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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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und Ithaka, von Schiffen und Kriegen. Und so sehr sie der Fürst auch beschimpfte und schüttelte, er konnte das selige Lächeln aus ihren Gesichtern nicht vertreiben, und sie weigerten sich beharrlich, ihren paradiesischen Platz am rissigen Stamm des Lotosbaums zu verlassen.
    Seshmosis erwehrte sich derweil der Avancen mehrerer barbusiger Lotosesserinnen, die ihn mit Blumen schmückten und auf den rechten Weg bringen wollten. Wobei der rechte Weg direkt in eine der Hütten führen sollte.
    Verzweifelt versuchte Seshmosis seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. So fragte er sich, ob die Lotoskinder wohl eine eigene Schrift entwickelt hätten. Aber es fiel dem Schreiber schwer, an Schriftzeichen zu denken, während vor seinen Augen blanke Brüste wogten.
    Schließlich befreite ihn Odysseus aus dieser Zwangslage, indem er das Signal zum Aufbruch gab.
     
    An den Strand zurückgekehrt, erstattete Seshmosis den Tajarim Bericht. Besonders Raffim und Barsil stellten immer wieder neugierige Fragen bezüglich der besonderen Früchte dieser Insel. Seshmosis kannte diese Art von Interesse sehr gut und wusste, die beiden planten etwas.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen brach eine weitere, diesmal größere Expedition zum Dorf der Lotosesser auf. Der Trupp der Achäer bestand aus mehr als zwei Dutzend Kriegern, wobei ihre Bewaffnung und Ausrüstung keinen Zweifel aufkommen ließ, dass der Fürst gewillt war, seine Absichten notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Auch die Gruppe der Tajarim zeigte sich enorm verstärkt – neben Seshmosis und Nostr'tut-Amus wollten auch Raffim mit seinen drei Dienern und Barsil, unterstützt von Mumal als Träger, das Dorf, vor allem aber ihre Bewohner und die ungewöhnlichen Früchte näher kennen lernen.
     
    Der Mann, der sich Pflücker nannte, begrüßte sie trotz des martialischen Auftretens der Achäer durchaus freundlich. Sonst war von den Lotosessern niemand zu sehen.
    Ohne den Gruß zu erwidern, kam Odysseus schnell zur Sache:
    »Ich will meine drei Männer zurückhaben, egal ob diese es selbst wollen oder nicht.«
    Der Pflücker war kein Dummkopf. Schließlich waren es genau die schlechten Erfahrungen mit Menschen wie Odysseus, die ihn veranlasst hatten, sich auf diese unbekannte Insel zurückzuziehen.
    Deshalb antwortete er ruhig: »Es sind deine Leute, Kriegsfürst. Mach mit ihnen, was du willst, aber lass uns in Frieden.«
    Odysseus gab seinen Begleitern ein Zeichen, und diese wandten sich den drei Abtrünnigen zu, die immer noch selig lächelnd unter dem Lotosbaum saßen. Als man sie ergriff, fingen sie an zu weinen und wehrten sich energisch. Doch Odysseus war unerbittlich und ließ die drei mit Stricken an Händen und Füßen zusammenbinden. Dann hängte man sie wie erlegtes Wild an lange Stangen und schleppte sie aus dem Dorf.
    Als die Achäer im dichten Wald verschwunden waren, entspannte sich die Situation merklich. Seshmosis beobachtete, wie Raffim und Barsil eindringlich auf den Pflücker einredeten. Schließlich tauchten auch die freizügigen Frauen wieder auf.
    Seshmosis hatte sich bereits gegen die zu erwartenden fleischlichen Anfechtungen gewappnet, doch zu seinem Erstaunen ignorierte ihn die Weiblichkeit des Dorfes heute völlig. Stattdessen umschwirrten die Frauen und Mädchen wie ein Bienenschwarm Mumal. Enttäuschung stieg in Seshmosis auf. Dabei hatte er sich so gut überlegt, wie er standhaft bleiben konnte. Sein Plan war es, seine eventuell aufkommenden Begierden mit der stummen Rezitation der Heiligen Rolle ›Die Tafel der Väter‹ und ihrer schier endlosen Aufzählung von Namen zu bekämpfen. Allerdings fiel ihm jetzt auf, dass darin die Worte »zeugte« und »gebar« sehr häufig vorkamen. Doch seine sorgfältig ausgedachte Taktik spielte nun keine Rolle mehr. Nicht eine Einzige der barbusigen, attraktiven Lotosesserinnen beachtete ihn. Wieder einmal war es der Muskelprotz Mumal, der ihn ausstach, und schon nach kurzer Zeit verschwand dieser mit zwei der Mädchen in einer Hütte.
    Ein vertrauter Schmerz durchflutete Seshmosis. Er erinnerte sich an die Zeit in Theben, als er sich hoffnungslos in Rachel, die Handtuchhalterin in Arams Badehaus, verliebt hatte. Es war von Anfang an eine Liebe ohne Hoffnung gewesen, denn Rachel hatte einen anderen geliebt: natürlich Mumal, wen sonst?
    Dabei hatte sich Seshmosis wegen ihr in Unkosten gestürzt und seine Angebetete an ihrem Arbeitsplatz im Badehaus besucht, ein Vergnügen, das er sich bei seinem Einkommen als Schreiber

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