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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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hoffentlich eine Heimat fanden.
    Neben den Tajarim machten hier viele andere Karawanen Station. Entweder erholten sie sich von ihrer Reise durch den Sinai, bevor sie ins Kernland zogen, oder sie rasteten ein letztes Mal, bevor sie das saftige Grün des Deltas hinter sich ließen.
    Die Stimmung unter den Tajarim war ausnehmend gut, man war sich sicher, das Schlimmste überstanden zu haben. Ismail führte seine Ziegen zum Seeufer, wo sich die Tiere sofort über das Schilf hermachten.
    Nicht weit entfernt von Ismails Herde brach eine ägyptische Karawane westwärts nach Bast ins Zentrum des Deltas auf. Ein langer Zug mit Menschen, Eseln, Rindern, Pferden, Schafen und Ziegen. Zie gen!
    Das war die Stunde von Ahab.
    Ahab war ein Ziegenbock, und zwar der geilste in der ganzen Herde von Ismail. Er war sozusagen die irdische Form von Ba-neb-dedet, dem heiligen Ziegenbock, Symbol vergöttlichter Geilheit.
    Seine feine Nase meldete ihm mindestens zwei läufige Ziegen in der westwärts ziehenden Karawane. Ahab stürmte los und Ismails ganze Herde hinterher. Und hinter ihr Ismail. Alle vorbei an den Zelten der Tajarim. Ismail brüllte, man solle ihm gefälligst helfen, die Ziegen einzufangen, worauf zwei Dutzend Tajarim hilfsbereit seinem Ruf folgten.
    Als Ahab die Karawane fast erreicht hatte, tauchten die Soldaten der Eskorte auf. Schnell bildeten sie eine Linie und griffen zu allem, was ihnen an Waffen zur Verfügung stand. Doch das störte Ahab nicht. Erstens wusste er nicht, was Waffen waren, zweitens war ihm alles egal, solange er diesen betörenden Geruch in der Nase hatte.
    So stürmte er durch die Linien der Ägypter.
    Leider kam er dabei dem Gewand eines Soldaten zu nahe, eines seiner Hörner verfing sich darin, und der Ägypter ging zu Boden. Doch unbeirrt raste Ahab weiter.
    »Ein Ausbruchsversuch!«, schrie einer.
    »Haltet sie auf!«, ein anderer, als er die Ziegenherde und dahinter die Tajarim auf sich zustürmen sah.
    Schwerter wurden gezückt, Pfeile in Sehnen gespannt. Das Massaker war nur noch eine Frage von Sekunden.
    Die Ägypter konzentrierten sich auf die Tajarim, die Tajarim konzentrierten sich auf die Ziegen, und die Ziegen konzentrierten sich auf Ahab.
    Die Stampede der sturen Paarhufer erreichte die ägyptische Linie. Der Aufprall verzögerte ihren Lauf nur um wenige Augenblicke. Zurück blieb ein halbes Dutzend stöhnender Soldaten.
    Doch ihre Kameraden hatten keinen Blick für sie und erwarteten kühl die Tajarim.
    Plötzlich blieben diese wie erstarrt stehen. Schienen mitten in der Bewegung eingefroren. Manche der Nomaden berührten nicht einmal mehr den Boden. Und während die Ägypter sich noch wunderten, erstarrten auch sie.
    Seshmosis drängte sich zwischen Elimas und Almak hindurch, die in grotesker Verrenkung in der Luft hingen. In den Händen hielt er den Schrein von GON.
    Ziemlich genau in der Mitte der beiden Gruppen blieb er stehen und setzte den Schrein ab. Sofort materialisierte GON, diesmal als Hirtenfigur mit Krummstab.
    »Und nun?«, wollte Seshmosis wissen.
    »Nun versuchen wir eine Katastrophe abzuwenden.«
    »Wir?«
    »Glaubst du, ich will alles alleine machen? Immerhin bist du mein Prophet, also streng dich an.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Seshmosis.
    »Du musst die Ägypter überzeugen, dass es sich um ein Missverständnis handelt.«
    »Warum machst du das nicht? Mir werden sie nicht glauben.«
    »Und du meinst, sie glauben einem dreißig Zentimeter großen Hirten?«
    »Kannst du nicht etwas Größeres zaubern?«
    Seshmosis fühlte sich äußerst unbehaglich bei dem Gedanken, den ägyptischen Soldaten zu erklären, warum sie von einer Ziegenherde der Tajarim angegriffen worden waren, der auch noch zwei Dutzend schreiende, wild gestikulierende Nomaden hinterhergestürmt waren.
    »Götter zaubern nicht, sie wirken!« GON klang eingeschnappt. Seshmosis wusste, dass er nun vorsichtiger sein musste. Am Ende würde der kleine Gott die Erstarrung der Ägypter und Tajarim aufheben, und die Katastrophe nähme ihren Lauf. Und er stünde zu allem Übel genau zwischen den Fronten.
    »Verzeih mir. Das wusste ich nicht. Das Wirken der Götter ist mir noch nicht so vertraut«, entschuldigte er sich.
    »Ich kann mich zwar selbst nicht größer machen, aber ich kann dich aufblasen.«
    »Aufblasen? Das ist nicht dein Ernst, oder?« Seshmosis spürte eine aufkommende Panikattacke.
    »Beruhige dich. Nein, nicht körperlich aufblasen, sondern deine Aura. Ich werde eine

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