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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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sind?«, spekulierte Theseus. »Ich habe von Schimmelpilzen gehört, die so etwas auslösen können.«
    Plötzlich fiel die Gäng völlig unvermittelt über sie her. Nur mit Mühe gelang es Nelos und Pelos, die brüllende Horde mit ihren langstieligen Doppeläxten auf Abstand zu halten. Nach einem nur kurzen Gefecht zogen sich die Angreifer zurück.
    »Ich fürchte, die kommen wieder«, stellte Pelos sachlich fest. »Ich kenne solches Gesindel. Die wollten nur testen, ob wir uns wehren können.«
    Noch vorsichtiger als bisher schlichen die drei weiter. Theseus spulte automatisch das Knäuel ab, das ihre Rückkehr garantierte. Auf einmal merkte er, dass auf dem Faden keine Spannung mehr war. Er zog daran, und es dauerte nicht lange, bis er ein abgerissenes Ende in den Fingern hielt. Jemand hatte den Faden durchtrennt.
    Bei allen Göttern, dachte Theseus entsetzt, diese Wahnsinnigen haben uns den Rückweg abgeschnitten. Wütend und enttäuscht warf er den Rest des Knäuels weg. Theseus fühlte, wie sein eigener Lebensfaden dünner wurde.
     
    *
     
    Seshmosis freute sich ungeheuer, als ihm Aram den Schrein von GON zeigte. Das warme Gefühl der Erleichterung durchströmte seinen Körper. Nun war alles gut! Sicher würde der Nomadengott ein Wunder wirken, und er könnte diesen furchtbaren Ort doch noch mit heiler Haut verlassen.
    Asterion zeigte sich als guter und gesprächiger Gastgeber. Er plünderte seinen geheimen Vorrat an Leckereien und bot diese seinen Gästen an. Während sie genüsslich schmausten, erzählte der Halbgott die Geschichte des Heiligen Amuletts von Phaistos und dessen ungeheuere Bedeutung für die kretische Politik.
    Nach einer Weile bewegte sich der Vorhang, der Asterions Gemach vom übrigen Labyrinth abtrennte. Ein Gesicht erschien, um sofort wieder mit einem Entsetzensschrei zu verschwinden. Seshmosis glaubte, Mumal zu erkennen.
    »So läuft es meistens ab«, sagte Asterion. »Sobald sie mich erblicken, fangen sie an zu laufen. Das ist ein Reflex bei den Menschen. Muss an meinen göttlichen Anteilen liegen.«
    »Ich denke, es liegt an deinen sichtbaren göttlichen Anteilen, Asterion. Ich vermute, sie verwechseln dich mit dem Minotaurus«, versuchte Seshmosis zu scherzen.
    Der Halbgott brach in dröhnendes Gelächter aus. »Das ist gut! Das ist wirklich gut! Sie verwechseln mich mit dem Minotaurus! Das gefällt mir!«
    »Mumal! Ihr könnt hereinkommen«, rief Seshmosis ins Dunkel. »Asterion, den ihr Minotaurus nennt, ist unser Freund!«
    Nach kurzer Zeit bewegte sich der Vorhang erneut, wurde zur Seite geschoben, und Nostr'tut-Amus, Tafa und Mumal betraten den Raum.
    Sofort begann Mumal beim Anblick von Aram hysterisch zu schreien: »Wir sind im Reich der Toten! Wir sind gestorben, ohne es zu merken! Die Dämonen werden über uns kommen und uns verschlingen! Wir sind tot!«
    »Mumal, beruhige dich«, befahl Seshmosis.
    Der ehemalige Steinbrucharbeiter reagierte nicht. Er war zwar von beeindruckender Gestalt, vor allem für Mädchen, doch seine geistigen Fähigkeiten verhielten sich umgekehrt proportional zu seinem blendenden Aussehen. Manche in der alten Heimat sagten auch, er wäre dumm wie Stein. Wobei daraufhin stets alle Steine von Ober- und Unterägypten heftig zu protestieren pflegten.
    Erst als Tafa dem Trommler eine kräftige Ohrfeige gab, verstummte dieser.
    »GON sei gedankt, Seshmosis!«, rief Nostr'tut-Amus erleichtert.
    Seshmosis klärte die drei Tajarim kurz über die Situation auf, und diese erzählten ihm, was inzwischen draußen passiert war.
    »Ich habe Theseus von Anfang an misstraut«, sagte Seshmosis und fühlte sich in seiner schlechten Meinung über den jungen Athener voll bestätigt.
    »Was wieder einmal zeigt, dass ein völlig falscher Ansatzpunkt durchaus zur richtigen Einschätzung führen kann«, stellte Nostr'tut-Amus in Anspielung auf Seshmosis' Eifersucht fest.
    Der Schreiber bedachte daraufhin den Seher mit einem flehenden Blick, nicht weiter auf diese Angelegenheit einzugehen.
    Auf einmal betrat ein zerlumpter, schwer bewaffneter Mann vorsichtig um sich blickend den Raum. Er gehörte eindeutig zur Gäng. Er gab Asterion ein Zeichen, der ihn daraufhin zu sich winkte. Bedeutungsvoll flüsterte der Zerlumpte ihm etwas in das unter einem gewaltigen Horn liegende Ohr. Asterion nickte ruhig, dann erhob er sich.
    »Wir gehen zum großen Raum im Zentrum des Labyrinths und erwarten dort unsere Feinde. Ich will nicht, dass sie hierherkommen und bei einer Auseinandersetzung

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