Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
Vom Netzwerk:
ihrer Hauptbeschäftigung nachzugehen: dem Vernichten an und für sich mittels Hunderter von Zähnen. An schlechten Tagen fielen sie sogar über Felsen her, erzählte man sich, und zermahlten sie mit ihren gewaltigen Kiefern zu Sand. Da man weiß, dass die Seth-Tiere fast nur schlechte Tage kennen, erklärt dies auch die großen Wüsten links und rechts des Niltals, wo die Tiere hauptsächlich leben. Wenn man hier überhaupt von einer Lebensform sprechen mochte.
     
    Amun war klar, dass er erheblich vorsichtiger sein musste, als dies in Theben nötig gewesen war. Dort war er Hausherr, hier nur einer unter vielen. Dennoch wollte er sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen.
    »Was Apis und Methyer getan haben, hat es seit Göttergedenken nicht gegeben. Sie haben sich vor den Augen der Sterblichen gepaart!«
    Amun schüttelte sich vor Abscheu.
    »Sie haben uns gar nicht sehen können«, wandte Methyer kleinlaut ein. »Wir waren doch auf unserer Ebene.«
    »Euch haben sie nicht gesehen, da hast du wohl Recht. Aber das Feuerwerk, das ihr veranstaltet habt, war bis Theben zu sehen«, erwiderte Amun gereizt. »Sämtliche theologischen Fakultäten und die Priester aller Götter rätseln, wie sie die Zeichen der Nacht deuten sollen.«
    »Ich fordere, dass diese geile Kuh bestraft wird!«, zeterte Hathor, die vor Eifersucht bebte. »Sie hat Apis und seine Mission gefährdet und gegen alle Abmachungen verstoßen. Sie muss bestraft werden!«
    »Wenn Suchos nicht sein Ankh verloren hätte, wäre Apis gar nicht in diese Situation gekommen. Eigentlich ist Suchos an allem schuld!«, entgegnete Methyer.
    Suchos, der sich nicht nur wegen seiner Schwäche im Hintergrund aufhielt, meldete sich zu Wort: »Hackt nicht immer auf mir herum. Ich habe erklärt, wie es zu der Sache gekommen ist. Ich leide wahrlich am meisten unter der Situation.«
    Das war sicher nicht gelogen. Der Krokodilgott sah erbarmungswürdig aus. Seine Farbe war inzwischen ein ganz fahles grünliches Grau, und er wirkte eingefallen, abgemagert und überhaupt nicht göttlich.
    »Es bringt uns nichts, wenn wir uns streiten«, sagte Anubis. »Wir müssen überlegen, wie es weitergehen soll.«
    »Bestrafung, ich fordere Bestrafung!«, keifte Hathor. »Ich fordere ein Gottesgericht!«
    »Halte dich zurück, Hathor«, griff nun Min ein, der Schutzherr der Ostwüste und regionale Gott von Gebtu und Oena. »Ihr seid in meinem Gebiet, und ich entscheide, was hier getan wird. Fest steht doch, dass Methyer Apis verführt hat. Ihn trifft also keine Schuld.«
    »Typisch für einen, der ständig mit erigiertem Phallus herumläuft. Immer sind die Frauen schuld«, zischte Methyer. »Apis hat es genauso gewollt wie ich. Wir haben es beide gewollt!«
    Min ließ seine göttliche Geißel durch die Luft sausen. Zumindest durch das Medium, das in der menschlichen Welt der Luft entsprach. Funken sprühten, und es knisterte hörbar.
    »Fangt nicht an, euch zu bekämpfen. Die letzten Götterkriege haben genug Unheil unter uns angerichtet«, beschwichtigte Anubis. »Ich bin dafür, dass sich Methyer von Apis fern halten muss. Wie wäre es mit einem mehrjährigen Aufenthalt auf Kreta, meine Liebe? Sie verehren dort Stiere.« Anubis konnte sich den Spott nicht verkneifen.
    »Kreta ist noch viel zu nahe. Schickt sie doch zu den gelben Menschen am Ende der Welt. Sollen die sich mit ihr herumärgern«, schlug Hathor vor.
    Amun merkte, dass er eingreifen musste, wenn er nicht noch mehr an Autorität verlieren wollte. »Deine Eifersucht bringt uns auch nicht weiter. Tatsache ist, dass Apis seine Aufgabe noch nicht erfüllt hat. Er muss also vorerst bei den Menschen bleiben. Du, Methyer, lenkst ihn von dieser Aufgabe ab, also musst du ihm fernbleiben. So einfach ist das.«
    »Und die Bestrafung? Soll sie ungestraft davonkommen?« Hathor gefiel diese Wendung der Ereignisse überhaupt nicht.
    »Keine Bestrafung! Keine Verbannung! Methyer bleibt bei Apis!«
    Die Götter blickten verwundert in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    Aber sie sahen nichts. Zumindest zuerst nicht. Als sie jedoch nach unten schauten, sahen sie den zwergenhaften Gott Bes. Der grinste breit. Und er grinste fast so breit, wie er hoch war. Er konnte gar nicht anders als grinsen, denn sein Gesicht war eigentlich eine Maske.
    »Wieso keine Bestrafung?«, »Wieso keine Verbannung?« und »Warum soll Methyer bei Apis bleiben?«, fragte es aus zwei Dutzend Kehlen.
    »Weil ich, Bes, der Gott der Familie und

Weitere Kostenlose Bücher