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Die Noete des wahren Polizisten

Die Noete des wahren Polizisten

Titel: Die Noete des wahren Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Institut an der Universität von Santa Teresa aufbaute. Als sie sich von dem Busfahrer trennte, überlegte sie es sich nicht zweimal und nahm das Angebot an, das Horacio Guerra Jahr für Jahr erneuerte.
    Die ersten Monate in Santa Teresa waren einsam. Isabel hatte zuweilen von einem aktiveren Sozialleben geträumt, das sie wegen ihres Lkw-Fahrers (oder wegen ihrer Kollegen im Lehrkörper, die den Lkw-Fahrer verachteten) in ihrer Zeit in Hermosillo nicht gehabt hatte, aber sie stellte bald fest, dass in Santa Teresa die Philosophieprofessoren mit niemand Umgang pflegten und die Professoren der übrigen Institute die aus der Philosophie mieden wie die Pest. Die Einsamkeit und ihre sexuellen Gelüste (verwöhnt vom täglichen Umgang mit dem Lkw-Fahrer) trieben sie, von ihr selbst fast unbemerkt, in die Arme des fußballverrückten Mechanikers. Als sie ihn endlich wieder los war, fühlte sie sich noch einsamer als vorher und nahm die Korrespondenz mit ihrem ehemaligen chilenischen Professor mit neuem Elan wieder auf. Im übrigen, und Isabel Aguilar hätte schwer von Begriff sein müssen, es nicht zu merken, wurde ihre Beziehung zu Horacio Guerra nach dem Zwischenspiel mit dem Mechaniker enger, und manchmal dachte sie sogar, ob sie nicht im Grunde ein ganz passables Paar abgeben würden.
    Aber Horacio Guerra, obwohl er Isabels Nähe keineswegs mied, schien nie bereit, den nötigen Schritt zu tun oder den richtigen Satz zu sagen, der Isabel, die es leid war, mit Männern zu schlafen, die ihr intellektuell unterlegen waren, in seine Arme gelotst hätte.
    Manchmal dachte Isabel, dass alles nur daran lag, dass sie einfach kein Glück mit Männern hatte.
    Als Amalfitano nach Santa Teresa kam, fühlte sie sich wie neugeboren. In den ersten Tagen war sie fast ständig an seiner Seite. Sie suchte ihm ein Motel, wo er und Rosa unterkommen konnten, bis sie eine dauerhafte Bleibe gefunden hätten. Sie half ihnen, ein Haus zu finden, das nach Rosas Geschmack war. Sie chauffierte sie im Auto überallhin, wie ein absolut zuverlässiger und uneigennütziger Taxifahrer. Sie lud sie zum Essen in typische Restaurants ein und zeigte ihnen die Stadt. Zu ihrem Erstaunen schienen Amalfitano und seine Tochter keine ihrer Bemühungen zu schätzen. Rosa war permanent schlecht gelaunt und Amalfitano in sich gekehrt. Eines Nachmittags dachte sie, ihre ständige Anwesenheit sei Amalfitano vielleicht eher eine Last als eine Hilfe, und zog sich zurück. Den Kontakt ganz abzubrechen, vermochte sie nicht, und so sahen sie sich weiterhin am Wochenende. Isabel stieg in ihren Wagen und erschien zur Stunde des Wermuts bei Amalfitano zu Hause. Dann drehten sie eine Runde, nichts Großes, manchmal fuhr Isabel mit ihnen ins Umland, wo sie zusammen etwas tranken, andere Male zog sie nachmittags mit Amalfitano allein los, ging mit ihm ziellos spazieren oder ins Kino.
    Als Amalfitano sie anrief und sagte, er wolle sie sehen, dachte Isabel, sie würden etwas für kommenden Samstag ausmachen, und war weshalb baff erstaunt, als er sagte, er wolle sie noch am selben Abend sehen.
    »Ich bin im Pyjama«, sagte Isabel, die es gewohnt war, immer diejenige zu sein, die zu Amalfitano kam.
    »Ich komme zu dir«, sagte Amalfitano. »In zwanzig Minuten bin ich da. Ich muss mit jemand sprechen, und am Telefon kann ich es nicht.«
    Isabel trank ihren Whisky in einem Zug und brachte dann ihr Haus in Ordnung. Sie räumte das Wohnzimmer auf, machte das Bett und beseitigte das Durcheinander im Schlafzimmer, öffnete ein paar Fenster und lüftete das Haus, schloss die Fenster und versprühte ein wenig Raumspray Holiday Forever in den Ecken, ging sich waschen, schminkte sich ein wenig und goss sich einen weiteren Whisky ein.

10
     
    Schon zu Donnerstag hätte der junge Pancho einen vollständigen Bericht über Amalfitano abliefern können, aber er tat es nicht.
    An diesem Morgen folgte er Rosa: Er folgte ihr auf der Avenida Sonora, folgte ihr in die Markthalle, wo das Mädchen ihre Einkäufe erledigte, und folgte ihr dann zurück nach Hause. Bis Mittag sah er sie nicht wieder. Um Viertel nach zwölf sah er, dass ein Wohnzimmerfenster geöffnet wurde, und nahm an, dass sie sauber machte. Daraufhin sah er sie in den Vorgarten treten, bis zum Zaun gehen, sich bücken und etwas suchen. Dann sah er, wie sie sich aufrichtete und mit festeren Schritten ins Haus zurückging. Er hörte moderne Musik, die der Wind gedämpft ans Fenster seines Wagens trug. Dann schloss Rosa das Fenster wieder,

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