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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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nicht als Ehefrau des ersten Mannes der Stadt. So freute man sich in gewissen Kreisen besonders, dass Kalala dorthin geschickt wurde, wo sie ihrer Meinung nach hingehörte: tief in den Süden, weit, weit weg von Theben.
     
    Es wunderte niemanden, dass Kalala vollständig verschleiert das Boot betrat, wo sie Warn’keter in Empfang nahm. Diener luden mehrere große Ballen auf die Ölzweig, die bis vor kurzem das größte Boot des Eigners gewesen war. Bis er von Zerberuh überaus günstig dessen ganzen Stolz, die Windsbraut, erworben hatte. Das Volk johlte und brüllte Schmähungen. Dann griff sich einer einen Stein aus der Uferböschung des Nils und warf ihn Richtung Boot, und dann ein zweiter und ein dritter. Warn’keter ließ sofort seine kräftigsten Männer mit langen Nilpferdpeitschen auf die Steinewerfer einschlagen. Nicht, dass es ihm um Kalalas Sicherheit gegangen wäre, nein, es ging ihm um sein Boot. Niemand durfte sein Boot beschädigen, aus welchem Grund auch immer.
    Die Peitschenhiebe brachten die Aufrührer schnell zur Räson, und sie sahen ein, dass ihr Bemühen sinnlos war. Erstens war Kalala längst im Innern des Bootes verschwunden, zum anderen waren Nilpferdpeitschenhiebe äußerst schmerzhaft.
    Als sie merkten, dass nichts mehr zum Schmähen, Beschimpfen und Bewerfen da war, zerstreuten sich die Schaulustigen und gingen mit dem zufriedenen Gefühl nach Hause, wieder eine Fremde weniger in der Stadt zu haben. Warn’keter ging von Bord und befahl seinem ersten Kapitän und Freund Shifnu, Segel zu setzen. Die Ölzweig legte ab.
     
    Eine Stunde später legte von der nördlichen Anlegestelle Warn’keters neuer Stolz, die Windsbraut, in entgegengesetzte Richtung ab. Dieses Mal war der Nilschiffer selbst an Bord, um an der Reise teilzunehmen. Immerhin wusste er um die Bedeutung seines hochgestellten Passagiers – Kalala, Prinzessin von Gebel Abjad, wunderschön und unermesslich reich. Was sich auch im Preis ausdrückte, den sie Warn’keter für die Passage bezahlte. Es war auf jeden Fall so viel, dass er das Doppelspiel mit zwei Booten riskierte. Ein Boot mit einer falschen Prinzessin, die in Wirklichkeit eine verhüllte Negersklavin war, und viel echtem Bauholz und edlen Stoffen unterwegs zum zweiten Katerakt, ein Boot mit einer echten Prinzessin und vielen Schätzen unterwegs nach Memphis.

     
    Nach etlichen Tagen hatte die Karawane der Tajarim Qena erreicht.
    Für Seshmosis war dies die letzte Gelegenheit, seine Leute davon zu überzeugen, dass der direkte Weg zum Roten Meer der sicherere war und dass eine Reise nach Gizeh einem Selbstmordversuch gleichkam.
    Die Tajarim lagerten am östlichen Rand der Stadt, da, wo der Wadi Gasus begann. Es waren etliche Karawanen dort, sodass auch eine so bizarre Ansammlung wie die der Tajarim nicht auffiel.
     
    Schweren Herzens suchte Seshmosis Raffim auf, der es sich von seinen Leuten hatte bequem einrichten lassen. Er saß im Schatten einiger Palmwedelmatten und haderte mit dem Schicksal. Keine Krokodile, keine Einnahmen, kein Hunger. Nur ständiges Wohlbefinden und strotzende Gesundheit. Derart übel gelaunt empfing er Seshmosis.
    »Raffim, wir sollten noch einmal über unsere Reise sprechen. Du weißt, dass ich es für gefährlich halte, viele hundert Kilometer durch Ägypten zu ziehen. Jeder überflüssige Tag ist ein furchtbares Risiko für uns alle«, begann Seshmosis so sachlich, wie es ihm nur möglich war.
    »Ich kenne deine Argumente, und du kennst meine. Wir haben eine Abstimmung gemacht. Wir nennen diese Form der Meinungsbildung ›ein Mann, eine Stimme‹, und der Mann mit der Stimme, das bin ich!«, entgegnete Raffim unwirsch und bestimmt.
    »Die anderen haben sicher nicht bedacht, dass du in keiner Gefahr bist. Solange du das Ankh hast, kann dir nichts passieren. Uns anderen aber schon, und das werde ich ihnen sagen«, zog Seshmosis seinen letzten Trumpf.
    »Kein Problem. Wenn einer verletzt oder getötet wird – schwuppdiwupp heile ich ihn oder erwecke ihn zum Leben.«
    »Ich glaube nicht, dass es einem von uns gefällt, gefoltert und getötet zu werden. Wenn er dann wieder heil und lebendig ist, wird das Ganze nur von vorne anfangen. Es kann sehr, sehr lange dauern, bis den Ägyptern das Foltern und Töten langweilig wird. V ielleicht finden sie ja sogar Gefallen daran, dieselben Leute wieder und wieder zu foltern und zu töten.«
    »Ich sagte doch schon, du bist ein Schwarzseher wie dein Vater. Wenn die Ägypter mein Ankh sehen, werden

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