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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Apollon hat meinen Achilleus umgebracht!«, kreischte Athene immer noch außer sich. »Ich habe genau gesehen, wie er den Pfeil des Paris lenkte.«
    »Na und? Wie oft hast du schon zu Gunsten der Achäer eingegriffen?«, fragte der Beschuldigte. »Viel zu oft für meinen Geschmack. Eigentlich sollte man dir Punkte abziehen.«
    »Punktabzug kommt nicht in Frage«, widersprach Hephaistos, der selbst schon einmal durch seinen göttlichen Eingriff nicht ganz regelgerecht den Achilleus gerettet hatte.
    »Es sind schon so viele tot, und es hat noch immer keine Hochzeit gegeben«, lamentierte Aphrodite. »Dauernd mache ich Zugeständnisse, jetzt will ich mindestens drei Happy Ends dafür!«
    »Haltet ein! Wir müssen praktisch denken!«, forderte Poseidon. »Uns gehen langsam die Helden aus.«
    »Hat eigentlich einer von euch noch einmal irgendetwas von diesem fremden Gott gehört? Jokeros oder wie er sich nannte«, wollte Zeus wissen.
    »Ich hatte kürzlich Kontakt mit ihm. Er tat mir einen Gefallen«, antwortete Poseidon beiläufig und knapp und signalisierte damit, dass er keine Lust hatte, mehr darüber zu sagen.
    Doch Zeus ließ nicht nach. »Was für einen Gefallen?«
    »Er half mir, einen meiner Söhne in Sicherheit zu bringen. Dieser Jokeros ist harmlos, glaubt mir. Ein regionales Phänomen, eine Provinzgottheit mit wenigen Gläubigen. Nur ein paar Nomaden beten ihn an. Er hat noch nicht einmal einen einzigen Tempel.«
    Damit gab sich Zeus zufrieden, und die Götter blickten wieder auf das Spielfeld.
    »In Kürze werdet ihr noch mehr Helden verlieren, Athene«, prophezeite Ares sarkastisch. »Dein so oft bevorzugter Held Aias der Große macht sich gerade auf, in seiner Wut und Enttäuschung die Anführer der Achäer zu erschlagen. Er will seine eigenen Waffengefährten niedermetzeln. Das wird ein Schlachtfest! Odysseus hat es diesmal mit seinem betrügerischen Spiel zu weit getrieben.«
    »Das darf nicht sein!«, rief Athene entsetzt und sandte einen Strahl göttlicher Energie zur Erde. Der traf Aias den Großen präzise zwei Zentimeter hinter den Augen, in der Region des Gehirns, wo der Verstand beginnt, und setzte genau diesen völlig außer Kraft.
     
    *
     
    Plötzlich war die Sonne wieder da. Sie ging nicht einfach auf, wie man es normalerweise von ihr erwartet. Statt sich langsam über den östlichen Horizont emporzuheben, stand sie unvermittelt hoch im Zenit und brannte auf die völlig überraschten Tajarim hernieder. Das Meer lag vollkommen ruhig, keine einzige Welle kräuselte die Oberfläche.
    »So sollte es eigentlich nicht sein«, meinte Uartu kopfschüttelnd und kommandierte seine Männer routiniert auf ihre Positionen, denn das Schiff bewegte sich nicht mehr wie von Zauberhand, sondern lag wie festgefroren auf der Stelle.
    Zerberuh, nominell der Kapitän der Gublas Stolz und ein wirklich erfahrener Steuermann, war verwirrt. Mehr als zwei Jahrzehnte war er auf dem Nil gesegelt. Immer wieder von Elephantine, ganz im Süden am ersten Katerakt, bis zu den Städten des Deltas im Norden und zurück.
    Man sagte, dass er nicht aufs Ufer schauen musste, um zu wissen, wo in Ägypten er sich gerade befand. Ein Blick aufs Wasser genügte ihm.
    Einmal nach dem Geheimnis seiner besonderen Gabe befragt, erklärte er: »Der Nil und das Leben darin sehen an jedem Ort anders aus. In Theben schwimmt kein Abfall im Wasser, weil die Leute zu arm sind, etwas wegzuwerfen. In der Nähe von Abydos lässt sich kein Fisch blicken, aus Angst vor den Göttern der Toten. In Buto siehst du das Wasser nicht mehr vor lauter Stechmücken, die sich darüber zu Milliarden paaren. Und in Sauti findest du die fettesten Krokodile von ganz Ägypten. Die mästen sich an den Gedärmen, die direkt von den heiligen Opferaltären der dunklen Götter im Nil landen.«
    Doch hier, in diesen fremden Gewässern, war alles anders. Zerberuh fühlte sich hilflos und verloren.
    Bald darauf erschallte es vom Ausguck: »Land in Sicht!«
    Ohne zu zögern, taten die Seeleute, was sie immer taten, wenn sie in einer Bucht landeten. Seshmosis' Augen suchten unruhig die fremde Küste ab. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, nicht die Spur einer Ansiedlung, und er wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder traurig sein sollte.
    Nach der Landung kam man überein, zuerst ein Lager aufzuschlagen und die Umgebung zu sondieren. Da keiner freiwillig das fremde Terrain auskundschaften wollte, mussten sie losen. Das Los traf, wie konnte es anders sein,

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