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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Seshmosis. Nach zähem Feilschen und der Drohung, sich sofort ins Meer zu stürzen, erreichte Seshmosis, dass man ihm Mumal als Begleiter zusicherte. Raffim bestand darauf, dass GON an Bord blieb, um Schiff und Passagiere zu schützen.
    Nachdem Seshmosis und Mumal eine gute Stunde hügelan und hügelab gewandert waren, hörten sie ein schreckliches Brüllen und Blöken. Vorsichtig schlichen sie den Rest des Weges die Hügelkuppe hinauf und versteckten sich hinter Bäumen. Was sie da sahen, ließ ihnen den Atem stocken. Ein Krieger in voller Ausrüstung, ein Hüne von Mann, noch größer als Tafa oder Mumal, richtete mit seinem Schwert ein blutiges Gemetzel in einer Schafherde an.
    Seshmosis hörte ihn schreien: »Nimm diesen Hieb, Menelaos! Der ist für dich, Agamemnon! Stirb, Diomedes!«
    Mit jedem Streich tötete er ein weiteres Schaf. Auf einmal hielt er hohnlachend inne und blickte um sich.
    »Lieget im Staub, den Raubvögeln zur Beute, ihr Hunde! Ihr werdet keinen ungerechten Schiedsspruch mehr bestätigen, ihr schändlichen Atriden! Und du, der du dich im Gebüsch versteckst, du bist der Schlimmste von allen, Odysseus!«
    Mit diesen Worten steckte er sein Schwert in die Scheide, stürmte auf einen prächtigen Widder los und betäubte ihn mit einem Faustschlag zwischen die Augen. Dann schnappte er sich das Tier und eilte mit den Worten davon: »Dich werde ich im Lager zu Tode peitschen, arglistiger Odysseus! Dein Sterben wird ein langsames sein.«
    Erst als der wütende Krieger schon lange verschwunden war, wagten sich Seshmosis und Mumal aus ihrem Versteck. Gerade als sie zur Schafherde, besser gesagt deren Überresten, gehen wollten, tauchte ein Mann mit einem Karren auf. Schnell wichen die beiden Tajarim in ihr Versteck zurück. Doch es war kein weiterer Wahnsinniger. Ganz im Gegenteil lud der Mann überaus sachlich und ruhig die gemetzelten Schafkadaver einen nach dem anderen auf seinen Karren.
    »Ich weiß nicht, ob die hier immer so schlachten«, sagte Mumal verwirrt und schloss sich Seshmosis auf dem Weg zur Weide an.
    »Ich grüße dich!«, rief Seshmosis dem Mann zu und versuchte das ängstliche Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Das soeben Gesehene wirkte noch in ihm nach.
    »Ich grüße euch!«, entgegnete der Fremde und warf ein weiteres totes Schaf auf seinen Karren. »Wenn ihr mit anpackt, spendiere ich euch eine gute Mahlzeit. Ich bin Mursil.«
    Die beiden Tajarim stellten sich ihrerseits vor, und Seshmosis überließ das Schafe-Aufladen seinem stärkeren Gefährten. Mursil schien es überhaupt nicht zu kümmern, wo die beiden herkamen, Hauptsache sie gingen ihm zur Hand.
    Nachdem auch das letzte tote Tier aufgeladen war, half Mumal den schweren Karren zu ziehen. Der Weg war nicht weit, hinter der nächsten Hügelkuppe schon befand sich das Lager von Mursil.
    Dieses Lager bestand aus einem Dutzend grob gezimmerter Hütten und mindestens noch mal so vielen Zelten. Auf einem kleinen Platz in der Mitte brannte ein Feuer, über dem ein Junge von ungefähr zwölf Jahren einen Fleischspieß drehte.
    »Das ist Metin, mein Gehilfe. Er ist mir nach der Schlacht um die Schiffe zugelaufen. Er ist ganz brauchbar, obwohl er nicht spricht. Schock oder so.«
    Mursil ging zum Fleischspieß, und der Junge hörte auf zu drehen. Der Mann säbelte mit einem langen Messer dünne Scheiben des Fleisches in eine Schale. Dann streute er ein rötliches Pulver darüber, nahm aus anderen Schalen geschnittenes Gemüse und Früchte und gab sie zum Fleisch. Schließlich packte er das Ganze in ein flaches Fladenbrot.
    »Wie nennst du dieses Gericht?«, fragte Seshmosis.
    »Das kommt darauf an. Wenn du Achäer bist, heißt es Gyros, wenn du Trojaner bist, Döner.«
    »Was immer du damit meinst, ich stamme aus Ägypten, ich bin neutral.«
    »Dann nenn es einfach Lamm. Willst du eine Portion?«
    »Gerne!«
    »Mit allem und scharf?«
    »Mit allem und bitte nicht zu scharf.«
    »Für mich auch! Mit allem und scharf«, bat Mumal.
    Kauend fragte Seshmosis: »Woher stammst du eigentlich?«
    »Aus Hattusa, der Hauptstadt des Hethiterreichs. Ich wollte hier im Westen mein Glück machen.«
    »Wo ist eigentlich dieses ›hier im Westen‹?«, fragte Seshmosis wie beiläufig.
    Mursil sah ihn verständnislos an. Währenddessen drehte Metin den Fleischspieß gleichmäßig und langsam über dem Feuer. Die Glut spiegelte sich in seinen Augen, und der Junge schien der Welt entrückt.
    Seshmosis beschloss, behutsam vorzugehen. Er würde

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