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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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sie es nicht wagen, uns anzugreifen. Das hier«, und er streckte seinen Arm mit dem Ankh hoch, »ist unsere Lebensversicherung. Wir haben eine Reiseversicherung, und deshalb können wir überall hin, wohin wir wollen. Basta, Schluss mit dieser ewigen Diskussion!« Raffim ließ keinen Zweifel daran, dass das Gespräch beendet und das Thema ein für alle Mal entschieden war.
    Seshmosis trollte sich davon wie ein geprügelter Hund.
    Dabei irritierte ihn etwas, das er zuerst nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte. In Melmaks Pferch herrschte Unruhe, die Rinder liefen ziellos durcheinander, stießen gegen die Umzäunung, stolperten über ihre eigenen Beine und schienen absolut verwirrt. Vorsichtig näherte sich Seshmosis dem Pferch. In der Mitte stand Apis, der neue Prachtstier in Melmaks Herde. Bisher war es zu keinen Schwierigkeiten gekommen, er war brav mitgetrottet und hatte nie eines der anderen Tiere angegriffen. Eine Tatsache, die selbst Melmak in Erstaunen versetzt hatte. Doch nun schien irgendetwas passiert zu sein. Die ganze Herde war der Panik nahe, und kein Tier traute sich Apis auf mehr als zehn Meter zu nähern. Seshmosis bemerkte, dass Apis schwer schnaubte und seinen Kopf immer wieder gen Osten streckte, als sei dort die Ursache für die Unruhe zu finden. Der Schreiber beschattete die Augen und blickte in diese Richtung. Dort, bereits ein Stück weit in der Wüste, sah er eine Silhouette. Die Silhouette eines weiteren Rindes. Seshmosis konnte sich nicht erklären, warum ein einzelnes Rindvieh, noch dazu so weit entfernt, eine ganze Herde durcheinander bringen und einen Stier wie Apis in Unruhe versetzen konnte. Die Silhouette bewegte sich auf den Pferch zu. Melmaks Rinder schrien. Sie rasten immer schneller im Gehege umher und rannten sich gegenseitig über den Haufen, sodass die Umzäunung empfindlich bebte. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie ausbrachen und als Stampede in die Stadt rasten.
    Plötzlich war Ruhe. Die Rinder standen still. Wenn sie nicht am ganzen Leib gezittert hätten, hätte man meinen können, sie wären versteinert. Seshmosis schüttelte ungläubig den Kopf. Was manchmal in Tieren vorging, war wirklich unerklärlich, dachte er bei sich und ging weiter. Nun, sagte er sich, ich habe wirklich andere Sorgen, als mich mit diesem Wahnsinn zu beschäftigen, und begab sich zu seinem Lager.
    Wenn Seshmosis gewusst hätte, was da gerade wirklich vor sich gegangen war, wäre ihm der Wahnsinn seiner Rinder sicher als die harmlosere Alternative erschienen.
     
    Unhörbar für Seshmosis hatte sich Folgendes abgespielt.
    Scheinbar aus dem Nichts war am Rand der Wüste Methyer aufgetaucht, die kuhgestaltige Göttin des Urgewässers. Natürlich war sie nicht aus dem Nichts erschienen, sondern aus der Sphäre, in der sich Götter und Göttinnen normalerweise aufhalten. Aber das ist dem Nichts in einigen Aspekten nicht unähnlich.
    Apis bemerkte ihre Ankunft sofort und reagierte wütend. Für Mensch und Tier unhörbar brüllte er: »Verschwinde, Methyer, du weißt, was Amun gesagt hat! Die Aufgabe ist für mich ohne dich schon schwierig genug!«
    »Apis, mein Liebster, du bist nun schon seit Tagen unter diesen Kreaturen, ich wollte dich trösten und aufheitern«, säuselte die Göttin herüber.
    Die Rinder spürten die Ausstrahlung und den Zwist der beiden Götter und gerieten in Panik. Das war es, was Seshmosis gesehen hatte.
    »Methyer, wenn du nicht sofort verschwindest, bringst du meine gesamte Mission in Gefahr. Amun wird dich dafür bestrafen!«
    Apis versuchte es mit Argumenten und Drohungen, doch Methyer näherte sich immer mehr dem Gehege, die Rinder reagierten noch hektischer. Apis saß in einer Zwickmühle. Wenn Methyer noch näher kam, würde die Herde ausbrechen, er könnte nicht länger bei den Tajarim bleiben, und die Tage der Qual in einer stinkenden sterblichen Rinderherde wären völlig umsonst gewesen.
    Andererseits, wenn er sich mit Methyer einließe, so würde er eindeutig gegen die Anordnungen von Amun verstoßen. Schwankend zwischen der großen Aufgabe, das Ankh zurückzugewinnen, und dem kleinen Vergnügen mit der Kuhgöttin, entschied er sich für Letzteres. Er rief: »Bleib stehen, ich werde dich heute Nacht besuchen!«
    »So ist es schon besser, Liebster. Ich werde am Rand der Wüste auf dich warten.«
    Erleichterung durchströmte Apis, die Situation war gerettet. Und ein bisschen göttliche Abwechslung in der Nacht war auch nicht zu verachten.

     
    Chepre, der

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