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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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eigentlich gar nicht leisten konnte. Doch da hatte er sie dann gesehen, anmutig, wie sie von Kadesch, der ägyptischen Liebesgöttin, geschaffen worden war. Mit ihrer berauschenden Figur stand sie da und trug nicht mehr als ein Handtuch. Auf ihrem ausgestreckten Arm für die Badegäste.
    Mühsam kehrten Seshmosis' Gedanken in die Gegenwart des Dorfes der Lotosesser zurück.
    Raffim und Barsil einigten sich gerade mit dem Pflücker über den Ankauf einer größeren Menge von Lotosfrüchten. Vier riesige Amphoren lagen zum Abtransport bereit. Raffims Diener Jabul, Jebul und Jubul standen neben den schweren Tongefäßen und warteten auf das Zeichen zum Aufbruch, doch Barsils Träger Mumal fehlte noch.
    Seshmosis, der wusste, wohin Mumal verschwunden war, gab Barsil einen Tipp. Schließlich wollte er ihm ja nur behilflich sein.
    Barsil stürmte in die besagte Hütte, aus der kurz darauf spitze weibliche Schreie drangen. Wenig später erschien der Händler wieder und zerrte einen nackten, sehr verwirrten Mumal ins Freie. In seinem Gesicht stand ein blödsinniges Grinsen.
    Es bereitete Barsil etliche Schwierigkeiten, den ehemaligen Steinbrucharbeiter dazu zu bewegen, die Amphore aufzunehmen. Doch schließlich gelang es ihm durch überzeugende Schläge auf den Rücken des Hünen. Endlich konnten auch die Tajarim das Dorf verlassen.
    Mit Wehmut blickte Seshmosis zurück. Wahrscheinlich verließ er gerade eine Oase des Glücks.
     
    *
     
    Pallas Athene raste vor Wut. Außer sich vor Zorn lief sie vor ihrem Vater Zeus in der großen Halle des Olymps auf und ab. Bei jedem Schritt sprühten dabei aus ihren göttlichen Sandalen Funken.
    »Solch ein Frevel darf nicht ungestraft bleiben! Meine Priesterin Kassandra vor meinem Standbild in meinem eigenen Tempel zu vergewaltigen! Noch nie wurde ich so verhöhnt und gedemütigt! Ich fordere für Aias den Lokrer den Tod! Und ich will, dass er nicht nur stirbt, sondern auch dabei leidet!«
    Zeus, der sich gefreut hatte, dass das zehnjährige Kriegsspiel endlich zu Ende war und wieder etwas Ruhe einkehrte, musste seiner Tochter Recht geben. Eigentlich wollte er sich etwas vom Stress der letzten Jahre erholen und träumte schon von künftigen amourösen Abenteuern mit Nymphen und Menschenfrauen. Doch als Sachwalter der Gerechtigkeit im Himmel und auf Erden konnte er sich dem Ansinnen Athenes nicht verschließen. Eine solche Tat durfte wirklich nicht ungestraft bleiben, wollte man den Respekt der Menschen vor den Göttern wahren. Und dieser Respekt war die Grundlage der bekannten Welt, ohne ihn würde sie zugrunde gehen.
    So versprach der Obergott seiner Tochter die frischesten Donnerkeile, die soeben erst aus der Esse der Kyklopen geliefert worden waren, und erlaubte ihr, Rache zu nehmen.
    Augenblicklich erschien Nemesis, die Göttin der gerechten Vergeltung und eine Tochter der Nacht, begleitet von Aidos, der Göttin der Scham. Die beiden hatten zu Beginn des eisernen Zeitalters die lasterhafte Menschheit verlassen, und auch sie dürsteten nun nach Genugtuung für Aias' Frevel.
    Pallas Athene übergab ihre geliebte Eule der Weisheit in die Obhut der Göttin Artemis. Sie wollte bei dem, was sie vorhatte, auf keinen Fall von Vernunft gestört werden. Dann legte sie ihren schimmernden Brustpanzer an, in dessen Mitte das Gorgonenhaupt der Medusa mit feurigen Schlangenhaaren starrte, nahm ihren großen Schild und auch die Donnerkeile, die ihr Zeus entgegenhielt. Zu guter Letzt schulterte sie ihren mächtigen, Tod bringenden Speer und trat entschlossen zum Ausgang. Als Athene die große Halle verließ, erbebte der Olymp vor gewaltigen Donnerschlägen, schwarze Wolken drängten sich um den Götterberg und hüllten das Land und das Meer in Finsternis. Athene schickte ihre Botin Nemesis zu Aiolos, dem Gott der Winde, dessen Wohnung sich auf einer Insel in den Tiefen der Erde befand. Gleich daneben, in einer ausbruchsicheren Höhle, hausten die schrecklichsten Stürme. Als nun Nemesis Athenes Befehl überbrachte, ergriff Aiolos sofort seinen Dreizack und stieß ihn in den Berg, um die hermetisch verriegelte Höhle zu öffnen. Die entfesselten Stürme stürzten sich wie ein Rudel Hunde aus der Öffnung und jagten in alle Richtungen davon. Doch der Fürst der Winde befahl ihnen, sich zu einem einzigen finsteren, tosenden Orkan zu vereinen und zur Flotte des Aias' zu fliegen, die sich auf dem Heimweg von Troja befand. Die gebündelten Stürme machten sich unverzüglich auf, und das Meer stöhnte

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