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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Käfer, rollte die Sonne in die Werkstatt des m’m-Tieres. Das wartete bereits mit umgebundener Schürze an seinem dreieckigen Arbeitstisch. »Die sieht ja heute wieder besonders ramponiert aus!«, monierte die Spitzmaus und ärgerte sich eine weitere Nacht über zu viel Arbeit und darüber, dass sie immer noch keinen angemessenen, sprich göttlichen Namen hatte.
    »Heute war es eben wieder einmal verdammt heiß. Sei froh, dass nicht du es bist, der sie den ganzen Tag über den Himmel schieben muss«, sagte Chepre müde, gähnte und verließ die Werkstatt. Kein Gott und erst recht kein Mensch wusste, wo er die Nacht verbrachte.
    Vielleicht sah er ja von seinem Ruheplatz aus, was sich an der Schnittstelle zwischen der Karawanserei von Qena und der Wüste abspielte.
     
    Apis verließ den Pferch. Dazu war keine Bewegung nötig. Im einen Augenblick war er noch da, im nächsten war er weg. Ein leises Plop ertönte, als die Luft den Raum füllte, den der Stier noch vor kurzem im Gehege eingenommen hatte. In derselben Millisekunde erschien er genau neben Methyer. Sie sprachen nicht miteinander. Sie sahen sich nur in die Augen, und dann brach das Inferno aus. Zumindest aus der eingeschränkten menschlichen Perspektive. Die Luft war erfüllt von Knistern und Krachen, Funken sprühten, und Blitze zuckten vom Boden zum Himmel.
    Immer wieder rollten Druckwellen von kleinen Explosionen in Richtung Qena und der Karawanserei. Was hier stattfand, war eine Mischung aus Feuerwerk, Vulkanausbruch und Erdbeben.
    Die verschreckten Tajarim liefen aus ihren Zelten aus Palmwedelmatten und Stoffstreifen und starrten nach Osten. Einige wenige hundert Meter von ihnen entfernt schien die Erde zu brodeln.
    Miriam, die Magd von Melmak, zupfte Seshmosis am Arm und fragte mit unsicherer Stimme: »Blitze stürzen doch normalerweise vom Himmel zum Boden, oder?«
    Seshmosis nickte stumm. Die alte Hataha murmelte immer wieder den gleichen Satz: »Die Götter sind unter uns. Die Götter sind unter uns. Die Götter sind unter uns.«
    Doch die meisten staunten nur, fürchteten sich und schwiegen.
    Wieder und wieder spürten sie ein Beben unter ihren Füßen, Erschütterungen, als brausten tausend Rinder vorbei. Und so etwas Ähnliches war es ja auch. Nur dass es nicht tausend Rinder, sondern ein stiergestaltiger Gott und eine kuhgestaltige Göttin waren, die nach hundertjährigem Vorspiel endlich zur Sache kamen.
    Nur ganz, ganz selten in der Geschichte der Welt konnten Menschen von sich behaupten, sie hätten einem göttlichen Liebesakt beigewohnt. Die Tajarim zählten nun zu diesen Auserwählten, wenn sie es auch nicht wussten.
    »Was immer das ist, ich hoffe, dass es nichts mit uns zu tun hat«, sagte Seshmosis nachdenklich.
    »In diese Richtung da werde ich auf keinen Fall gehen!«
    Schedrach, der Karrenbauer, deutete zum Wadi Gasus, und Seshmosis wusste, dass er keinen einzigen Tajarim dazu würde bewegen können, den von ihm vorgeschlagenen Weg zu nehmen.
    Ein paar Steinhaufen und die Angst waren stärker als seine Argumente. Nun mussten sie also statt der von ihm geplanten einhundertachtzig Kilometer mehr als siebenhundert Kilometer durch ein ihnen feindlich gesinntes Land ziehen. Seshmosis zitterte. Nach meiner Angst fragte wieder einmal keiner.

     
    Während sich die Lage in der Karawanserei von Qena nach und nach beruhigte, ging es ganz in der Nähe erst richtig los. Gleich neben dem Wadi Gasus rief Amun die Götter zu sich. Zumindest die Götter, die sich für diese Sache interessierten, und das waren immerhin rund dreißig.
    »Ich habe gute Lust, euch in Sterbliche zu verwandeln!« Amun deutete drohend mit seinem Doppelfederstab auf Apis und Methyer.
    »Gemach, gemach, mein lieber Freund.«
    Anubis war hinzugetreten, und das verhieß nie Gutes. »Wir sind hier nicht mehr in Theben. Deine Macht ist zwar groß, aber hier ist sie eingeschränkt. Du kannst hier nicht über alle verfügen oder einige von uns gar bedrohen.«
    »Ich wollte ja gar nicht drohen, zumindest nicht richtig«, schränkte Amun vorsichtig ein. Eine Auseinandersetzung mit dem schakalköpfigen Gott des Totenreiches war für niemanden ratsam, nicht einmal für einen mächtigen Gott wie Amun. In Götterkreisen sagte man hinter vorgehaltener Hand, respektive Pfote, respektive Flügel, respektive Huf usw. Anubis pflege freundschaftlichen Kontakt zu einem ganzen Rudel von Seth-Tieren. Und die unterschieden bekanntermaßen nicht zwischen Menschen und Göttern, wenn es darum ging,

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