vater war Lehrer und seine in Santa Teresa geborene Mutter aufopferungsvolle Hausfrau. Er war der dritte einer Brut von drei Brüdern und vier Schwestern, alle groß und kräftig, aber niemand mit Augen wie Homero. Eine höhere Schule besuchte er nicht.
Bei Ausbruch der Revolution schloss er sich zusammen mit seinem älteren Bruder Lucas den Truppen von Pancho Villa an. In kurzer Zeit trug ihm sein Geschick beim Aushecken von Hinterhalten, beim Planen von Überfällen auf die feindlichen Nachschubbasen und bei blitzschnellen Manövern seiner Leute zu Recht den Ruf eines kühnen und intelligenten Mannes ein, der ihn nicht mehr verlassen sollte. Aber anders als sein Bruder, der ebenfalls Kühnheit und Intelligenz bewies und 1917 bei einem Kavallerieangriff ums Leben kam, war Homero Sepúlveda obendrein (und in hohem Maße) vorsichtig und klug und wusste die Wechselfälle und Überraschungen des Schicksals richtig einzuschätzen. Bald schon erhielt er die Generalsabzeichen, die ihm Pancho Villa persönlich in seinem Eisenbahnwagen anheftete.
Er kämpfte gegen Porfirio Díaz und war ein überzeugter Anhänger Maderos (obwohl er im Grunde wie sein Vater, der die lateinischen Klassiker las, von nichts je übermäßig überzeugt war), focht unerschrocken gegen Huerta und Pascual Orozco, bevor er sich, jung und frisch verheiratet, nach Santa Teresa zurückzog, wo er blieb, bis die Villistas den Krieg wieder aufnahmen, diesmal gegen Carranza, gegen den er mit geringen Mitteln, aber großem Geschick zu Felde zog, wobei er sich bei Freund und Feind Respekt und den Spitznamen eines Epaminondas von Sonora oder – je nachdem, welcher Dichter seine Ode auf ihn verfasste, und wo – den eines Scipio von Chihuahua erwarb, den spanischen Bäcker nicht zu vergessen, der ihn als Empecinado des Nordens oder Milans del Bosch der Grenzregion verherrlichte, wobei General Sepúlveda doch die griechischen und römischen Vergleiche bevorzugte.
Er war (neben Ángeles und Lucio Blanco) der einzige Militärführer unter Villa, der die Vermählung von Kavallerie, berittener Artillerie und Truppenbewegung zur äußersten Konsequenz trieb: So verstand er es meisterlich, nach einem Sieg tief in die feindliche Nachhut vorzustoßen und heillose Verwirrung zu stiften.
Gegen Obregón kämpfte er nicht. Eine Zeitlang zog er sich in sein Haus in Santa Teresa zurück, angeblich um seine Memoiren zu schreiben, in Wirklichkeit, um die Zeit reifen zu lassen. Als es so weit war, wechselte er in allen Ehren ins Lager von Obregón. Auch stand er in engem Kontakt zu General Plutarco Elías Calles. Seinen Freundschaften und Beziehungen verdankte er 1935 seine Wahl zum Gouverneur des Bundesstaates. Er partizipierte amallgemeinen Aufschwung, und sein Haus in Santa Teresa wuchs nach dem Baukastenprinzip, ohne Ordnung, ungeplant, bekam Anbauten, Pferdeställe und Trakte für die Angestellten, sogar einen Tennisplatz, den nur seine Kinder benutzten. Als Politiker war er eine Katastrophe, und es gab Leute, die ihn mit irgendwelchen infamen griechischen Tyrannen oder einem verrückten römischen General verglichen, andere, die ihn in die Nähe von Napoleon dem Kleinen oder dem grausamen Heuchler Thiers rückten, aber dem General Sepúlveda waren die Spitznamen und Vergleiche aus Antike oder Moderne einerlei.
Er überlebte drei Mordanschläge.
Er hatte drei Söhne, von denen zwei zum Studium nach Texas gingen und dort blieben, Amerikanerinnen heirateten und die Seitenlinie der Sepúlvedas von Austin begründeten. Der dritte heiratete nicht und wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 1990 in dem riesigen Haus in Santa Teresa. Während der vielen Jahre, die er Mexiko als Gouverneur seines heimatlichen Bundesstaates oder als Senator der Republik diente, brachte er kein einziges öffentliches Bauvorhaben zum Abschluss oder auch nur in Gang. Drei Jahre vor seinem Tod wurde die Straße, in der er lebte, in General Sepúlveda umbenannt. Nach seinem Tod benannte man nach ihm eine Straße in Hermosillo und das landeseigene Krankenhaus von Santa Teresa.
Auf dem wichtigsten Platz seiner Geburtsstadt erinnert derzeit eine lebensgroße Bronzestatue an ihn. Geschaffen wurde sie von dem Bildhauer Francisco Clayton, und sie zeigt uns den General, wie er nostalgisch in die Ferne blickt. Es ist eine seltsame Skulptur, würdevoller, als es die sarkastischen und unschuldigen Spöttereien der Intellektuellen von
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