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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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stinkenden, brackigen Nilbecken seiner Krokodile.
    Das Tier, das ihm gestern so zugesetzt hatte, befand sich inzwischen in einer der kleinen, direkt am Nil gelegenen Hütten, um ihm den Schaden zu ersetzen. Bald schon würde es in Form von Krokodilhack und Sandalen das Leid Raffims ein wenig lindern.
    Grummelnd erreichte er den Platz des gestrigen Kampfes. Die Spuren waren noch überall zu sehen. Immer noch verwundert über das Geschehene, schüttelte Raffim den Kopf und stöhnte auf vor Schmerz.
    So plötzlich, wie das Vieh rabiat geworden war, so plötzlich war es wieder in sich zusammengesunken und regelrecht erstarrt. Zu seinem Glück, sonst hätte er diesen wundersamen Zwischenfall wohl kaum überlebt.
    Während er über den Vorfall nachdachte und ihm sein Glück immer bewusster wurde, fiel sein Blick auf etwas im Nilbecken.
    Obwohl er nichts Genaues erkennen konnte, sagte ihm sein geschulter Blick, mehr aber noch sein untrüglicher Instinkt, dass dort in den trüben Fluten etwas von Wert liegen musste. Etwas von großem, sehr großem Wert.
    Mühsam bückte sich Raffim nach dem Ding im flachen Nilwasser und bekam es zu fassen. Ein Blitz durchzuckte ihn. Er hörte eine Stimme sagen: »Jemand hat es gefunden«, und dann ging die Welt unter. Zumindest sein Teil davon.
    Seshmosis schrieb gerade die Hieroglyphen Ankh udja seneb, was bedeutet, er lebt, stark und gesund, als die Erde bebte. Das Regal mit seinen heiß geliebten Papyri brach zusammen, der Tisch brach zusammen, der Stuhl brach zusammen, das Haus brach zusammen. Und Seshmosis brach zusammen.
    Ankh udja seneb, hallte ein Echo in seinem Kopf, und er zweifelte daran. Er betrachtete die Hieroglyphen vor seinem inneren Auge, und sie wollten nicht mit seiner Person in Einklang stehen. Vorsichtig begann er mit der Bestandsaufnahme.
    »Ankh?«, er lebt, fragte er sich und tastete in die Richtung, in der er seinen Körper vermutete. Da war ein Schmerz. Und noch ein Schmerz. Und gleich daneben noch einer. Er konnte nicht tot sein, zumindest noch nicht vollständig, denn sonst wäre er jetzt Ka, seine Geistsubstanz, und könnte sich die ganze Sache von oben ansehen.
    »Udja?«, stark, fragte er weiter und verneinte heftig.
    »Seneb?«, gesund, wagte er gar nicht mehr zu denken.
    Mühsam wühlte sich Seshmosis aus dem Schutt. In diesem Augenblick war er dankbar, dass er nur eine so bescheidene Behausung besaß. Besessen hatte. Zumindest gab es nicht viel, was auf ihn stürzen konnte.
    Von außen betrachtet, sah die Angelegenheit äußerst unspektakulär aus: viele zerbrochene Lehmziegel, einige Feldsteine und zersplittertes Holz.
    Seshmosis klopfte sich den Staub aus den Kleidern und stellte fest, dass er wider Erwarten gänzlich unverletzt war. Er ließ den Blick in die Umgebung schweifen. Links und rechts von ihm stand keine Hütte mehr. Das ganze Viertel war eine einzige Schutthalde. Als er nach Nordosten sah, stellte er fest, dass auch die kleineren und größeren Paläste erheblich in Mitleidenschaft gezogen waren. Zumindest war die Katastrophe nach dem Gleichheitsprinzip vorgegangen.
    Die Menschen rundherum jammerten und schrien, einige verfluchten die Götter ob des Bebens, andere dankten den Göttern dafür, dass sie unverletzt geblieben waren. Erstaunlicherweise waren alle unverletzt geblieben, ohne jede Ausnahme. Seshmosis begann sich zu wundern.

     
    Im Epizentrum des Bebens, in einem stinkenden, brackigen Nilbecken, lag ein Mann. Es war ein fetter Mann, und er lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Sein rechter Arm war bandagiert; in seiner linken Hand hielt er etwas, das aussah wie ein Ankh. Es war ein Ankh. Es war DAS Ankh.
    Kein billiges Schmuckstück von den Verkaufsständen rund um die Tempel, kein Placebo der Heiligkeit, keine Imitation göttlicher Macht, kein Sinnbild des Lebens.
    Es war heilig, es war göttlich, es war mächtig, und es war das Leben.

     
    Zuerst hatte Raffim einen glühenden Schmerz gespürt, als er das Ding berührt hatte. Dann war es sonnenhell und danach stockdunkel geworden. Nun lag er regungslos im Wasser des heiligen Flusses. Er atmete ganz ruhig. Er atmete? Raffim verfiel in Panik. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Wasser und atmete.
    Er musste tot sein, überlegte er, denn wie sonst sollte er im Wasser atmen können. Kein Lebender konnte das. Aber hatte ein Toter Angst? Sicher, Tote hatten bestimmt viele Ängste. Sie fürchteten die Seth-Tiere, den Schlangendämon Apophis und den Stab der Mafdet. Aber wieso sollten

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