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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ins Wasser, und vor Rhodos klammerten sich kurz darauf überlebende Seeleute an die Planken ihres zerstörten Schiffes.
    »Dann sei froh, dass du nicht gegen dich selbst spielen musst«, versuchte Dionysos den Meeresgott zu besänftigen. »Allerdings will ich den Theseus auch nicht, das gäbe für mich einen Loyalitätskonflikt. Schließlich ist Ariadne meine Priesterin.«
    »Dann übernehme ich eben den Knaben«, verkündete Zeus. »Die Athener liegen mir sehr am Herzen.«
    »Weil sie dir einen großen, neuen Tempel gebaut haben und dir fette Opfer darbringen«, spottete Dionysos.
    »Was sonst sollte eines Gottes Herz erfreuen?«, fragte Zeus und erwartete keine Antwort.
     
    *
     
    Ariadne erschien mit einem Tablett vor dem Quartier von Nelos und Pelos. Darauf standen ein Krug und vier Becher für die vier Wächter. Natürlich kannten sie die Prinzessin, und jeder von ihnen schwärmte für die schöne junge Frau.
    Als Ariadne nun auftauchte und ihren langweiligen Wachdienst unterbrach, freuten sie sich ungemein, und auch die Erfrischung nahmen sie dankbar an.
    »Garantiert ohne Alkohol!«, beruhigte Ariadne.
    »Dann kann ja nichts passieren«, sagte einer der Wächter, erhob den Becher zum Dank und trank. Seine Kameraden taten es ihm gleich. Und Augenblicke später sanken die vier gleichzeitig zu Boden und fielen in einen tiefen Schlaf. Sie würden nicht nur etliche Stunden schlafen, sondern danach auch nicht mehr wissen, wer ihnen den Trank gereicht hatte. Die Familie des Minos kannte sich gut aus mit Tränken, die vergessen machten.
    Ariadne entriegelte die Tür und ging in das Quartier von Nelos und Pelos. Die Brüder saßen an einem Tisch und sahen die Prinzessin erstaunt an.
    »Theseus schickt mich, euch zu holen. Er erwartet euch beim Tor zum Labyrinth. Macht schnell! Er braucht eure Hilfe.«
    Die Brüder sprangen hoch und eilten zur Tür. Dort nahm jeder eine langstielige Doppelaxt und ein Kurzschwert der Wachen an sich, und schon verschwanden sie in den Gängen des Palasts. Ariadne lächelte. Ihr Verlobter konnte sich auf sie verlassen.
     
    *
     
    Daedalos saß trübsinnig auf seiner Pritsche. Alexandras, Neros und Ikaros waren unterwegs, um die Stelle zu suchen, an der die Wächter das Essen heute versteckt hatten.
    »Was bekümmert Euch, Daedalos?«, fragte Seshmosis leise.
    »Das Schicksal meines Sohnes. Ihr wisst, er wurde schon als kleines Kind hier eingesperrt. Nie lernte er Mutterliebe kennen. Als allein erziehender Vater bin ich einfach überfordert. In letzter Zeit wird Ikaros immer abweisender und aggressiver. Ich fürchte, er will sich der Gäng anschließen.«
    »Wie kommt Ihr denn darauf?«
    »Er baut viel lieber Waffen, als Schreiben zu lernen. Er stürzt sich förmlich auf alles, was spitz oder scharf ist. Und er übt heimlich den Umgang mit selbst gebauten Speeren und Äxten.«
    »Vielleicht ist ihm einfach nur langweilig«, versuchte Seshmosis die Angelegenheit herunterzuspielen.
    »Nein, nein, ich kenne meinen Sohn. Es ist etwas in seinen Augen, das mir sagt, dass er sich verändert hat. Früher befürchtete ich, dass er eines Tages ein Hocker werden könnte. Ikaros neigt zur Melancholie, das hat er von seiner Mutter. Ich fing an, mit ihm die Schwingen zu bauen, damit er auf andere Gedanken kommt und die Hoffnung kennen lernt. Aber seit einigen Wochen interessiert er sich überhaupt nicht mehr dafür und ist total verschlossen. Und er hat diesen Waffentick entwickelt.«
    »Er ist eben in einem schwierigen Alter. Ihr dürft nicht verzagen, Daedalos, er wird diese Phase sicher überwinden.«
    »Wenn er doch wenigstens eine Freundin hätte«, seufzte Daedalos.
    »Ich hatte in dem Alter auch keine Freundin und habe deshalb auch nicht zu Waffen gegriffen«, sagte Seshmosis verständnislos. »Gibt es denn im Labyrinth überhaupt Frauen?«
    »Ja, doch, einige schon. Zwei Kindsmörderinnen, ein paar militante Dirnen und eine praktizierende Ehebrecherin.«
    »Was ist denn eine praktizierende Ebebrecherin ?«, fragte Seshmosis neugierig.
    »Eine Gattin, die ihrem Ehemann den Schädel gebrochen hat.«
    »Scheint mir nicht die Richtige für Euren Sohn zu sein.«
    »Das finde ich auch, aber er ist vielleicht anderer Meinung. Alle Frauen leben bei der Gäng. Erstaunlicherweise werden Frauen weder zu Hockern noch zu Rennern.«
    Seshmosis begriff. Nicht die Liebe zu Waffen, sondern die erwachte Männlichkeit trieb Ikaros zur Gäng.
    »Mir fällt nichts mehr ein, womit ich Ikaros halten könnte«,

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